Zur Teilnahme am Wettbewerb Jugend musiziert eingeladen sind Schülerinnen und Schüler im Kindes- und Jugendalter, Auszubildende, junge Berufstätige und Studierende, die nicht in einer musikalischen Berufsausbildung stehen. Auf Regional-, Landes- und Bundesebene haben seit der Gründung 1963 über eine Million Kinder und Jugendliche teilgenommen. Bei Jugend musiziert debütierten auch junge Musik-Talente, die inzwischen als international gefeierte Musikerinnen und Musiker auf allen Konzertbühnen der Welt zu Hause sind.
Während des vergangenen Bundeswettbewerbs vom 2. bis 9. Juni 2022 in Oldenburg haben wir ein paar Stimmen von Teilnehmenden und Lehrkräften eingefangen, aus welchen Beweggründen die Kinder und Jugendlichen an Jugend musiziert teilnehmen, beziehungsweise was für sie die Bedeutung dieses Wettbewerbs ausmacht.
Sylvia Hartig bereitet an der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“ seit Mitte der 90er-Jahre ihre Schüler*innen auf die Teilnahme am Wettbewerb Jugend musiziert vor. Zwölf Jahre lang hat sie die Jugendmusiziergruppe Michael Praetorius in Leipzig geleitet, in der die Kinder und Jugendlichen auf den Nachbauten his-torischer Instrumente spielen können, und so auch an Instrumente wie Krummhorn und Dulzian herangeführt werden. Für die Teilnahme an Jugend musiziert stellt sie aus Schüler*innen ihrer Blockflötenklasse Ensembles zusammen und nimmt dann gegebenenfalls noch Schüler*innen ihrer Kolleg*innen hinzu. So spielen Samuel Flämig, Jolanda Ristau und Eva Maria Leistner in einem Blockflöten-
Ensemble zusammen. Um das Alte Musik-Ensemble für Jugend musiziert zu vervollständigen, hat sie Jakob Brodowski am Cembalo und Anton Unverzagt für Tenordulzian und Fagott dazu genommen. „Die Teilnahme an Jugend musiziert hängt von den Lehrer*innen und den Schüler*innen ab. Man braucht Lehrer*innen, die Lust darauf haben, die Kinder so intensiv auf den Wettbewerb vorzubereiten und man braucht Schüler*innen, die bereit sind, sich in die Wettbewerbsmühlen zu begeben. Durch den Wettbewerb haben die Schüler*innen ein Ziel und lassen sich darauf ein, genau an den Stücken zu arbeiten, und gerade dieses genaue Arbeiten macht so viel Spaß“, erläutert Sylvia Hartig die Motivation der Teilnehmenden.
Kinder und Alte Musik
Das Ensemble für Alte Musik aus Leipzig mit Jolanda Ristau, Samuel Flämig, Jakob Brodowski, Anton Unverzagt und Eva Maria Leistner hat in Oldenburg in der Altersgruppe III teilgenommen und einen 2. Preis erspielt. Warum sich die Kinder für Alte Musik interessieren und was für sie das Besondere bei Jugend musiziert ist, erzählten sie uns am Rande des Bundeswettbewerbs.
Jolanda Ristau spielt Blockflöte und kam zur Alten Musik durch ihre große Schwester: „Das Zusammenspiel mit anderen Musikerinnen macht mir am meisten Spaß und so war mir bei der Teilnahme an Jugend musiziert besonders wichtig, Spaß zu haben und mit anderen Musik zu machen.“
Samuel Flämig: „Wir waren sehr motiviert zu Jugend musiziert zu gehen, da wir gerne als Ensemble etwas zusammen machen wollten. Wir haben viel geübt und hatten einige Auftritte im Vorfeld, sodass wir uns sicher fühlten. Ich fand gut, dass wir uns durch die Vorbereitung auf Jugend musiziert so richtig intensiv mit den Stücken auseinandergesetzt haben. Ich nehme aus Oldenburg Wettbewerbserfahrung mit. Ich habe gelernt, wie gründlich alles vorbereitet sein muss, damit das Vorspiel dann aus dem Stegreif gut klappt. Ich habe gesehen, dass auch viele andere Jugendliche wie unsere Gruppe Alte Musik machen.“
Jakob Brodowski: „Da ich Cembalo und Klavier spiele, bot meine Lehrerin mir an, in diesem Ensemble mitzuspielen und ich willigte sofort ein. Meine Motivation, an Jugend musiziert teilzunehmen, war, gemeinsam Musik zu machen, auf dem eigenen Instrument weiterzukommen, Spaß zu haben und es vielleicht sogar bis zum Bundeswettbewerb zu schaffen und einen Preis zu gewinnen. Für mich war es sehr aufregend, in eine andere Stadt zu fahren um das, was man seit einem halben Jahr gemeinsam geübt hat, vor der Jury und dem Publikum vorzutragen. Mitgenommen habe ich, dass es einen deutlich mehr motiviert zu üben, wenn man in einer Gruppe oder mit dieser sogar auf einen Wettbewerb hinarbeitet.“
Anton Unverzagt: „Mir macht es so viel Spaß, Alte Musik zu spielen, da man eine sehr große Auswahl an alten Instrumenten hat, wie zum Beispiel Krummhorn oder Dulzian. Bei Jugend musiziert macht man zunächst einmal mit, weil man Spaß am Musizieren hat und weil man sich natürlich auch mit anderen im gleichen Alter, die auch so viel Spaß am Musizieren haben, messen möchte.“
Eva Maria Leistner: „Kurz vor dem Bundeswettbewerb durften wir noch an einem Vorbereitungskurs teilnehmen. Wir wollten gerne zeigen, was wir dort gelernt hatten. Der Wettbewerb war sehr aufregend. Wir hatten eine lange Anreise und alle Eltern haben uns begleitet. Wir wussten, dass dieser eine Auftritt zählt und wir unser Bestes geben müssen. Nach dem Jurygespräch haben wir uns vorgenommen, noch besser aufeinander zu hören.“
Seit einigen Jahren gibt es die Kategorie Pop-Gesang, an der die junge Sängerin Nele Schüßler aus Marburg sehr erfolgreich teilgenommen hat. Neben einem 1. Preis beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert in der Kategorie Gesang (Pop) wurde sie mit dem Sonderpreis des Bundesverbandes Deutscher Gesangspädagogen (BDG) ausgezeichnet: „Die Chorleiterin des Pop- und Jazzchores an meiner Musikschule hat mich ermutigt, mich zu Jugend musiziert anzumelden“, erläutert Nele Schüßler ihren Weg zur Anmeldung. „Ich war einfach neugierig, wie das alles funktionieren würde und wie meine Leistung bei der Jury ankommen würde. Außerdem habe ich geahnt, wie viel Spaß es machen würde, ein vielfältiges Wertungsprogramm zu erstellen und zu perfektionieren. Meine Gesangslehrerin, mein Klavierbegleiter und ich sind dadurch sehr zusammengewachsen. Uns war es wichtig, das Projekt der Teilnahme an Jugend musiziert aus Spaß an der Musik und nicht für den Erfolg zu machen, was mir geholfen hat, mich während der Wertungen zu entspannen. Durch Jugend musiziert hat sich meine Gesangstechnik, mein Selbstbewusstsein auf der Bühne und mein Umgang mit Erfolgen verbessert. Ich kann meinen Erfolg jetzt als große Wertschätzung und Meilenstein sehen, ohne dadurch eingebildet zu werden.“
Erfahrungen der „Alten“
Auch inzwischen erfolgreiche Berufsmusiker*innen haben in ihren jungen Jahren an Jugend musiziert teilgenommen und erinnern sich gerne an die hier gemachten Erfahrungen zurück:
Christiane Karg, international erfolgreiche Sopranistin und Leiterin der Konzertreihe KunstKlang in Feuchtwangen: „Was für ein Privileg: Ich darf meinen Traumberuf als Sängerin ausüben, kann andere Menschen mit Musik begeistern, sie glücklich machen! Es ist oft harte Arbeit, aber auch pure Freude und das, was ich mir immer gewünscht habe! Bei Wettbewerben teilzunehmen, gehört dazu und hat mich geprägt und mir große Chancen eröffnet. Zunächst bin ich wenig erfolgreich mit der Blockflöte angetreten; aber mein eigentlicher Traum war immer der klassische Gesang und in den Folgejahren konnte ich damit punkten. Ohne diese Bestätigung, ohne das Gefühl ‚Ja, Du kannst was ganz Besonderes‘, hätte ich vielleicht einen anderen Weg eingeschlagen und mein Glück nicht gefunden. Jugend musiziert hat mich früh aufs Äußerste gefordert, hat mich angespornt weiter zu üben, mich motiviert und mir mein Talent gezeigt.
Entdeckt auch Ihr eure Talente; jede*r ist besonders! Zeigt es!“
Alban Gerhardt, einer der bekanntesten und vielseitigsten Cellisten unserer Zeit: „Obwohl ich überhaupt kein Freund von Musikwettbewerben bin und ich sie als notwendiges Übel verstehe, so muss ich bei Jugend musiziert eine Ausnahme machen, da es zumindest für mich als junger Mensch ein wichtiger Punkt in meiner Entwicklung war. Es ging nicht darum, mich mit anderen zu messen, sondern einfach ein Ziel zu haben, auf das hin es sich zu üben lohnte. Da ich, wie die meisten anderen jungen Musiker, keine sonstigen Möglichkeiten zum Konzertieren hatte, war Jugend musiziert ein Fixpunkt, konzentrierter zu üben, besseren Unterricht zu bekommen (denn auch die Lehrer geben sich dann mehr Mühe) und beim eigentlichen Wettbewerb zu lernen, mit den Nerven umzugehen und einfach Podiumserfahrung zu sammeln – dafür bin ich Jugend musiziert für immer dankbar. Und natürlich meinen Eltern, die mir klar gemacht haben, dass Musik dazu da ist, miteinander und nicht gegeneinander zu spielen, und dass ich nicht teilnehme, um zu gewinnen, sondern nur der Erfahrung wegen.“
Auch die jungen Musikerinnen und Musiker, die sich bis 15. November zur Teilnahme an Jugend musiziert 2023 anmelden, werden im kommenden Jahr sicher ähnliche positive Erfahrungen bei der gemeinsamen Wettbewerbsvorbereitung, der eigenen musikalischen Weiterentwicklung und dem Miteinander bei den Veranstaltungen machen. Alle Organisator*innen, Juror*innen und Partner freuen sich schon darauf, die Ergebnisse hoffentlich live vor Ort zu erleben!
Die Kategorien des 60. Wettbewerbs Jugend musiziert lauten:
Klavier solo, Harfe solo und Solo-Gesang, Drum-Set (Pop), Gitarre (Pop) und die ab Landesebene startende Kategorie Jumu open; dazu sind Ensembles aus den Bereichen Blasinstrumente, Streichinstrumente, Akkordeon eingeladen und besondere Besetzungen für Kompositionen Neuer Musik. Zudem gibt es die neue Kategorie Kammermusik für gemischte Ensembles.