Heidelberg - Nach dreijähriger Bauzeit wird das Theater Heidelberg am Sonntag (24. November) mit der Premiere von Tschaikowskys Oper "Mazeppa" offiziell wiedereröffnet. 64 Millionen Euro kostete die Sanierung. Die Stadt trug die Kosten nicht allein: Rund 20 Millionen Euro wurden seit Sommer 2006 vom Bürgerkomitee zur Rettung des Heidelberger Theaters gesammelt - mit Tausenden kleinen Einzelspenden und Unterstützung einiger Großspender.
Schrecklich war's offenbar im alten Haus. Wolf Meng läuft durch das Theater Heidelberg, wo gerade noch überall Handwerker wuseln, und erinnert sich. 2006 waren die Zustände für die Mitarbeiter katastrophal: zu wenige Toiletten, im Winter waren die Räume ungeheizt, die Elektroanlage ein Sicherheitsrisiko. Nach drei Jahren Sanierung ist das Haus jetzt schick und zeitgemäß, auch dank eines großen bürgerschaftlichen Engagements. Am Samstag (24. November) wird das Theater mit Neuem Saal wiedereröffnet.
Der Finanzfachmann Meng gehört eigentlich gar nicht zum Theater. Trotzdem kennt ihn dort jeder. Er ist der Vorsitzende des Bürgerkomitees zur Rettung des Heidelberger Theaters. Dieses hat seit seiner Gründung im Juli 2006 knapp 20 Millionen Euro Spendengelder für die 64 Millionen teure Sanierung gesammelt. Jetzt freut sich Meng auf die Eröffnung. "Das ist für mich der krönende Abschluss eines sechseinhalb Jahre alten Projekts", sagt er.
Noch bestimmen die Handwerker das Bild. Am vergangenen Samstag übernahmen aber schon einmal kurz die Künstler: 50 Ensembles aus ganz Deutschland bespielten zum "Tag der Theater" das neue alte Haus. Sie feierten mit 3.000 Besuchern die Wiederauferstehung eines Theaters in Zeiten klammer öffentlicher Kassen. Mit der feierlichen Einweihung am 23. November ist die dreijährige Bauzeit dann vorbei, die Ausweichquartiere Opernzelt und Theaterkino sind Geschichte, der Alte Saal erstrahlt in neuem Glanz, der Neue Saal hatte seine Premiere.
Theater musste wegen Sicherheitsmängeln kurz schließen
Zufällig kommt bei der Begehung des Theaters Intendant Holger Schultze vorbei und begrüßt Meng mit einer herzlichen Umarmung. Schultze schafft es, gleichzeitig müde und energiegeladen auszusehen. Bevor er zur Besprechung weitereilt, muss er eines noch schnell loswerden: "Wolf Meng hat einen tollen Job gemacht."
Meng ist das Gesicht des Bürgerkomitees, das er im Juli 2006 gegründet hat. Die Initiative zur Sanierung sei aber vom damaligen Intendanten Peter Spuhler ausgegangen, betont der Finanzexperte. Die schnellen Spendenerfolge und die engagierten Bürger machten dem Gemeinderat das Bekenntnis zur Sanierung leichter, zumal das Theater im Oktober 2006 wegen Sicherheitsmängel kurzzeitig schließen musste. Schon im November 2006 fasste der Rat den grundlegenden Beschluss.
Wesentlich für den Erfolg war die Kampagne "Wir retten unser Theater" der "Rhein-Neckar-Zeitung", sagt Meng. Deren Heidelberger Lokalleiterin, Ingrid Thoms-Hoffmann, ist auch im Vorstand des Bürgerkomitees. "So haben wir null Euro in Öffentlichkeitsarbeit investieren müssen", erklärt Meng.
Wahl-Heidelbergerin Franziska van Almsick engagierte sich
Zahlreiche Heidelberger haben sich für die Sanierung stark gemacht: Das Theater steuerte viele Aktionen bei, der Intendant kochte für Spenden, die Wahl-Heidelbergerin Franziska van Almsick und andere Promis zogen nach. Es gab Benefizläufe, Benefizdinner, Benefizpartys, Benefizauktionen und Benefizschultheater. Wolf Meng war fast überall dabei. "Weil es sich einfach gehört, dass jemand da ist, der Danke sagt, auch wenn am Ende nur 200 Euro rumkamen."
Zu den vielen kleinen Spenden kamen aber auch einige richtig große. Der Unternehmer Wolfgang Marguerre hat mehr als 14 Millionen Euro gespendet, die Stiftung des MLP-Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Lautenschläger eine Million.
Meng, der für sein Engagement die Bürgerplakette der Stadt Heidelberg erhalten hat, bezog auch sein Umfeld mit ein. "Ich glaube, es gibt in meinem Bekanntenkreis niemanden, der nicht eine Sesselpatenschaft hat", gibt er schmunzelnd zu. Alle 423 Parkettstühle im Neuen Saal haben einen Paten und das für jeweils satte 1.000 Euro. Zum Vergleich: Eine Stuhlpatenschaft im Deutschen Nationaltheater Weimar gibt es für 512 Euro.
Das Programm zur Eröffnung des Heidelberger Theaters in vier Daten
- Feierliche Einweihungsfeier am Freitag, 23. November, als geschlossene Veranstaltung
- Offizielle Eröffnung am Samstag, 24. November, mit der Premiere von Tschaikowskys Oper "Mazeppa" im Neuen Saal (ausverkauft)
- Tag der offenen Tür am Sonntag, 25. November, 11.00 bis 18.00 Uhr
Theaterkasse: Theaterstraße 10, Telefonnummer 06221 5820 000, montags bis samstags 11.00 bis 18.00 Uhr