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Ego-Shooter?

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Editorial von Theo Geißler
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Was bitte ist neokonservative Kulturpolitik? Ein geschichtsvergessener betonierter Mittelweg? Eine Haltung, die bis auf sogenannte Linke, sogenannte Rechte oder sogenannte Liberale alle goutieren können? Stimmt hundertpro, wenn sich eine Antrittsrede für den Deutschen Bundestag in bewährter Weise auf ein Zitat Friedrich Schillers verdünnisieren lässt: „Kunst ist die Tochter der Freiheit“. Unser neuer Staatsminister für Kultur und Medien, der Mini-Medien-Mogul und Oswald-Spengler-Fan vom Tegernsee Wolfram Weimer beherrscht allerdings auch die negative Einhegung seines freiheitsgleisnerischen Kulturbegriffes bildreich: „Deshalb sollte Politik auch nicht versuchen, Kultur und Medien zu instrumentalisieren“, forderte Weimer apodiktisch. „Kultur darf keine subventionierte Assistentin des Staates sein. Sie ist auch keine Platzanweiserin der politischen Korrektheit. Sie ist kein NGO mit Orchester und Museum.“

 

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Vielleicht ist es Weimer im Verlauf seiner vielgestaltigen beruflichen Laufbahn als Journalist und Verleger ja entgangen, dass Politiker seit jeher sehr oft mit Erfolg versuchen, Kunst und Kultur im Sinne ihrer Interessen zu vereinnahmen. Je nach ideologischer Windrichtung sind dabei NGOs, also in unserer deutlichen, aber etwas sperrigen Kultursprache „Nichtregierungsorganisationen“ wie das Rote Kreuz, Gewerkschaften oder der Deutsche Musikrat sehr hinderlich. Dann spricht man ihnen flugs die demokratische Legitimation ab und so weiter. Oder sie sind anerkannt nützlich, weil sich in ihnen bürgerschaftliches Engagement oft langjährig konzentriert. Es versammeln sich Kompetenzen, denen viel politisches Fingergehakle und Machterwerbs-Streben am untersten Wirbel vorbei geht. Die, oft honorarfrei, sachkundig und engagiert beispielsweise ein kulturelles Nachwuchs-Förder-Programm wie den Wettbewerb Jugend musiziert ins Leben rufen, jahrzehntelang weiterentwickeln und in die Zukunft tragen. Eigentlich fast im Sinne Weimers veröffentlichter These: „Der wahre Wertkonservative sagt, konservativ heißt nicht, an dem hängen, was gestern war, sondern ein Leben aus dem, was immer gilt“. (Nur für Politiker natürlich).

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Ich habe das NGO-Beispiel Jugend musiziert bewusst gewählt, weil es sich um eine höchst erfolgreiche, momentan in teils schmerzhafter Häutung befindliche Organisation handelt, deren Weiterentwicklung diskursiv und allseits hochkompetent – zivilgesellschaftlich – ausgetragen wird. Weitgehend ohne sachfremde politische „Einmischung“. Danke, Herr Weimer.

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