[…] „Ich wollte mit aller Macht eine elementare Musik propagieren, eine Rückbesinnung auf die Ursprünge. Und ich wollte etwas anderes sagen, weil etwas anderes zu sagen gewesen ist.

Vor 50 Jahren: „Auf den Mond zu fliegen ist elementar“
[…] Für den Komponisten galt es, nach der genialen Musik der Vorklassik und der Klassik, mit ihren Konsequenzen von Strauss und Pfitzner bis hin zu Schönberg, in Klausur zu gehen und Vokabular wie Themenstellung zu überdenken. Die grandiose Entwicklung mit ihrer immer weitergehenden Zerklüftung und Aufspaltung im Gefolge hatte sich überspitzt. Sie war in eine abstrakte Vereinsamung geraten, nachdem sie alle Folklore aufgefressen hatte. Man mußte nun an diesem Punkt einsehen, daß Musik primär keine solitäre, sondern eine kommunikative Angelegenheit ist.

Interview: Martin Konz, Neue Musikzeitung, XXIV. Jg., Nr. 2, Mai 1974
[…] Wir haben die subtilsten technischen Voraussetzungen für Kommunikation. Aber nie war die Isolierung des Einzelnen so stark ausgeprägt wie in unserem Zeitalter der Kommunikation. Das muß man erkennen und souverän seine Perspektive zu diesen Gegebenheiten finden. Man muß wissen was man zu sagen hat und dabei mit dem Elementaren in Verbindung bleiben. Trotz aller Technik ist es zum Beispiel ein höchst elementares Erlebnis, auf den Mond zu fliegen. […] Dekadenz ist ein Schicksal, das als solches begriffen werden und zu den richtigen Konsequenzen führen muß. Wir befinden uns in einer Phase des Abblühens dieser unserer abendländischen Kultur. Da bedarf es der Erinnerung an ihre Kindheit und ihre großen Mythen. […] ich würde da auch den Tristan als Wendepunkt sehen. Danach begann die Entwicklung die Entwicklungsmusik zu beherrschen und sie letztlich darin ad absurdum zu führen: Es gab nach und nach so etwas wie einen Verlust an Magie. Die Akzente verlagerten sich von Magie auf Interpretation von Magie. Das ist jetzt bewußt etwas überspitzt formuliert. Man darf diesen Prozeß·natürlich nicht einfach verurteilen. Er mußte zwangsläufig stattfinden, und er hat große Musik hervorgebracht. Aber inzwischen sind die alten Formen und musikalischen Mechanismen wohl nicht mehr brauchbar. Konzertmusik im Habitus von Klassik und Romantik halte ich als Kompositionsanliegen heute einfach für unmöglich. Könnten Sie sich vorstellen, daß ich beispielsweise eine Nixon-Ouvertüre schreiben würde?“
Interview: Martin Konz, Neue Musikzeitung, XXIV. Jg., Nr. 2, Mai 1974
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