Köln - Nur wenige Stücke erleben nach ihrer Uraufführung im Schauspiel und in der Oper eine Zweitaufführung. Zwar gebe es zu dem Thema bisher keine konkreten Zahlen, «aber wir wissen, dass das Problem existiert», sagte der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin, am Dienstag der Nachrichtenagentur ddp. Ein Grund dafür sei sicherlich: «Eine Uraufführung hat einen hohen Aufmerksamkeitswert, eine Zweitaufführung nicht.»
Die Theater führten in der Regel zunächst «die gesamte Weltliteratur» auf, sagte Bolwin. «Viele Zuschauer wollen vor allem die Klassiker, wollen Shakespeare, Goethe und Schiller sehen.» Schwieriger sei es, Werke, die das Publikum nicht kenne, in den Spielplänen unterzubringen. Die Uraufführung erleichtere dies manchmal.
Zu bedenken gab Bolwin, möglicherweise liege die geringe Zahl an Zweitaufführungen auch an der Qualität der Stücke. Autoren müssten sich auch mit der Frage auseinandersetzen, ob ihre Werke sich mit den Themen befassen, die die Menschen bewegten. «Das Ganze ist nicht nur ein Problem der Theater», betonte er.
Bolwin verwies auf das Zweitaufführungs-Festival «Spieltriebe» der Städtischen Bühnen Osnabrück. Dies sei «eine grandiose Idee». Mit Blick auf mögliche Nachahmer schränkte der Bühnenverein-Direktor jedoch ein: «Man kann nicht unendlich viele Festivals gleichen Inhaltes machen, das wird nicht funktionieren.« Wichtiger sei es, »genauer hinzusehen, welche neuen Stücke der Pflege bedürfen«.
Bei einem Symposium der Berliner Festspiele und des Bühnenvereins im Oktober sollen das Thema zeitgenössische Literatur und das Problem von Ur- und Zweitaufführungen ebenfalls zur Sprache kommen. Bolwin betonte jedoch: »Wir haben keinen Mangel an neuen Stücken.» In der Spielzeit 2007/2008 gab es im Schauspiel 412 Ur- oder deutschsprachige Erstaufführungen.