Bayreuth - Die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (GdF) will in Kürze einen Masterplan zur Generalsanierung des Wagner-Festspielhauses vorstellen. Bereits im Februar könne eine umfassende Aufstellung des tatsächlichen Sanierungsbedarfes für das 140 Jahre alte Gebäude vorliegen, kündigte der Vorstandsvorsitzende des Mäzenatenvereins GdF, Georg Freiherr von Waldenfels, am Montag in Bayreuth an.
Nach Angaben der GdF dürften die erwarteten Kosten 25 Millionen Euro betragen. Grundlage dafür sind Schätzungen des städtischen Bauamtes, die von mindestens 20 Millionen Euro ausgehen.
Wolfgang Wagner, Vorstandsmitglied der GdF, verwies auf den mittlerweile dramatischen Zustand des Hauses. "Wenn nicht bald etwas passiert, wird das Gebäude umkippen", sagte Wagner. Für die Kosten des Masterplans in Höhe von 120.000 Euro kommt die GdF auf. Die Sanierung müsse jedoch vom Steuerzahler übernommen werden, sagte der Vorstandsvorsitzende des Mäzenatenvereins, Georg Freiherr von Waldenfels. "Auf die öffentliche Hand kommt eine gewaltige Finanzlast zu", sagte Waldenfels.
GdF zahlt drei Millionen Euro für neue Fenster und Türen
Die GdF, die seit 1949 als Mäzenatenvereinigung Geld für den Erhalt des Wagner-Erbes in Bayreuth einwirbt und derzeit rund 5.100 Mitglieder zählt, wird in diesem Jahr selbst fast drei Millionen Euro für kleinere Reparaturarbeiten und die Betriebskosten des Hauses zur Verfügung stellen. Nach Angaben des Vereines sollen von dem Geld unter anderem ein neuer Hauptvorhang angeschafft und die Böden der Seiten- und Hinterbühne sowie Türen und Fenster im Gebäude erneuert werden.
Wieder Kartenkontingent für Mäzenen
Zugleich teilte die Gesellschaft mit, dass sie auch in diesem Jahr wieder über ein Kartenkontingent für die Festspiele verfügt. Wie Waldenfels sagte, hat der Verwaltungsrat der Festspiele das Kontigent bestätigt. Gleichwohl kündigte Waldenfels mit Blick auf die Rügen des Bundesrechnungshofes zur bisherigen Vergabepraxis Veränderungen an. "Das war ein klares Signal. Wir wollen für die Sanierung viel Geld, also müssen wir auch hier professionell sein", sagte Waldenfels. Deshalb werde "jede Karte bezahlt".
Der Rechnungshof hatte kritisiert, dass in den Vorjahren nur 40 Prozent der Karten frei verkauft wurden und ein Großteil als Freikarten an Sponsoren und Prominente gingen.
Nach Angaben der GdF liegen für dieses Jahr rund 17.000 Kartenbestellungen vor. Die meisten Interessenten wollten die diesjährige Premierenaufführung "Der fliegende Holländer" sehen.
Die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth
Die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (GdF) ist eine Vereinigung von Mäzenaten mit mehr als 5.000 Mitgliedern weltweit. Der Sitz ist Bayreuth. Die Gesellschaft unterstützt die jährlichen Richard-Wagner-Festspiele mit Millionensummen. Sie wurde 1949, initiiert von den Enkeln Wagners, Wieland und Wolfgang, gegründet.
Die Gesellschaft ist der wichtigste private Unterstützer der Opernfestspiele und erhält jährlich ein eigenes Kontingent von 14.000 der sehr begehrten 54.000 Eintrittskarten. Dies war zuletzt in die Kritik geraten. Der Bayerische Oberste Rechnungshof hatte die Kartenvergabe bemängelt und empfohlen, mehr Karten in den freien Verkauf zu geben.
Die "Freunde" haben bisher über 60 Millionen Euro für die Festspiele bereitgestellt. Seit einer Reihe von Jahren beläuft sich das jährliche Finanzaufkommen der Gesellschaft auf rund drei Millionen Euro pro Jahr. Die Mittel wurden für die Betriebskosten verwendet sowie für Investitionen.
Die Freunde Bayreuths sind mit 25 Prozent auch Gesellschafter der Bayreuther Festspiele GmbH. Seit 2010 besteht mit dem "Team der aktiven Festspielförderer" (TAff) eine weitere, wesentlich kleinere Mäzenatenvereinigung, die ihren Mitgliedern vor allem einen Blick hinter die Kulissen des Festspielbetriebes bieten will.
Die Bayreuther Festspiele in neun Daten
- Die ersten vom Komponisten Richard Wagner ins Leben gerufenen Festspiele begannen im neu erbauten Festspielhaus am 13. August 1876.
- 2011 fanden die Festspiele zum 100. Mal statt, seit 1951 im jährlichen Rhythmus jeweils vom 25. Juli bis 28. August.
- 1949 wurde die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth gegründet, eine Mäzenatenvereinigung, die sich zum Ziel setzte, Geldspenden einzuwerben.
- Auf dem Spielplan des berühmten Opernfestivals stehen ausschließlich die Hauptwerke Wagners: "Der fliegende Holländer", "Tannhäuser", "Lohengrin", "Der Ring des Nibelungen", "Tristan und Isolde", "Die Meistersinger von Nürnberg" und "Parsifal".
- Träger des Festspielhauses ist seit 1973 die Richard-Wagner-Stiftung. Stiftungsmitglieder sind die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Bayern, die Stadt Bayreuth, die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, die Bayerische Landesstiftung, die Oberfrankenstiftung, der Bezirk Oberfranken und Mitglieder der Familie Wagner.
- Die Leitung der Festspiele liegt bis heute in den Händen von Nachfahren Richard Wagners; derzeit sind es seine beiden Urenkelinnen Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner;
- Tickets für die Festspiele kosten maximal 280 Euro. Die Preise gelten, verglichen mit anderen Festivals, als maßvoll. Es gibt jährlich 54.000 verfügbare Tickets, die Nachfrage liegt etwa beim Zehnfachen.
- Das Festspielhaus wird ausschließlich für die Wagner-Festspiele benutzt und besitzt einen abgedeckelten Orchestergraben.
- 2010 gründete sich die neue Mäzenatenorganisatio Taff.