Nachdem im vergangenen Jahr das Opernchorstudio der Sächsischen Staatsoper und der HfM Dresden bereits geschlossen wurde, droht jetzt eine Entlassungswelle im Chor der Semperoper. Aus Sicht von Gerd Uecker, Noch-Intendant der Semperoper und Staatskapelle, droht ein Verfall der künstlerischen Qualität des traditionsreichen Hauses.
Tarifsteigerungen für die Mitarbeiter könnten nicht mehr ohne erheblichen Substanzverlust kompensiert werden, sagte Uecker der Nachrichtenagentur DPA. Allein 2009 habe die Erhöhung der Tarifgehälter Mehrkosten von 1,7 Millionen Euro bewirkt. 2010 werden dafür 2,4 Millionen Euro zusätzlich veranschlagt und 2011 kämen dann noch die neuen, noch nicht verhandelten Tariferhöhungen dazu. Als Folge werde der Staatsopernchor um zehn Mitglieder auf 84 verkleinert. Uecker betonte, da der Chor freiwerdende Stellen nicht mehr besetzen dürfe, ergäben sich fatale Konsequenzen für die Altersstruktur. Perspektivisch fehle dem Chor eine gesunde Mischung. Uecker appellierte an die Politik, die Augen vor solchen künstlerischen Problemen nicht zu verschließen. Wenn der Freistaat sein Opernhaus als "Flaggschiff" betrachte, müsse es auch hinreichend ausgerüstet werden. Andernfalls sei Dresden im deutschen Maßstab und erst recht international nicht konkurrenzfähig.
Wie gestaltet sich die Finanzlage im 25. Jahr des Wiederaufbaus der Semperoper? In den vergangenen fünf Jahren ist es Uecker gelungen, ein Bilanzdefizit von 9,2 Millionen Euro im Jahr 2005 auf unter drei Millionen Euro zu drücken. "Im gleichen Zeitraum stiegen die Eigeneinnahmen von 19 auf 26 Millionen Euro. Diese Entwicklung hat kein anderes deutsches Opernhaus geschafft." 2009 hatte die Semperoper einen Etat in Höhe von 66,8 Millionen Euro, der Zuschuss des Landes lag bei 37,3 Millionen Euro. Uecker geht davon aus, dass das restliche Defizit in drei bis vier Jahren behoben ist. Laut ursprünglichem Kabinettsbeschluss sollte die Semperoper schon 2010 wieder in der Lage sein, ohne zusätzliche Zuschüsse auszukommen.