Berlin - In einem offenen Brief an die Berliner Bildungsverwaltung protestieren Kulturschaffende gegen den weiteren Abbau des Musikunterrichts an den Schulen in der Hauptstadt. In dem Schreiben an Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) forderten unter anderen die Dirigenten Daniel Barenboim (Staatsoper Unter den Linden) und Sir Simon Rattle (Berliner Philharmoniker) mindestens 1,5 Stunden Musikunterricht in der Woche, wie die «Berliner Morgenpost» (Mittwochausgabe) berichtet.
Mit der bisher praktizierten Stundenreduzierung werde der Verlust kultureller Möglichkeiten und Traditionen in Kauf genommen sowie das Allgemeinwissen auf naturwissenschaftliches und ökonomisches Wissen beschränkt, bemängeln die Autoren. Seit 1993 seien die Musikstunden der Sekundarstufe I von 2 auf 1,5 Stunden oder sogar auf nur 1 Stunde gekürzt worden, heißt es weiter. Seit diesem Jahr könne Musik sogar zugunsten von Kunst abgewählt werden: «Dies hat in unseren Augen eine fatale Wirkung auf die Musikkultur unserer Stadt.»
Zu den Unterzeichnern gehören auch die Chefdirigenten Donald Runnicles (Deutsche Oper), Carl St. Clair (Komische Oper), Lothar Zagrosek (Konzerthausorchester), Ingo Metzmacher (Deutsches Symphonie-Orchester Berlin) und Marek Janowski (Rundfunk Sinfonieorchester Berlin). Bildungssenator Zöllner reagierte nach den Worten seins Sprechers mit «Erstaunen und Unverständnis» auf den Brief. Zöller werde auf die Betroffenen zugehen und ihnen aufzeigen, welche Möglichkeiten sich für die Fächer durch die Veränderung an der Sekundarschule ergeben würden.