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Pianistin Anke Helfrich erhält Hessischen Jazzpreis. Foto: Hufner
Pianomanufaktur Förster in Löbau feiert 160. Geburtstag. Foto: Hufner
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Piano-Power für die Seele in Zeiten der Corona-Krise

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Mainz - Der Mainzer Pianist Simon Höneß hat gerade viel Zeit - alle Auftritte bei Unternehmen oder privaten Festen sind abgesagt. So zieht er mit seinem Rollklavier auf die Straße und spielt für die wegen der Corona-Krise in ihren Häusern bleibenden Menschen. «Das erste Mal kam aus einer rein spontanen Idee heraus - ich mag die Leute in meinem Viertel und mache Straßenmusik aus Spaß an der Freude.»

Die Resonanz aber hat ihn überwältigt. «Überall gehen die Fenster auf, Menschen setzen sich mit einem Glas Wein auf ihre Balkone, beginnen mitzuschnipsen», schrieb er auf seiner Facebook-Seite, wo ein Video ihn beim Refrain des Beatles-Songs «Hey Jude» zeigt. Weil er bei Musik auf der Straße in der Vergangenheit schon einige Male vom Ordnungsamt angesprochen worden sei, habe er sich schon Sorgen gemacht, als ein Polizeiwagen aufgetaucht sei. «Aber die Fahrerin war ganz entspannt und hat mich gefragt, ob sie sich ein Lied wünschen kann.»

Danach sei er immer wieder angesprochen worden, wann er wieder spiele, sagt der Pianist. Wenn es jetzt wieder wärmer werde, wolle er deshalb auch vor Altenheimen spielen. «Diese Menschen sitzen in den Zimmern, bekommen kaum Besuch und sind einsam.» In Absprache mit der Polizei wolle er vor ihren Fenstern spielen. «Dann mache ich etwas für meine Seele und für die der anderen.»

Denn die Leichtigkeit der Straßenmusik täuscht darüber hinweg, wie kritisch die Lage für viele freie Musiker jetzt geworden ist. «Bis Ende Juni wird alles abgesagt, und es kommen momentan auch keine neuen Buchungen nach», erklärt Höneß. «Ich lebe nur von den Auftritten bei Business-Veranstaltungen und privaten Events, und das ist komplett weggebrochen.» Für den Lebensunterhalt müsse er nun auf seine Rücklagen zugreifen, die eigentlich für seine Altersversorgung gedacht seien.

Daneben engagiert sich Höneß auch in zwei künstlerischen Projekten, in der Jazzband Superfro und mit der Hard-Rock-Satire «In Teufels Küche». Mit den anderen Mitgliedern von Superfro trifft er sich jetzt zu virtuellen Bandproben: «Wir nehmen einzeln zuhause Videos auf und schneiden diese dann zusammen.»

Zu kreativen Lösungen ist auch die Gastronomie gezwungen. Ende März spielt Höneß zuhause auf seinem Flügel bei der «Online Music Session» einer Mainzer Weinbar. Da diese geschlossen ist, können Gäste teilnehmen, indem sie Getränke und ein Antipasti-Paket zur Abholung bestellen und dann zuhause bei gutem Wein der übers Internet gestreamten Piano-Musik zuhören.

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