Hamburg - Der Streit beim Bau der Hamburger Elbphilharmonie eskaliert weiter: In einem Brief hat die Stadt dem Essener Baukonzern Hochtief eine letzte Frist gesetzt, um die Arbeiten an der prestigeträchtigen Baustelle wieder aufzunehmen. "Wir sind mit Hochtief in ernsten Gesprächen. Hochtief ist die Ernsthaftigkeit der Situation bewusst. Hochtief hat allerdings um eine Fristverlängerung nachgesucht", sagte ein Sprecher der Kulturbehörde am Dienstag auf dapd-Anfrage.
Mehrere Tageszeitungen hatten zuvor berichtet, dass die Stadt dem Baukonzern im Fall einer Fristverstreichung mit der Kündigung aller Verträge drohe. Nach Angaben des Sprechers der Kulturbehörde hat die Stadt das Ultimatum vom 28. Juni auf den 4. Juli verlängert. Sollte der Konzern nicht auf die Forderung der Stadt eingehen, "sehen wir die Verhandlungen als endgültig gescheitert an", zitieren "Die Welt" und "Bild" aus dem ihnen vorliegenden internen Schreiben. Für diesen Fall behalte man sich "weitere rechtliche Schritte ausdrücklich vor".
Hochtief-Sprecher Bernd Pütter bestätigte den Eingang des Schreibens vom 21. Juni. "Wir verurteilen die Weitergabe solcher Unterlagen an die Medien. Die in dem Brief geäußerten Vorwürfe weisen wir als ungerechtfertigt zurück", sagte Pütter auf dapd-Anfrage. Hochtief stehe "im intensiven Dialog mit der Stadt, um die strukturellen Probleme des Projekts zu lösen und einen gesicherten Weiterbau zu gewährleisten". In diesem Zusammenhang würden ständig Briefe und Dokumente ausgetauscht, die - einseitig verwendet und aus dem Zusammenhang gerissen - einen falschen Eindruck vom Stand der Verhandlungen vermittelten.
Bauarbeiten am Dach schnellstmöglich wieder aufnehmen
Pütter zufolge hält der Baukonzern seine Zusage konsequent ein und nimmt die Bauarbeiten am Dach und bei der Bestandsfassade "so schnell und so umfassend wie möglich wieder auf". Zur Vorbereitung seien Gespräche mit Partnerunternehmen und Zulieferern erforderlich gewesen. Die städtische Realisierungsgesellschaft ReGe sei ausführlich über alle Schritte informiert gewesen, sagte Pütter. Die Stadt und Hochtief hatten sich zuletzt wegen der Dach-Konstruktion zerstritten, seit Herbst 2011 hatten die Arbeiten deshalb an der Elbphilharmonie geruht. Vor einer Woche schließlich einigten sich beide Seite darauf, dass ab Anfang Juli am Dach des großen Konzertsaals weitergebaut werde.
"Wir glauben nach wie vor an eine Neuordnung des Projekts zu fairen Bedingungen. In zahlreichen Verhandlungsrunden und Briefwechseln haben wir Vorschläge erarbeitet und werden dies auch weiterhin tun", sagte Pütter. Hochtief falle nicht hinter Zusagen zurück. Die Elbphilharmonie könne nur gemeinsam realisiert werden, sagte Pütter.
Das prestigeträchtige Konzerthaus in der HafenCity ist seit Jahren Streitobjekt zwischen der Stadt Hamburg und Hochtief. Ursprünglich war für die Stadt ein Kostenanteil von 77 Millionen Euro veranschlagt worden. Auch der Eröffnungstermin wurde seit der Grundsteinlegung im April 2007 stets verschoben. Mittlerweile ist die Belastung für den Steuerzahler auf mindestens 323,5 Millionen Euro gestiegen. Aktueller Übergabetermin ist Hochtief zufolge nicht vor November 2014. Zudem hat der jahrelange Streit längst zu einem juristischen Kräftemessen zwischen beiden Seiten geführt.