Berlin -Die Leiterin der Bayreuther Festspiele, Katharina Wagner, hat keine Bedenken, den häufig mit NS-Symbolen arbeitenden Künstler Jonathan Meese 2016 den "Parsifal" inszenieren zu lassen. "Meese hat gezeigt, dass Symbole für ihn eine zentrale Bedeutung haben. Er arbeitet damit, verändert sie. Und genau darum geht es doch in 'Parsifal'", sagte Wagner der Tageszeitung "Die Welt" (Freitagausgabe).
Keinesfalls gehe der Künstler leichtfertig mit Nazi-Symbolen um. "Meese spielt nicht mit Hakenkreuzen. Und Bayreuth auch nicht. Er setzt sie ironisch und sogar auch zynisch ein, um eine Haltung, um unsere Geschichte kritisch anzuprangern." Sie gehe davon aus, dass das internationale Publikum dies unterscheiden könne.
Erst vor wenigen Wochen hatte der Bassbariton Evgeny Nikitin seinen Auftritt bei den Bayreuther Festspielen abgesagt, nachdem bekannt wurde, dass auf seiner Brust ein aus seiner Jugendzeit stammendes Hakenkreuz Tattoo erkennbar sein soll. Nikitin bestritt jedoch, dass es sich bei der Tätowierung um ein Hakenkreuz handelt.
"Ich halte Nikitin nach wie vor für einen großartigen Sänger", sagte die Urenkelin Richard Wagners, die die Bayreuther Festspiele gemeinsam mit ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier leitet. Seine Entscheidung, nicht in Bayreuth aufzutreten, sei jedoch vor dem Hintergrund der Festspielgeschichte angemessen gewesen.
Die NS-Vergangenheit der Bayreuther Festspiele und die Auseinandersetzung mit ihr müsse auch weiterhin Thema sein. "Das mag manche schmerzen, aber das muss sein. Da gibt es keine Alternative." Es müsse die Zeit kommen, in der keiner mehr sagen könne, die Wagners hätten etwas zu verbergen. "Das hat sowieso schon viel zu lange gedauert", fügte sie hinzu.
Zuletzt hatte Nike Wagner, Cousine Katharinas, die zögerliche Aufarbeitung der Vergangenheit kritisiert. In einem dapd-Interview hatte sie der Festspielleiterin eine Verschleppungstaktik bei der Öffnung der Archive von deren Vater Wolfgang Wagner vorgeworfen.