Leipzig - Nach Ansicht des Direktors des Leipziger Mendelssohn-Hauses, Jürgen Ernst, muss Leipzig seinen Status als Musikstadt stärker herausstellen. Tourismuspolitisch setze die Stadt noch zu ausschließlich auf Johann Sebastian Bach, sagte Ernst der Nachrichtenagentur ddp vor Beginn der Leipziger Mendelssohn-Festtage. «Mit der Verengung auf Bach grenzen wir Teile des Publikums und wesentliche Komponenten der Leipziger musikalischen Tradition aus. Wir müssen die Breite abbilden.»
Die Vielfalt Leipzigs als Musikstadt unterscheide Leipzig «singulär von anderen deutschen und europäischen Städten.» In Leipzig hatten neben Bach und Mendelssohn auch Georg Philipp Telemann, Albert Lortzing, Robert und Clara Schumann, Edvard Grieg, Gustav Mahler, Max Reger und andere namhafte Komponisten sowie Musikverleger gelebt und gewirkt.
«Wenn man Historie und Gegenwart zusammenzieht», sagte Ernst weiter, «kann man feststellen, dass Leipzig als Musikstadt wirklich unwidersprochen die Nummer eins in Deutschland ist.» Ernst mahnte an, die Außendarstellung Leipzigs müsse sich mehr darauf konzentrieren, diese Vielfalt abzubilden. «Das ist die Aufgabe der Touristiker und Vermarktungsexperten, die Leipzig international positionieren wollen.»
Als einen der Gründe dafür, dass Leipzig noch nicht gleichauf mit Musikstädten wie Wien oder Paris sei, führte Ernst die deutsch-deutsche Geschichte an: «Wir müssen in Sachen Bekanntheit auch aufholen, was in 40 Jahren Nachkriegsgeschichte verpasst wurde.»
Ernst ist als Direktor des Mendelssohn-Hauses einer der Gastgeber der Mendelssohn-Festtage. Sie beginnen am 19. August. Bis zum 10. September sind rund 40 musikalische Veranstaltungen geplant. Das ehemalige Wohnhaus Mendelssohns wurde 1997 als Museum wiedereröffnet.
Der gebürtige Hamburger Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy lebte zwölf Jahre in Leipzig, wirkte als Kapellmeister am Gewandhaus und starb 1847 in der Stadt. Er gilt als der Wiederentdecker der Musik Johann Sebastian Bachs und schuf neben zahlreichen sinfonischen Werken unter anderem die Oratorien «Paulus» und «Elias» sowie den bekannten «Hochzeitsmarsch».