Die Coronalage lässt auch den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ 2021 in der gewohnten Form nicht zu. So wird es von 20. bis 26. Mai einen Bundeswettbewerb Teil I geben, als Video-Wettbewerb mit Wertungsspielen in allen Solo- und Duo-Kategorien. Von 9. bis 12. September ist dann ein Bundeswettbewerb Teil II geplant – in Präsenz und für die Kategorien „Schlagzeug-Ensembles“ und „Besondere Besetzungen mit Werken der Klassik, Romantik, Spätromantik und Klassischen Moderne“ – sofern das Pandemiegeschehen dies zulässt.
Als die weltbekannten ,Bremer Stadtmusikanten‘ sich einst auf den Weg nach Bremen machten, wussten auch sie, dass diese Stadt der ideale Ort ist, um zu musizieren. Und so freuen wir uns, dass wir viele begeisterte Musiker*innen, Sänger*innen und Kulturfreund*innen als Ausrichtungsstätte des 58. Wettbewerbes ,Jugend musiziert 2021‘ begrüßen dürfen.“
Mit diesen Worten werden Gastgeber der Hansestadt Bremen auf der Website von „Jugend musiziert“ zitiert. Sie wird flankiert von ähnlich enthusiastischen Worten aus der kleineren Partnerstadt: „Bremerhaven freut sich darauf, zum ersten Mal in seiner jungen Geschichte Gastgeber für talentierte Musikerinnen und Musiker im renommierten Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ zu sein.“
Wie sehr hatten sich alle darauf gefreut, aber aus dem Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ 2021 im Mai vor Ort in Bremen und Bremerhaven als Festival der musikalischen Begegnung wird leider nichts. Die Herausforderungen einer Corona-konformen Durchführung des Bundeswettbewerbs sind im Laufe der Monate immer größer geworden, so dass nun feststeht: Der Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ 2021 findet von 20. bis 26. Mai als Videowettbewerb statt. 140 Jurorinnen und Juroren, verteilt auf 23 Gremien, werden vor Ort in Bremen und Bremerhaven sein, die rund 1.700 Videos von 2.250 Nachwuchsmusikerinnen und -musikern sichten, bewerten und mit Punkten und Preisen auszeichnen.
Zwei gute Nachrichten
Die erste, erstaunliche, Nachricht ist, dass die Teilnehmerzahl auf Bundesebene 2021 für die im Mai ausgespielten Kategorien erneut einen Zuwachs von rund zehn Prozent erfahren hat. Untrügliches Zeichen für die Attraktivität von „Jugend musiziert“, aber auch dafür, wie sehr sich alle nach einem erfüllten Hobby sehen, nach einem Ziel, auf das sie hinarbeiten können. Die zweite Neuigkeit ist, dass dieser Zuwachs erreicht wurde, obwohl sich die Musiker*innen in diesem Ausnahmejahr in den beiden Kategorien mit mehr als zwei Ensemblemitgliedern gar nicht erst beteiligen konnten. Das betraf die Kategorie „Schlagzeug-Ensembles“ und „Besondere Besetzungen mit Werken der Klassik, Romantik, Spätromantik und Klassischen Moderne“. Ein gemeinsames Proben war und ist in weiten Teilen der Bundesrepublik nicht möglich. Und dies ist die zweite, vielleicht erfreulichste Nachricht: Denn für diese beiden großen Kategorien wird ein Bundeswettbewerb Teil II nachgeholt!
Der Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ ist in diesem Jahr also zweigeteilt: Teil II findet von 9. bis 12. September 2021 in der Hansestadt Bremen statt.
Verbunden ist dieser Termin im Frühherbst mit der großen Hoffnung, dass gemeinsame Proben im Laufe der kommenden Monate wieder möglich sind. Denn auch für den Bundeswettbewerb Teil II gilt, dass der Teilnahme eine Qualifikation über Wettbewerbe auf Landesebene vorausgeht.
Wenn Landeswettbewerb, dann Bundeswettbewerb
Nun ist es ja denkbar, dass in manchen Bundesländern weiterhin nicht gemeinsam geprobt werden kann, während dies in anderen Bundesländern möglich ist. So sind die Teilnahmebedingungen an die Landeswettbewerbe in den Bundesländern unterschiedlich und folglich auch die Qualifikationsmöglichkeiten für den Bundeswettbewerb Teil II ungleich verteilt.
Der Erweiterte Beirat von „Jugend musiziert“, also die Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene, hat hier im Rahmen einer Abstimmung für zusätzliche Klarheit gesorgt, wenn ihm auch für einen gerechten Zugang von Teilnehmer*innen zum Bundeswettbewerb Teil II die Hände gebunden sind: Mit deutlicher Mehrheit plädierte das Gremium dafür, dass der Bundeswettbewerb Teil II angeboten wird, sofern es vorausgehende Landeswettbewerbe gegeben hat. Auf die Festlegung einer definierten Anzahl wurde bewusst verzichtet.
Für die Wertungsspiele im September in Bremen sind derzeit zwei Wertungshäuser geplant, dazu die entsprechende Anzahl an Jurygremien. Und wenn alles gut geht, soll es sogar am Ende der vier Wettbewerbstage ein öffentliches Abschlusskonzert in der „Glocke“ geben, in Bremens renommiertem Konzerthaus. Das ist für alle eine wirklich gute Nachricht: Für die Gastgeberstadt Bremen, die nach dem 3. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ im Jahr 1966 eine Tradition begründet und 2021 gerne erneut die Gastgeberrolle übernommen hat – natürlich in der Hoffnung auf einen Präsenzwettbewerb mit tausenden Teilnehmer*innen, Lehrkräften und musikinteressierten Besuchern. Der Medienpartner von „Jugend musiziert“, Radio Bremen Zwei, signalisiert ebenfalls große Freude und wird mit seinen Mitteln und auf seinen Kanälen dafür sorgen, dass das Abschlusskonzert für das Bremer Publikum zum gesellschaftlichem Kulturereignis wird. Dazu kommen Signale aus der Bremer Wirtschaft, sich im Rahmen des Bundeswettbewerbs Teil II als Stifter von Sonderpreisen zu präsentieren. Das alles macht den Organisator*innen Mut in der kulturellen Dürre.
Präsenz oder Absage
Allen Ermutigungen zum Trotz gibt es aber doch den Moment, wo alle Planungen zum Erliegen kommen: Denn nach intensiven Gesprächen zwischen dem Beirat und der Projektleitung von „Jugend musiziert“ ist es beschlossene Sache, dass der Bundeswettbewerb Teil II nur dann stattfinden wird, wenn er sich zu diesem Termin durchführen lässt. Sollte dies nicht möglich sein, wird er ersatzlos abgesagt und auch nicht verschoben. Im „Jugend musiziert“-Kalender dieses Jahres findet sich dann nämlich schlichtweg kein freier Termin mehr: Zum einen ist an den beiden folgenden Septemberwochenenden WESPE – das Wochenende der Sonderpreise in Regensburg geplant und dann der WDR 3 Klassikpreis der Stadt Münster. Zum anderen soll „Jugend musiziert“ zur Weiterentwicklung der musikalisch-künstlerischen Fähigkeiten anregen. Das Festhalten am Wettbewerbsprogramm 2021 bis in den Oktober hinein zwänge Teilnehmer*innen möglicherweise ungewollt lang, sich mit ihrem Programm zu befassen, ein unerwünschter Blockadeeffekt der persönlichen und künstlerischen Entwicklung.
Die Routine im Umgang mit dem Pandemiegeschehen und der Anpassung des Wettbewerbsformats sind gewachsen. So werden sich Organisator*innen zunächst mit dem Bundeswettbewerb im Mai befassen. Es wäre ja gelacht, wenn man im September nicht einen Präsenz-Bundeswettbewerb gewuppt bekäme!