1963 wurde der Wettbewerb „Jugend musiziert“ gegründet. Im selben Jahr, am 28. Dezember, verstarb der Komponist, Bratschist, Musiker, Musiktheoretiker, Kompositionslehrer und Pädagoge Paul Hindemith. Inzwischen sind 50 Jahre vergangen, beide Ereignisse werden 2013 gefeiert.
1963 wurde der Wettbewerb „Jugend musiziert“ gegründet. Im selben Jahr, am 28. Dezember, verstarb der Komponist, Bratschist, Musiker, Musiktheoretiker, Kompositionslehrer und Pädagoge Paul Hindemith. Inzwischen sind 50 Jahre vergangen, beide Ereignisse werden 2013 gefeiert.
Diese Koinzidenz provoziert die Frage, ob und welche Berührungspunkte zwischen dem 50jährigen Jubiläum von „Jugend musiziert“ und dem 50. Todestag von Hindemith existieren. Rein zeitlich kann es keine geben, denn Hindemith konnte den vom Deutschen Musikrat ins Leben gerufenen Wettbewerb, der heute wie damals den Orchesternachwuchs zu fördern beabsichtigt, zu Lebzeiten weder kennenlernen noch erleben. Dennoch lässt sich eine Verbindung zwischen dem Wettbewerb und dem Komponisten herstellen: Hätte Hindemith zu Lebzeiten „Jugend musiziert“ erlebt, hätte er seiner künstlerischen Gesinnung und Intention nach diesen Wettbewerb tatkräftig unterstützt, denn die Förderung der musizierenden Jugend wie auch der musizierenden Laien waren ihm sein Leben lang neben allen anderen Aufgaben ein großes Anliegen.
„Denke nicht an dich selbst, frage immer nur, was kann ich dem Nächsten geben“
Als Dozent, Komponist und vor allem als Verfasser zahlreicher musikpädagogischer und -theoretischer Schriften wirkte Hindemith als eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts in einer ausgeprägten und vielfältigen Weise pädagogisch-erzieherisch. Bekannt sind die sechsundzwanzig pädagogischen Kompositionen, die sechzehn Sing- und Spielmusiken für Liebhaber und zehn Instrumentalstücke für den Musikunterricht beinhalten.
Was Hindemith schrieb – Noten wie Texte – war stets für eine lebendige musikalische Praxis bestimmt und entspricht seiner noch heute mustergültigen Auffassung „Musik machen ist besser als Musik hören“. Ihm war der unmittelbare und zielgerichtete Gebrauch von Musik – der sogenannten „Gebrauchsmusik“ – ein wesentlicher Ansatz des Musizierens.
In diesem Sinne komponierte er nicht nur „Werke von Wert“ für alle Stufen der musikalischen Entwicklung und Bedürfnisse sondern bedachte darin auch alle denkbaren instrumentalen Besetzungen wie zum Beispiel im Weihnachtsmärchen „Tuttifäntchen“, im Singspiel „Wir bauen eine Stadt“, das auch in einer Fassung für Klavier vorliegt, im „Plöner Musiktag“ oder im „Schulwerk für Instrumental-Zusammenspiel“ op. 44, bestehend aus neun Stücken in der ersten Lage für zwei Geigen oder zweistimmigen Geigenchor, acht Kanones für zwei Singstimmen mit Instrumenten, acht Stücken für zwei Violinen, Viola und Violoncello und fünf Stücken für Streichorchester.
„Musik machen ist besser als Musik hören“
Eine erstmalige Auseinandersetzung mit dem Werk Hindemiths mag sich möglicherweise für den Hörer wie auch für den Musiker nicht ganz einfach gestalten, denn das komplexe und nicht immer leicht fassbare Werk des genialen Komponisten bedarf zunächst einer aktiven Begegnungsarbeit. Die Aufgabe eines Musikschaffenden sollte es jedoch sein, sich sowohl mit den Kompositionen als auch mit den zahlreichen pädagogischen Schriften Hindemiths („Forderungen an den Laien“ oder „Musikerziehung, warum, wie und wozu“) ernsthaft auseinanderzusetzen, um so nicht nur anregende Impulse für das eigene Musizieren zu entdecken sondern diese auch im pädagogischen Alltag weitergeben zu können. Begrüßenswerte Ansätze, das Werk Hindemiths in diesem Sinne bekannter zu machen, leisten in diesem Jahr diejenigen Wettbewerbe, die aus aktuellem Anlass das Werk Hindemiths fokussieren.
So vergibt zum Beispiel der 34. Wettbewerb der Arbeitsgemeinschaft der Musikschulen im Rhein-Sieg-Kreis im November 2013 anlässlich des 50. Todesjahrs einen Sonderpreis für die beste Interpretation eines Werks von Hindemith (Informationen über die Engelbert-Humperdinck-Musikschule Siegburg, E-Mail: musikschule [at] siegburg.de (musikschule[at]siegburg[dot]de)).
Neben den oben erwähnten Kompositionen tragen ebenso die für eine solistische oder kammermusikalische Besetzung komponierten Werke zu Hindemiths pädagogischem Renommee bei. Die erzieherische Absicht wird unterstrichen durch die Berücksichtigung traditioneller Instrumentengruppierungen bis hin zu außergewöhnlichen Besetzungen. Zudem gibt es nur wenige Komponisten, die explizit die Blasinstrumente so bewusst bedacht haben wie er: Die Sonaten für Trompete, Posaune, Basstuba, Horn oder Fagott und auch für Blockflötentrio erfreuen sich auch bei „Jugend musiziert“ einer steten Beliebtheit.
Die Ernsthaftigkeit und Glaubhaftigkeit, mit der Paul Hindemith Musik gelebt hat, ist einzigartig und vorbildhaft. Er war eine authentische, neugierige wie vielseitige Musiker-Persönlichkeit, die in allen Epochen der Musik zu Hause war. Er war ein gefragter und das Lehren liebender Pädagoge, der seinen Schülern viel abverlangte, in seinen Aussagen direkt, häufig auch provozierend doch nie ohne Humor war. Entscheidend war für ihn „das Ziel jedes Musikunterrichts, auch in der so genannten ,Theorie‘, ist der Musiker, der die Grundelemente der Musik beherrscht, um sie verantwortlich weiterreichen zu können.“