Köln - Der Deutsche Bühnenverein fordert von der Bundesregierung mehr Geld für Länder und Kommunen. Aufgrund sinkender Steuereinnahmen infolge der Wirtschaftskrise werde sich wahrscheinlich auch im kommenden Jahr die Frage nach Einsparungen im Kulturbereich stellen, sagte der Geschäftsführende Direktor des Vereins, Rolf Bolwin.
«Theater und Orchester schauen deshalb mit Sorge in die Zukunft.» Die Einsparpotenziale bei den zumeist von Ländern und Kommunen getragenen Häusern seien «gering, wenn sie überhaupt noch vorhanden sind». Allein die von der Bundesregierung initiierten und jetzt beschlossenen Steuererleichterungen bedeuteten für die Kommunen Mindereinnahmen von rund 1,6 Milliarden Euro pro Jahr, sagte der Direktor des Bühnenvereins. Mit Blick auf den Erhalt von Bühnen und Orchestern müsse der Bund deshalb sicherstellen, dass «genügend Geld bei den Kommunen ankommt». Auch ein «Kulturzuschuss» des Bundes komme in Betracht, mit dem der Bund auf jeden kommunal für die Kultur ausgegebenen Euro einen Euro zuschießt.
Von rund 45 000 Arbeitsplätzen im Theaterbereich sind in den vergangenen 15 Jahren laut Bolwin etwa 7000 abgebaut worden. Zudem hätten vor allem viele Beschäftigte in den östlichen Bundesländern zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze auf Teile ihres Gehalts verzichtet. «Das, was jetzt bei Opel oder Karstadt diskutiert wird, haben wir schon lange hinter uns», sagte Bolwin.
Eine akute Existenzbedrohung für bestimmte Schauspielhäuser sieht Bolwin dennoch im Moment nicht. Selbst beim von der Schließung bedrohten Wuppertaler Theater gebe es zwar einen Sparplan, der die Schließung des Schauspielhauses vorsehe, dies bedeute aber nicht automatisch, dass auch die gesamte Schauspielsparte abgewickelt werde. Regionale Kooperationen oder Theaterfusionen blieben jedoch wahrscheinlich vielerorts auf der Agenda. «Vor allem in den neuen Bundesländern haben wir oft noch sehr große Theater an sehr kleinen Standorten», sagte Bolwin.
Insbesondere die freie Theaterszene ist nach Bolwins Worten von der angespannten Finanzsituation der Kommunen bedroht. Ob sich die meist geringen Einsparungen durch die Streichung von Zuschüssen in diesem Bereich allerdings lohnten, sei mehr als zweifelhaft. Nur 0,8 Prozent aller öffentlichen Budgets in Deutschland würden für Kultur ausgegeben. «Der dadurch entstehende Schaden ist für die Städte viel größer als der Nutzen», sagte Bolwin.