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Deutsche Oper Berlin zeigt in neuer Spielzeit weniger Vorstellungen

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Berlin - Die Deutsche Oper Berlin muss sparen und zeigt deshalb in der Spielzeit 2009/2010 weniger Vorstellungen. Insgesamt wird es 224 Veranstaltungen, davon 152 Opernvorstellungen auf der Bühne geben. In der vergangenen Spielzeit wurden 286 Veranstaltungen geboten, darunter 160 Mal Opern. Noch seien Orchester und Technik aber voll ausgelastet, sagte Intendantin Kirsten Harms am Montag in Berlin.

Der Geschäftsführende Direktor Axel Baisch verwies darauf, dass trotz der finanziellen Einschnitte für 2010 ein ausgeglichener Haushalt vorgelegt werde. Dieser gehe jedoch auf Kosten von Mitarbeiter, weiteren Investitionen und szenischen Neuproduktionen. Auch werde keine Premiere an der Kinderoper gezeigt, sagte Harms.

Der neue Generalmusikdirektor der Deutschen Oper, Donald Runnicles, sagte: «Wir sind, gemessen an der Leistung, nicht richtig finanziert." Es müsse ein Weg gefunden werden, dass das Orchester richtig belohnt werde. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte jüngst finanzielle Forderungen der Deutschen Oper zurückgewiesen.

Ihre Vertragsverlängerung lies die Intendantin indes weiter offen. «Das wird der Regierende Bürgermeister von Berlin zu gegebenem Zeitpunkt bekannt geben», sagte Harms, deren Vertrag 2011 ausläuft. Sie ist seit 2004 Intendantin.

In der kommenden Spielzeit erwartet das Publikum Harms zufolge sechs Premieren wie «Otello» von Giuseppe Verdi und «Der Barbier von Sevilla» von Gioacchino Rossini. Die Saison werde am 6. September mit der konzertanten Premiere «I capuleti e i montecchi» von Vincenzo Bellini eröffnet. Anlässlich der Wagner-Wochen wird die Neuproduktion «Rienzi, der letzte der Tribunen» von Richard Wagner aufgeführt.

 

Portrait Kirsten Harms:

Die streitbare Intendantin - Kirsten Harms legt sich für ihre Deutsche Oper Berlin gern mit den Kulturoberen an

Berlin (ddp). Wenn es nach einigen Berliner Kulturverantwortlichen ginge, dürfte es den Posten von Kirsten Harms gar nicht mehr geben. Bei der immer wieder diskutierten Beschränkung von drei auf zwei Opernhäusern für die Hauptstadt stünde wie selbstverständlich ihr Haus an der Bismarckstraße zur Disposition. Doch die Deutsche Oper wird auch weiter bestehen - aus Räson gegenüber dem eingeschworenen West-Berliner Publikum. Noch eine Schließung wie die des Schillert-Teaters wäre undenkbar. Das weiß auch Harms.

Obwohl die drei Berliner Groß-Opern erst 2008 insgesamt 20 Millionen Euro zusätzlich bekamen, forderte Harms jüngst dennoch weitere Mittel für ihr Haus. Denn trotz eines Besucherrekords war 2008 ein Defizit aufgelaufen. Zwei Millionen Euro extra möchte Harms daher.

Was es gab, war eine Absage vom auch für Kultur zuständigen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Leer geht das Haus aber trotzdem nicht aus: Soeben sind ad-hoc-Mittel für Dach und Bühnenbeleuchtung aus dem städtischen Konjunkturpaket bewilligt worden. An regulären Zuschüssen bekommt die Deutsche Oper jedes Jahr 38 Millionen Euro von der öffentlichen Hand.

Die gebürtige Hamburgerin, die Querflöte, Musikwissenschaft, Musiktheaterregie und darstellende Kunst studierte, kann auf eine beeindruckende künstlerische Laufbahn verweisen. Nach Tätigkeiten als freie Regisseurin unter anderem in Bremen, Hannover, Kiel, Saarbrücken, Darmstadt, Innsbruck und Mainz wurde Harms 1995 Intendantin der Kieler Oper und machte das Haus zum Liebling der Kritiker. Mit ihren Inszenierungen vor allem selten gespielter Werke machte sie bundesweit auf sich aufmerksam. Mit ihrer «Ring»-Inszenierung wurde sie gar international bekannt.

An der Deutschen Oper debütierte Harms 2003 mit Gioacchino Rossinis «Semiramide». Seit der Spielzeit 2004/05 ist sie Intendantin des Hauses, das im Jahrbuch der «Opernwelt» 2008 für die szenische Uraufführung von Walter Braunfels' «Jeanne d'Arc - Szenen aus dem Leben der heiligen Johanna» als «Wiederentdeckung des Jahres» ausgezeichnet wurde. Zuletzt inszenierte Harms Wagners «Tannhäuser» (2008).

Ab Sommer 2010 muss sich Harms dem hautnahen Wettbewerb stellen. Die Staatsoper Unter den Linden zieht wegen Sanierung ihres Haupthauses für drei Jahre in das Gebäude des Schiller-Theaters, das sich auf der benachbarten Schillerstraße befindet. Spätestens dann dürfte klar sein, was aus der Intendantin Harms wird. Ihr derzeitiger Vertrag läuft 2011 aus.


 

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