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Junger Klang und alte Meister

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Der Deutsche Kammermusikkurs „Jugend musiziert“ in Trossingen
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Die Sache lief für alle wirklich rund, neulich in Trossingen: Die Bundes­akademie für musikalische Jugendbildung war im nunmehr zweiten Jahr die Heimstatt für herausragende Musikerinnen und Musiker, die aufgrund ihres Bundespreises bei „Jugend musiziert“ zur Teilnahme am Deutschen Kammermuskikkurs eingeladen worden waren. Sie wird es auch die kommenden Jahre bleiben.

40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet, im Alter zwischen 12 und 19 Jahren, bildeten, auch für die Dozenten überraschend, menschlich und musikalisch eine ausgesprochen homogene Gruppe, die sich bereitwillig auf das Abenteuer einließ, in zwölf Tagen große Werke der Kammermusik zu erarbeiten. Das musikalische Angebot wurde ergänzt durch die Einführung in Alexandertechnik durch den Dozenten Valentin Keogh.

Erfreulich war zum einen die Tatsache, dass das musikalische Niveau des Kurses so hoch wie selten war. Zwar hat man es Jahr für Jahr mit, im doppelten Wortsinn, ausgezeichneten jungen Leuten zu tun. Die Qualität des einzelnen Musikers beeinflusst aber im Positiven wie im Negativen die gesamte Gruppe, sobald die Ensembles vor Ort die gemeinsame Probenarbeit aufnehmen. Angelika Merkle, Professorin für Klavier-Kammermusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt/Main, in deren Händen die künstlerische Leitung des Kurses lag, äußerte sich rundum zufrieden, ihre Kollegen Jörg Michael Thomé, Fagott, Martin Spangenberg, Klarinette, Stephan Imorde, Klavier, Esa Tapani, Horn, Winfried Rademacher, Violine, Mario Blaumer, Violoncello, und Konstantin Heidrich, Violoncello, allesamt Protagonisten oder Professoren des internationalen Hochschul- und Konzertbetriebs, waren ebenso voll des Lobes.

Rund 20 Werke standen also auf dem Kursplan, die Besetzungen reichten von Klavier-, Bläser- oder Streichertrios - mit Werken von Beethoven, Brahms, Debussy oder Martinu - bis zu großen Besetzungen: Beispielsweise das Schubert-Oktett, das Piano-Sextett von George Onslow oder das Septett in Es-Dur von Ludwig van Beethoven.

Solisten und Ensembles willkommen

Nun besteht der besondere Reiz dieses Kammermusikkurses darin, dass sich einzelne Musiker dafür anmelden können. Oft sind sie vertraut und versiert im Musizieren von Sololiteratur, finden aber in ihren Heimatorten keine oder keine gleichwertigen Ensemblepartner. So dass die vergleichsweise lange Dauer des Kurses mit Bedacht gewählt ist, denn naturgemäß dauert es ein wenig, bis man sich musikalisch miteinander vertraut gemacht hat. Melden sich bereits bestehende Ensembles an, wird diese Tatsache von der Kursleitung mindestens ebenso erfreut zur Kenntnis genommen, denn die Anmeldung ist Fleisch gewordener Wille zu gemeinsamen Weiterentwicklung und die Probenarbeit kann gleich sehr intensiv und gestaltend beginnen.

Drei feste Ensembles meldeten sich für den Kammermusikkurs 2016 an, auch dies eine echte Neuigkeit. Sie nutzten die Tage in Trossingen auch als Intensivtraining, um sich auf WESPE vorzubereiten. (Siehe Bericht auf dieser Seite) Die wiederkehrende Buchung des Kammermusikkurses in der Bundesakademie Trossingen hat den Vorteil, allmählich fester Bestandteil des regionalen Konzertbetriebs zu werden. Denn zu den Higlights jedes Kurses gehören drei öffentliche Konzerte. Bereits im vergangenen Jahr ist es gelungen, in eine renommierte und gut eingeführte Kammermusikreihe in Rottweil in der Predigerkirche Eingang zu finden. Nicht jeder Veranstalter hat den Mut, ein Konzert anzusetzen, dessen Interpreten (noch) keinen Namen haben und dessen Konzertprogramm erst sehr kurzfristig feststeht.

Sich einen Namen machen

In Rottweil sind mit diesem Jahr letzte Zweifel endgültig ausgeräumt, in Donaueschingen bahnt sich eine ähnliche Perspektive: Die Stadt hat für 2017 ihr Interesse signalisiert, für das Konzert in den Donauhallen verstärkt­ Werbung zu machen. Die Matinee am letzten Kurstag im Konzertsaal der Bundesakademie ist ohnehin ein leicht zu gewinnendes Heimspiel, die Öffentlichkeit erwartet wie eine Selbstverständlichkeit, dass aus dem Konzertsaal nur das Beste erklingt. So endete der Deutsche Kammermusikkurs „Jugend musiziert“ 2016 mit insgesamt rund 1.000 Konzertbesuchern am 3. September in großer Harmonie – und der vereinzelt leisen Trauer, dem „Jugend musiziert“-Alter und damit auch der Kursteilnahme bald entwachsen zu sein. Der Deutsche Kammermusikkurs 2017 findet vom 22. August bis 3. September statt.

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