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Musikalische Jahrestage: 21. März – Welttag des Holzes.

Musikalische Jahrestage: 21. März – Welttag des Holzes. 

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Musikalische Jahrestage (6) – 21. März – Welttag des Holzes & Internationaler Tag des Waldes

Vorspann / Teaser

Holz ist ein Rohstoff, der uns überall umgibt – im Wald wie im Wohnzimmer. Da dieser Rohstoff ja allüberall nachwächst, teils große Flächen der Erde mit Wäldern bedeckt sind, könnte man meinen, er sei unendlich vorhanden und verfügbar. Das übersieht aber, dass Bäume nicht von heute auf morgen wachsen, sondern oftmals viele Jahrzehnte und Jahrhunderte benötigen, um zu diesen stattlichen Naturriesen zu werden. Ein sorgsamer Umgang mit diesem Holz ist unsere Pflicht!

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In den vergangenen Jahrzehnten hat die Menschheit (zumindest in den privilegierteren Staaten) nach dem Motto „Alles ist verfügbar“ (natürlich für jeden, jederzeit und an allen Orten) gelebt. Dabei hat sie immer wieder ziemlich erbarmungslos und ohne sich allzu große Gedanken über die Zukunft zu machen die (Boden-)Schätze der Erde ausgeplündert und ausgebeutet. Dieses ging oft zulasten armer Staaten, aber auch zulasten der Natur und letztlich auch der Erde selbst. Die älteren unter uns können sich noch aus der Schulzeit an das erste Auftreten von Begriffen wie „Ozonloch“, „saurer Regen“ oder „Waldsterben“ erinnern.

Immer wieder ist es der Mensch, der auf mannigfaltige und überaus schädliche Weise in den Kreislauf der Natur eingreift. Das darf der Mensch vermeintlich auch, denn schon in der Bibel steht: „Gott sprach: Machet sie [die Erde] euch untertan.“ (Genesis 1,28). Der Alttestamentler Julius Steinberg weist darauf hin, dass sich dieser Herrschaftsauftrag auf die Landwirtschaft, den Ackerbau und die Viehzucht bezieht. Er betont aber, „dass zur Machtausübung auch Verantwortung gehört“.

Wie der Mensch mit dieser Verantwortung umgegangen ist, besingt Udo Jürgens in seinem Lied „Die Krone der Schöpfung“: „Wir nennen uns Schöpfung, die Helden der Evolution. Das Meisterwerk im Universum benimmt sich wie die Inquisition.“ und „Wir haben das Gewissen im Überfluss verlor’n. Und wenn man uns erinnert, verschließen wir die Ohr’n. Wir leben ohne Gnade und stoßen uns gesund: Giganten der Verschwendung mit nimmersattem Schund.“ Nicht von ungefähr bezieht sich der Begriff für das derzeitige geologische [sic!] Zeitalter „Anthropozän“ darauf, vom Menschen bestimmt zu sein.

Noch in der Schule haben die meisten von uns gelernt, dass der Frühling am 21. März beginnt. Seit 2013 beginnt er am 20. März – das liegt an der zeitlichen Diskrepanz zwischen Erd- und Sonnenjahr. Der Mensch hat an dieser Verschiebung ausnahmsweise keinen Anteil! Mit dem 20. März beginnt eine kurze Serie von „Umwelttagen“: am 20. März der „Frühlingsanfang“, am 21. März der „Welttag des Holzes“ und der „Internationale Tag des Waldes“ und am 22. März der „Weltwassertag“, die uns einmal mehr besonders auf unsere Umwelt aufmerksam machen sollen.

Wieder haben wir diese Tage in der grenzenlosen Fundgrube www.kuriose-feiertage.de entdeckt. Für den heutigen Tag findet man dort noch den „Tattoo Tag“, den „Welt-Down-Syndrom-Tag“, den „Internationalen Tag der Farbe“, den „Tag des Baguettes“ in den USA und den „UNESCO Welttag der Poesie“. Wie so oft haben diese Feiertage untereinander wenig miteinander zu tun, beziehen sich auch nicht aufeinander. Die Tatsache, dass der „Welttag des Holzes“ und der „Internationale Tag des Waldes“ mit dem „früheren“ Frühlingsanfang am 21. März zusammenfallen, ist dagegen sicher kein Zufall.

Auch der bei den kuriosen Feiertagen nicht verzeichnete „Welt-Marionetten-Tag“ passt gut zu den beiden hölzernen Gedenktagen. Er weist nämlich darauf hin, dass Holz ein Material ist, das zu vielerlei Dingen verarbeitet werden kann, die das Leben der Menschen bereichern und erfreuen. Dabei sind gerade Hölzer mit besonders schönem Aussehen, mit ansprechenden Flämmungen etwa, sehr begehrt für Möbel und auch für Musikinstrumente. Dabei ist sicher der ästhetisch-optische Wert dieser Hölzer besonders anziehend. Die einzigartigen Materialeigenschaften sind für den typischen Klang von Musikinstrumenten von wichtiger Bedeutung.

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Ein Fernambuk-Baum (Paubrasilia echinata) im Park Córrego Grande in Florianópolis, SC, Brasilien. © Wikimedia Commons, Der Kolonist

Ein Fernambuk-Baum (Paubrasilia echinata) im Park Córrego Grande in Florianópolis, SC, Brasilien. © Wikimedia Commons, Der Kolonist
 

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Holz – was ist das eigentlich? 

Die Definition beruht darauf, wen man fragt. Tischler etwa würden Holz als Rohmaterial und lebendige Ressource mit vielen technischen und kunsthandwerklichen Anwendungsmöglichkeiten beschreiben. Biologen definieren Holz als das für die feste Beschaffenheit und den Nahrungstransport von Bäumen wichtigste Gewebe. Es verleiht den Bäumen Stabilität, Stärke, schützt sie und bildet die notwendige Basis für den Transport nährstoffreicher Flüssigkeiten. Mit dem menschlichen Körper verglichen würde Holz die Funktionen von Knochen, Fleisch, Blutgefäßen und Haut in sich vereinen.

Für den Waldökologen Artur Cisar-Erlach „umfasst Holz den Baum als Ganzes, mitsamt seinen Wurzeln, seinem Stamm, seinen Blättern, der Umgebung, in der er wächst, dem Ökosystem, das er erhält, und seiner Beziehung zu den Menschen, die mit ihm leben und arbeiten.“ Erlach schlägt vor, „das Wort ‚Holz‘ in einem viel weiteren Sinn zu verwenden, der gleichzeitig seiner technischen Bedeutung, seiner entscheidenden Rolle in der Pflanzenwelt, seinem Einfluss auf die Umwelt und seiner gewaltigen sozioökonomischen Bedeutung gerecht wird.“

Über lange Zeit haben sich Menschen recht unbefangen an den Hölzern dieser Welt bedient. Dadurch sind einzelne Arten nun in ihrem Bestand gefährdet. Deshalb wurde 1973 das Washingtoner Artenschutzübereinkommen zum internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen zum Schutz vor übermäßiger Ausbeutung CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) gegründet. Heute gehören der CITES 184 Staaten an.

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Ein Salonflügel von Broadwood & Sons (London, 1841) mit Palisanderfurnier. © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Sönke Ehlert Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Sönke Ehlert

Ein Salonflügel von Broadwood & Sons (London, 1841) mit Palisanderfurnier. © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Sönke Ehlert Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Sönke Ehlert

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Holz im Musikinstrumentenbau

Im Musikinstrumentenbau wurden viel Elfenbein und Schildpatt verarbeitet, aber auch heute geschützte Hölzer wie Palisander, Ebenholz, Rosenhölzer und Fernambuk. Im Gegensatz zu Metall lässt sich Holz vielfältiger verarbeiten: so lässt es sich hacken, spalten, sägen, bohren, hobeln, fräsen, drechseln, schleifen, polieren und lackieren. Man kann es zu Resonanzkörpern zusammenfügen und verleimen. Oder man kann daraus Bögen für die Streichinstrumente bauen – dafür muss das Holz einerseits sehr leicht sein und gleichzeitig eine gewisse Steifigkeit und Flexibilität haben.

Der Bogenbauer Josef Gabriel aus Erlangen baut seine Bögen aus Fernambuk (Paubrasilia echinata), einem Holz, das ausschließlich in der sogenannten Mata Atlântika, dem Küstenwald entlang der brasilianischen Atlantikküste wächst. Fernambuk ist das klassische Holz für den Bogenbau, heute wird auch gelegentlich das Tropenholz Ipé oder auch Carbon verwendet. Fernambuk gehört zu den nach CITES geschützten Hölzern, deren Bestände im Laufe der Jahre massiv dezimiert worden sind. In Brasilien hat man frühzeitig bemerkt, dass hier ein Rohstoff knapp wird und ihn geschützt. Aber „irgendwie“ ist es immer wieder gelungen, Bestände an Fernambuk auszuführen. Durch die Größe und die Unübersichtlichkeit Brasiliens sind Abholzungen nur sehr bedingt kontrollierbar. Besonders in China tauchen bis heute immer wieder erhebliche Mengen an Fernambuk auf.

Durch die CITES-Erklärung ist der Handel mit Fernambuk heute nachweispflichtig. Wer Fernambuk als Rohmaterial erwirbt, muss durch eine CITES-Meldung nachweisen können, woher er das Holz hat. In Deutschland ist es dann so, dass der fertige Bogen frei gehandelt werden darf. Innerhalb der EU ist es auch kein Problem diesen Bogen mitzuführen. Allerdings bietet es sich – für Zweifelsfälle an den Zollkontrollen – einen Nachweis darüber mitzuführen, der die Legalität des Rohmaterials nachweisen kann. Dieser Nachweis kann zum Teil über Verkaufsquittungen und Eigentumsnachweise erbracht werden.

Der „Bogenpass“

Gabriel hat schon vor einigen Jahren einen „Bogenpass“ entworfen, der dokumentiert, welche Materialien verarbeitet worden sind und dass diese bei den zuständigen Behörden gemeldet sind. Durch seine Zusammenarbeit mit dem Bundesinnungsverband für das Musikinstrumenten-Handwerk bekommt dieser Pass einen offiziellen Charakter. Dieses Dokument und seine Erstellung haben sich als sehr praktikabel erwiesen, werden aber von Gabriels Bogenbauer-Kollegen nur bedingt angenommen. Durch seine eigenen Erfahrungen vor Ort in Brasilien sieht sich Gabriel in der Pflicht hier „in die Zukunft zu schauen“. Nur durch solche Dokumente kann die illegale Abholzung und der illegale Handel auf Dauer zumindest stark minimiert werden.

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Bogenpass zum Nachweis der verwendeten artengeschützten Materialien – Vorderseite. © Josef Gabriel

Bogenpass zum Nachweis der verwendeten artengeschützten Materialien – Vorderseite. © Josef Gabriel

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Bogenpass zum Nachweis der verwendeten artengeschützten Materialien – Rückseite. © Josef Gabriel

Bogenpass zum Nachweis der verwendeten artengeschützten Materialien – Rückseite. © Josef Gabriel

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Gabriel geht einen Schritt weiter und pflegt gute Kontakte nach Brasilien: „Ich sehe mich als Bogenmacher in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass nicht nur entnommen wird, sondern auch wieder angepflanzt wird.“ Mit Kollegen hat er eine Initiative gegründet, deren Ziel es ist, „dass kleinere Bauern zu kommerziellen Zwecken Bäume anpflanzen und so zusätzliche Verdienstmöglichkeiten durch die Betreuung der Anpflanzungen bekommen“. Mittlerweile ist dieses Projekt gestartet, Gabriel selbst hat bei der Anpflanzung geholfen. Fernambuk für den Bogenbau wird es aus diesem Projekt frühestens in etwa 30 bis 50 Jahren geben.

Die CITES-Regelungen sind hochkomplex – da gibt es Anhänge zu dem Grunddokument und Fußnoten, die weit mehr sind als nur Randbemerkungen. Tatsächlich betreffen diese Regelungen durchaus auch das Leben der „einfachen“ Bürger. So war Rio-Palisander in den 60er-Jahren eine Holzart, die in Schrankwänden in wohl jedem zweiten Haushalt Mode waren. Bei Musikinstrumenten war Palisander im 19. Jahrhundert sehr beliebt und einige Klaviere aus dieser Zeit existieren noch in den Haushalten. Elfenbeintasten bei Klavierinstrumenten waren sehr verbreitet. Mit all diesen Materialien – auch im verarbeiteten Zustand – darf heute gar nicht mehr gehandelt werden.

Schnell begeht man eine Ordnungswidrigkeit oder gar eine Straftat, wenn man Omas Sideboard geerbt hat und es auf einer Verkaufsplattform im Internet anbietet. Die grundsätzliche Regel ist: erst einmal nicht verkaufen! Das „Institut für Holzforschung“ des „Johann Heinrich von Thünen-Institutes. Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei“ steht jedem Bürger zur Beratung offen und nimmt die Angst vor möglicherweise strafbaren Handlungen. Dort kann man die Materialien seiner Möbel und Musikinstrumente (und natürlich auch kleinen Teilen davon) begutachten und bestimmen lassen und bekommt Rat, wie man mit diesen weiter verfahren kann. Durch eine große Referenzxylothek – also eine „Bibliothek“, die nicht Bücher, sondern Holzstücke sammelt, kann durch Vergleiche schnell herausgefunden werden, um was für ein Holz es sich handelt und woher es stammt. Dann kann man weitere Schritte einleiten.

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Klänge:

Weitere Informationen:

  • Homepage der „Kuriosen Feiertage“: https://www.kuriose-feiertage.de
  • Artur Cisar-Erlach: Der Geschmack von Holz. Auf der Suche nach dem wilden Aroma der Bäume. München: Piper, 2020. 
    [Ein faszinierendes Buch mit einem gesunden und tiefgehenden Blick auf unsere Umwelt.]
  • Homepage des „Instituts für Holzforschung“ des „Johann Heinrich von Thünen-Instituts. Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei“. https://www.thuenen.de/de/fachinstitute/holzforschung
  • Mit der App „CITESwoodID“ kann man selbst die geschützten Hölzer bestimmen und identifizieren. Die zusammengetragenen Informationen und insbesondere die Holzbilder laden aber auch einfach so zum dort Stöbern ein.