5 Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie ist die Aufarbeitung der Maßnahmen und ihrer Folgen im täglichen öffentlichen Diskurs. Viele gesellschaftliche Gruppen haben unter den Einschränkungen gelitten oder wurden in ihren Möglichkeiten massiv eingeschränkt. Vor allem bei den Kindern und Jugendlichen hat die Pandemie tiefe Spuren hinterlassen. Schul-Lockdown und vieles andere mehr haben das Leben von Kindern und Jugendlichen in der damaligen Zeit bestimmt und wirken heute noch nach.

Projekt „Sing mit!“ Foto: Landesakademie Ochsenhausen
Sing mit!
Auch in ihrer musikalischen Entwicklung wurden viele Kinder ausgebremst. Vor allem das von den Behörden angeordnete Singverbot führte zu einem fast dreijährigen Stillstand der stimmlichen Entwicklung bei Kindern. Über eine zu lange Zeit war das gemeinsame Singen in den Schulen oder Vereinen gar nicht oder nur massiv eingeschränkt möglich, was sich nicht nur auf die Musikalisierung und Singekompetenz, sondern auch auf viele andere Bereiche bei der Entwicklung von Kindern negativ ausgewirkt hat. Singen galt plötzlich als gefährlich, jedoch ist nicht zu singen für eine gute stimmliche und sprachliche Entwicklung von Kindern noch gefährlicher. Die Folgen des fast dreijährigen Stillstandes sind nicht nur in den Schulen oder Kindergärten sichtbar, sondern schlagen sich auch in den Chören, Vereinen, kirchlichen Gruppen und Musikschulen nieder. In den letzten beiden Jahren ist es zwar gelungen, verlorenes Terrain wieder gut zu machen, das Vor-Corona-Niveau ist jedoch noch bei weitem nicht erreicht. Es bedarf weiterer Impulse, um die Kinder und Jugendlichen stark zu machen.
Aus dieser Überlegung heraus hat die Bruno-Frey-Stiftung für kulturelle und soziale Zwecke Biberach in Zusammenarbeit mit der Landesakademie ein landkreisübergreifendes Projekt „Sing mit!“ initiiert, um das Singen in den Grundschulen zu stärken und zu stützen. Damit wirkt die Akademie Ochsenhausen mit ihrer fachlichen Expertise in die Region hinein und leistet einen wichtigen Beitrag für die nachkommende Generation. Alle Grundschulen im Landkreis Biberach waren eingeladen, am Projekt teilzunehmen. Bewerben konnte man sich mit einzelnen Klassen und Schulchören, kompletten Klassenstufen bis hin zur kompletten Schule. In einem ersten Schritt erfolgten Informationswebinare durch die Dozentinnen und Dozenten der Landesakademie für die interessierten Grundschulen.
Repertoire erarbeiten
Nach dem Meldeschluss wurde den teilnehmenden Lehrkräften an zwei Impulstagen ein buntes Liedrepertoire mit didaktisch-methodischen Hilfestellungen vorgestellt sowie umfassendes Material für die Umsetzung an die Hand gegeben. Dieses Repertoire galt es nun für die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer während des laufenden Schuljahres mit den jeweiligen Grundschulkindern zu erarbeiten. Da sich Singen neben vielen pädagogisch wertvollen Aspekten auch immer positiv auf die Sprachkompetenz der Schülerinnen und Schüler auswirkt, wurde bei der Liedauswahl auch darauf geachtet, dass die Lieder neben der Vermittlung von Spaß auch rhythmisch, musikalisch und aus sprachlich-textlicher Sicht für die Zielgruppe geeignet sind.
Bei der Schulung der Lehrkräfte durch die Landesakademie lag ein inhaltlicher Fokus auf den Aspekten Liedmethodik, Bewegung/Tanz/ Gestik, Liedeinführung, Liederarbeitung und Singeleitung. Seit Januar 2025 besuchen die Dozentinnen und Dozenten der Landesakademie die verschiedenen Schulen im Landkreis und geben den Kolleginnen und Kollegen vor Ort konkrete Hilfestellungen und unterstützen die Probenarbeit mit den Kindern. Darüber hinaus haben die teilnehmenden Schulen die Möglichkeit, die Dozentinnen und Dozenten der Landesakademie für einen halbtägigen Workshop, im Rahmen einer Schulinternen Fortbildung (SchilF) oder eines pädagogischen Tages einzuladen. Dabei werden nicht nur die am Projekt beteiligten Lehrkräfte, sondern das ganze Kollegium geschult. Für die Fortbildung können bestimmte Schwerpunkte ausgewählt werden, zum Beispiel rhythmisch-musikalische Spiele im allgemeinbildenden Unterricht, Liedeinführung, Verwendung von Orff-Instrumenten, Bewegungsaspekte bei Liedern oder der schonende Umgang mit der eigenen Stimme im Schulalltag.
Schulisches Singen pflegen
Den Abschluss des Projektes bilden vier große Abschlusskonzerte mit insgesamt über 1.300 Kindern. Zu diesem Abschlusskonzert, bei dem die teilnehmenden Kinder als großer Chor zusammengefügt werden, begleitet von einer eigens für das Projekt zusammengestellten Profiband, sind alle Eltern sowie alle interessierten Personen eingeladen.
Für die teilnehmenden Kinder und auch die beteiligten Schulen wird diese Mitwirkung in einem solch großen Chor von prägender Bedeutung sein. Parallel dazu besteht für die Chöre des Landkreises die Möglichkeit, im Rahmen dieses Projektes die Kinder auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen. So besteht die Hoffnung, dass einige Kinder das Angebot der örtlichen Chöre annehmen und ihre Freude am Singen weiter pflegen. Ebenso erhoffen sich die Veranstalter, dass das schulische Singen über das Projekt hinaus weiter aktiv gepflegt wird.
In Absprache mit der Bruno-Frey-Stiftung ist für das kommende Schuljahr 2025/2026 eine Übertragung des Projektes auf die Kindergärten des Landkreises geplant. Hierfür werden erste Vorbereitungen getroffen.
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