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Jazzig klassisch

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Konzertabend mit dem Ensemble Clazzic
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München. Eine ungewöhnliche Besetzung und eine ungewöhnliche Mischung aus Jazz und Klassik gab es in der Konzertreihe des Tonkünstlerverbandes München „musica da camera“ in der Versicherungskammer Bayern zu hören.

Das Ensemble Clazzic, bestehend aus Martina Silvester (Flöte), Susanna Klovsky (Klavier), Johannes Ochsenbauer (Kontrabass) und Tilmann Herpichböhm (Schlagzeug), spielte arrangierte Stücke und solche, die eigens für das Ensemble komponiert wurden. Herzstück des ersten Teils war sicherlich die Uraufführung von „The Clazzic Suite" des russisch-israelischen Komponisten Uri Brener (*1974). Vier von den sechs Stücken dieser Suite sind den Instrumenten des Ensembles gewidmet: „Syrinxation" der Flöte, „Amadevans" – nach Mozarts Sonate in A – dem Klavier, „The funky bird" dem Kontrabass und „Saltarello" mit einem Troubadouren-Thema dem Schlagzeug. Besonders stimmungsvoll wirkte „Syrinxation", das sich an Debussys bekanntes Solo-Flötenstück „Syrinx" anlehnt. Die Flötenstimme wurde dabei weitgehend übernommen, aber in eine neue Umgebung mit wunderbar impressionistischen Klängen im Klavier und schönen Klangeffekten durch Glissandi im Kontrabass und Schlagzeug gesetzt. Die Suite von Brener ist ein schwungvolles, oft humorvolles Musikstück. Der Komponist versteht es, bereits vorhandenes musikalisches Material (u.a. von Bach, Mozart und Debussy) zu zitieren und daraus seine eigenen Musiksprache zu entwickeln. Allerdings hätte man sich an mancher Stelle mehr experimentellen Mut gewünscht. So bleibt die Musik im Großen und Ganzen doch vor allem gefällig. Das gilt auch für den zweiten Teil, in dem das Tänzerische mit „3 Tänze" von Taras Yachshenko (*1964) und „Bartók Romanian Dances" von Béla Bartók im Vordergrund stand. Der reizvollste von Yachshenkos Tänzen ist sicherlich der erste – ein Tango, der mit starken rhythmischen Pattern in groovigem Jazz mündete. Bartóks Stück wurde – wiederum von Uri Brener – für das Ensemble arrangiert und ist einfach gute, eigenwillige Musik, die, wie alle anderen Stücke auch, souverän musiziert wurden.

Das Publikum erlebte einen beschwingten Abend, und man kann das Ensemble nur ermutigen, sein musikalisches Können zu nutzen, um sich auch in noch abseitigere, experimentellere Bereiche vorzuwagen und die Chance, die diese reizvolle Besetzung und der Ansatz bietet, Klassik und Jazz zu mischen, noch stringenter zu verfolgen.

Kristina Gerhard

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