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Wir sind „Jugend musiziert“: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der „Jugend musiziert“-Konferenz 2018 in Landshut. Foto. Wolfgang Theer/Jugend musiziert
Wir sind „Jugend musiziert“: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der „Jugend musiziert“-Konferenz 2018 in Landshut. Foto. Wolfgang Theer/Jugend musiziert
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Wir sind „Jugend musiziert“

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„Jugend musiziert“-Konferenz 2018 in Landshut
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Wie passt der Wettbewerb „Jugend musiziert“ in eine Welt voller Freizeitangebote? Wie interessiere ich einen möglichen Sponsor für meinen Regionalwettbewerb? Welche Kategorien passen zu „Jugend musiziert“?

Diese und zahllose andere Fragen stellt sich jede/r Verantwortliche irgendwann im Laufe seiner Tätigkeit für „Jugend musiziert“. Von den drei Möglichkeiten, Antworten auf diese Fragen zu finden (keine, jeder seine eigene), ist sicherlich die „Jugend musiziert“-Konferenz die tauglichste: Im Turnus von etwa fünf Jahren versammeln sich dort Verantwortliche aller Wettbewerbsebenen für ein Wochenende an einem Ort, um dort in konzentrierter Atmosphäre die Entwicklung des Wettbewerbs zu steuern, eigene Anregungen einzubringen und aktiv für die Zukunftsfähigkeit von „Jugend musiziert“ zu sorgen. Dank der Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend konnte die Konferenz 2018 von 9. bis 11. November stattfinden. Ort der Zusammenkunft war die Sparkassen-Akademie Landshut.

150 Personen folgten der Einladung zur „Jugend musiziert“-Konferenz 2018. Geballte Kompetenz, die sich zusammensetzte aus Regional- und Landeswettbewerbsverantwortlichen, Mitgliedern des „Jugend musiziert“-Beirates, erfolgreichen „Jugend musiziert“-Teilnehmern und Lehrkräften, deren Schülerinnen und Schüler regelmäßig Bundespreise bei „Jugend musiziert“ erspielten. Zu Gast waren außerdem der Präsident des Deutschen Musikrates, Prof. Martin Maria Krüger und, als Repräsentant des Hauptsponsors von „Jugend musiziert“, Dr. Ingo Krüger, geschäftsführender Vorstand der Bayerischen Sparkassenstiftung. Bevor die beiden genannten Personen jedoch im Rahmen der ersten Abendveranstaltung die anwesenden Konferenzteilnehmer begrüßen konnten, fand am Nachmittag des ersten Tages zur Einstimmung das „World-Café“ statt, eine Workshop-Methode, in der sich kleine Gesprächsrunden mit drei großen Fragen befassten: Zum eigenen Engagement für „Jugend musiziert“, zur Bewertung der Marke „Jugend musiziert“ und schließlich mit der Frage zu den eigenen Erwartungen in die „Jugend musiziert“-Konferenz. Es durfte gelacht, geredet, gemalt und geschrieben werden und positiv und erwartungsvoll gestimmt, teilte sich die große Gruppe anschließend in die erste Workshop-Runde auf.

Insgesamt hatten 18 Workshops zur Auswahl gestanden. Weit im Vorfeld hatten die Konferenzteilnehmer ihr persönliches Workshop-Portfolio zusammenstellen können und auch eigene Ideen, zusätzliche Aspekte oder Problemstellungen einbringen können. So dass die Workshop-Runden dadurch massiv an Qualität gewannen, indem sich jeweils Experten versammelten, deren Know How und reicher Erfahrungsschatz sich im unbedingten Willen manifestierten, „Jugend musiziert“ nach vorne bringen wollen.

Gesellschaftliche Veränderungen

Ein großer Themenkreis war unter dem Stichwort „Gesellschaftliche Veränderungen“ zusammengefasst: Der Einfluss digitaler Medien, das Interesse junger Leute anderer Kulturkreise an „Jugend musiziert“ und der Einfluss ihrer Musik auf das Kategorienspektrum, das gewaltige Freizeitangebot, die achtjährige Gymnasialzeit. Schließlich die Rolle der Lehrkräfte an allgemein bildenden Schulen ebenso wie an Musikschulen, deren Passion für „Jugend musiziert“ auf Jugendliche abstrahlt, deren Engagement jedoch auch angemessen und öffentlich gewürdigt werden muss.

Ein weiterer Themenkreis drehte sich um wettbewerbsintrinsische Aspekte wie Bewertung und Beratungsgespräche. Diese beiden Bereiche nahmen aufgrund ihrer Bedeutung und ihres Zuspruchs auf der Konferenz so breiten Raum ein, dass die Organisatoren beschlossen hatten, sie zweimal anzubieten. Im Workshop „Bewertung“ wurde über die häufig zu hörende Kritik der Preisinflation diskutiert, die ideale Zusammensetzung der Jurygremien und Förderangebote als zusätzliche Würdigung einer im Wettbewerb erbrachten Leistung.

Im Workshop „Beratung“ ging es im Kern um das Selbstverständnis der Juroren, das sich an den zwei Themenkomplexen Wertemaßstab bei der Punktevergabe und dem gut geführten Beratungsgespräch festmachen ließ.

Der Freitagabend bot also bereits so viel Gesprächsstoff, dass die Gruppen ihre Diskussionen zunächst in den Speisesaal verlegten und sie im Bierstüberl der Akademie bis weit in die Nacht hinein fortsetzten.

Professionelles Ambiente

An dieser Stelle lohnt es sich bereits, das Loblied auf die Sparkassenakademie anzustimmen. In ihrer Abgeschiedenheit, ihren nach dem neuesten Standard ausgestatteten Tagungsräumen, einem umfassenden medientechnischen Service, den Einzelappartements in gehobener Ausstattung, dem Fitnessangebot, exzellenter Verpflegung und einem hochprofessionell arbeitenden Team unter der Leitung von Rosemarie Weißdorn, konnten sich alle Beteiligten vor und hinter den Kulissen komplett auf ihre Mission konzentrieren. „Jugend musiziert“ sagt dem Akademie-Team herzlichen Dank!

Intensiv wie der Freitag geendet hatte, begann der Samstag mit der zweiten Workshop-Schiene, die sich vormittags Fragestellungen zur Integrationskraft und Zukunftsfähigkeit von „Jugend musiziert“ widmete. Konkret wurde über den Einfluss von Migranten aus verschiedenen Ländern diskutiert, die mit ihrer Musik und ihren Instrumenten das Musikleben bereichern, dass ja auch „Jugend musiziert“ als Teil der bundesdeutschen Kulturlandschaft, wesentlich mitprägen möchte. In dem Zusammenhang wurden auch die 2009 auf allen drei Wettbewerbsebenen eingeführten Pop-Kategorien nochmals auf den Prüfstand gestellt und deren Durchführung unter dem provozierenden Titel „Pop- oder Flop-Kategorien?“ eingehend beleuchtet. Wenig überraschend, dass sich niemand mehr vorstellen konnte, auf die Neuzugänge zu verzichten, ja, es wurden nicht wenige Stimmen laut, die die Einführung von Band-Wettbewerben plädierten. So wie alle Instrumente bei «Jugend musiziert» ja als Solo- und als Ensemblekategorien angeboten werden.

Zukunftswerkstatt

Einer der Workshops hatte den Begriff Zukunft dezidiert im Titel: Die Idee dahinter war es, einen ganzen Tag lang darüber nachzudenken, wie „Jugend musiziert“ in Zukunft aussehen und gestaltet werden soll. Es durften, unabhängig von thematischen Vorgaben oder Zwängen, Visionen entwickelt werden, aus denen sich dann wiederum konkretere Empfehlungen und Aufgaben ergeben sollten. Über 20 Personen nahmen an diesem besonderen Workshop teil.

Währenddessen teilten sich die Konferenzteilnehmer auf die übrigen Angebote auf. Von der Diskussion um eine übersichtlich gestaltete Ausschreibung, die die planerische Arbeit für die Regionalwettbewerbe erleichtert und präzise Auskunft gibt, versprachen sich mehr als 30 Mitwirkende Unterstützung für ihre Arbeit, während zahlreiche Interessierte sich weiteren Themenfeldern widmeten. Denn auch am Samstag nahm ein Workshop zum Thema „Regional- und Landeswettbewerbe: Verantwortung, Verpflichtung, Verflechtung“ besonders breiten Raum ein, indem er einmal als zweieinhalbstündige Fassung angeboten und nachmittags nochmals wiederholt wurde. Das lag nicht zuletzt daran, dass das Gros der auf der Konferenz versammelten Männer und Frauen genau in diesem – ehrenamtlichen – Bereich tätig war und für sich selbst, die eigene Arbeit Impulse und Hilfestellungen erhoffte. Naturgemäß standen die Finanzierung und die rechtlichen Rahmenbedingungen im Fokus und auch die mehrstimmig vorgebrachte Forderung nach Unterstützung durch Mittel und Manpower, die der Landesebene zur Verfügung stehen. Das Spannungsfeld bewegte sich zwischen Verantwortung und Verpflichtung.

In die Thematik passte dann auch ein weiterer Workshop, der das Engagement der Sparkassen-Finanzgruppe bei „Jugend musiziert“ beleuchtete – und vielleicht auch ein wenig zur Erdung der Erwartungen an den Sponsor beitrug, indem die Struktur und die Autonomie der verschiedenen Sparkassenebenen verdeutlicht wurden und auch das Wesen des Sponsorings, das ja definiert wird als Leistung in Erwartung einer Gegenleistung. Für diesen Workshop, der, wie übrigens alle anderen Workshops auch, von einem Moderatoren-Duo geleitet wurde, hatte sich „Jugend musiziert“ die Kompetenz direkt aus der Zentrale des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes geholt: Thelke Fiebrandt, Referentin in der Abteilung „Stiftungen/Sponsoring, Gesellschaftliches Engagement und Veranstaltungsmanagement“, erläuterte die sparkasseneigenen Strukturen und die Erwartungen, die die Sparkassen mit ihrem Engagement bei „Jugend musiziert“ verknüpfen.

Rückblicke, Ausblicke

Der Workshop „Öffentlichkeit und Medien“ streifte das Thema Sponsoring ebenfalls, stellte die verschiedenen analogen und digitalen Medien vor, mittels derer eine balancierte Öffentlichkeitsarbeit und eine publikumswirksame Würdigung aller Förderer und Sponsoren erzeugt werden kann.

Eine Alleinstellung im vernetzten Feld der Themen hatte der Workshop um die vor 20 Jahren eigens für „Jugend musiziert“ entwickelte Branchensoftware JMDaten. Aus einer strukturierten Abfrage nach den individuellen Kenntnissen im Vorfeld, schneiderten die Moderatoren eine Veranstaltung, die gleichermaßen Anregungen zu einer zukunftsfähigen Software sammelte, und (Er-)Kenntnisse, die eigene Benutzerleistung betreffend, vermittelte.

Der Abend endete – wie sollte es anders sein – mit Musik, Getränken und guten Gesprächen, die auch auf dem Podium stattfanden. Dorthin wurden nämlich sechs Personen gebeten, die unter dem Motto „Was hat ‚Jugend musiziert‘ mit mir gemacht?“ interviewt wurden. Mit Reinhart von Gutzeit, der im vergangenen Jahr den Vorsitz von „Jugend musiziert“ niedergelegt hatte, Dr. Christian de Witt, der sich vom Vorsitz des Landesausschusses NRW zurückgezogen und Claus Christianus, der sich aus dem Amt des Regionalausschussvorsitzenden verabschiedet hatte, wurden anekdotenreich drei hochkarätige „Jugend musiziert“-Urgesteine verabschiedet. Mit Angelika Schröer, seit Jahrzehnten planerisch im Regionalwettbewerb Münsterland tätig und Katja Lunkenheimer-Tietze, die gemeinsam mit ihrer Schwester erst vor kurzem die Verantwortliche für den Regionalwettbewerb Nürnberg ist, hatten zwei Antagonistinnen auf dem Podium Platz genommen, die ihre Erfahrungen mit und Erwartungen für „Jugend musiziert“ schilderten. Umrahmt wurde der Abend musikalisch von einem Vokalsextett aus Freising (Anna-Katharina Sutor, Elisabeth Fußeder, Miriam Fußeder, Felicitas Höfler, Cordula Kraetzl, Franka Weidlich), an dessen Frische und Virtuosität man sich schon im Preisträgerkonzert beim Bundeswettbewerb in Paderborn hatte erfreuen können.

Mit der Präsentation der Workshop-Ergebnisse und dem Einholen von Meinungsbildern zu kontroversen Fragen, die im Laufe der Konferenz formuliert worden waren, endete die „Jugend musiziert“-Konferenz 2018. Vieles muss nun in den Gremien weiter verfolgt und bearbeitet werden, Ungeduld ist hier nicht angebracht, einige Themen werden ihre Glut im Laufe des Diskurses verlieren, was aber sicher lange halten wird: die unvergessliche „Wir-sind-Jugend-musiziert-Stimmung“, die in diesen Tagen entstand. 

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