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Musikalisch-literarische Soireen mit Pfiff

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Fulminantes Jubiläumskonzert in Potsdam
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Ein 25-jähriges Jubiläum taugt nicht nur für eine Rückschau, sondern eröffnet ebenfalls einen Blick in die Zukunft. Die „Musikalisch-literarischen Soireen“, die von der Violinprofessorin an der UdK Berlin, Marianne Boettcher, vor einem Vierteljahrhundert in Potsdam gegründet wurden, haben keine Patina angesetzt. Frisch, abwechslungsreich und stets anspruchsvoll im Programm ist das Markenzeichen, und dies galt auch beim Jubiläumskonzert am 19. November 2016 im schönen Saal des Potsdam-Museums.

Ein großer musikalischer Bogen vom ältesten Komponisten-Vertreter Giuseppe Tartini bis zum jüngsten Gegenwartskomponisten Gisbert Näther wurde hier gespannt – verbunden mit einer Tagebuchlesung aus dem Nachlass von Hans Cibulka. Neben Marianne Boettcher wirkte ihr meisterlich Cello spielender Bruder Wolfgang ­Boettcher mit, der Solo-Cellist der Berliner Philharmoniker war und ebenfalls eine Professur an der UdK innehat. Der Potsdamer Konzertmeister der Kammerakademie Peter Rainer stand mit seiner Violine für den festlichen Abend zur Verfügung. Mit besten Flötentönen wirkte Birgitta Winkler auf ihrer Querflöte mit, und am Tasteninstrument saß die Kammermusikexpertin Yuko Tomeda. Gleich bei der eröffnenden Sonate D-Dur für zwei Violinen und Continuo von Tartini konnten die beiden Geiger Marianne Boettcher und Peter Rainer unterstützt von Wolfgang Boettcher und Yuko Tomeda, (Continuo) dem schönen Werk einen strahlenden Erfolg erspielen. Eine Triosonate für Flöte, Violine und Klavier von Carl Philipp Emanuel Bach verdeutlichte die hohe Innovation im Kompositionsaufbau beim zweiten Bachsohn im sogenannten Zeitalter des „Empfindsamen Stils“. Ein Terzetto von Luigi Boccherini für zwei Violinen und Cello fanden neben virtuosen, ganz in folkloristischer Diktion gehaltenen Duos für zwei Violinen von Béla Bartók oder einem Arpeggio von Jean-Pierre Duport für Cello solo einen gewichtigen Platz im Konzertablauf. Doch wie bei jedem Abend der Soireen überraschten die Beiträge der zeitgenössischen Musik. Unter Anwesenheit der Komponisten Gabriel Iranyi und Gisbert Näther ertönten vom Ersteren „Denkbilder für Cello solo I – Saitenquelle“.  Vierteltöne, komplizierte Intervallreihungen und alles auf hohem spieltechnischen Niveau  gab es jede Menge und fanden viel Beifall. Gisbert Näthers Trio für Flöte, Violine und Klavier bewies einmal mehr die solide musikalische Bildung des Komponisten, dem spielend der musikalische Spagat zwischen den Stilrichtungen der Vergangenheit und Gegenwart gelingt. In zwei Leseblöcken fand Klaus Büstrin den richtigen Ton, um Hans Cibulkas Tagebuchnotizen über das Leben, die Literatur und Musikerfahrungen aus der DDR-Zeit zu vermitteln. Vittorio Montis Csárdás führte alle Musiker zum finalen Triumph zusammen. Mit lang anhaltendem, stürmischem Beifall bedankten sich die zahlreichen Zuhörer für ein fulminantes Jubiläumskonzert.

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