Berlin - Für die deutsche Musikindustrie geht es nach harten Krisenjahren kontinuierlich leicht aufwärts. "Wir steuern 2012 auf eine schwarze Null zu", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), Florian Drücke, im Interview mit der Nachrichtenagentur dapd. "Wir gehen davon aus, dass das Digitalgeschäft die physischen Rückgänge kompensieren kann." Konkrete finale Zahlen für 2012 gibt es aber noch nicht.
2011 hatte der Markt erstmals seit 15 Jahren keine Umsatzverluste verzeichnet. Beim Gesamtumsatz aus allen Musikverkäufen und Einnahmen gab es ein leichtes Plus von 0,1 Prozent, vor allem dank des stark wachsenden Digitalmarktes. Marktforscher erwarten ab 2013 einen "leichten Aufwärtstrend". 2010 hatte die Branche noch ein Minus von 4,6 Prozent verbucht.
Nach Ansicht des Berliner Musikunternehmers Tim Renner muss die deutsche Musikindustrie in Sachen Digitalisierung noch kräftig aufs Tempo drücken. "Deutschland ist ein digitales Schwellenland, wenn nicht sogar Entwicklungsland", sagte Renner im Interview mit der Nachrichtenagentur dapd. Weltweit liege der Digitalanteil am Markt bei 39 Prozent, in Deutschland seien es im ersten Halbjahr 2012 dagegen erst 22 Prozent gewesen. "Wir sind auf dem richtigen Weg, aber wir haben noch viel aufzuholen."
Streamingdienste etwa seien in Deutschland viel später in den Markt eingetreten als in anderen Ländern. Zudem werde ihr Wachstum dadurch behindert, dass es keine Einigung mit der Verwertungsgesellschaft Gema über die Vergütung für werbefinanzierte Streams gebe, die 85 Prozent der Nutzung ausmachten. In einer Reform der Gema sieht der frühere Deutschland-Chef von Universal Music eine Schlüsselrolle für die weiteren Entwicklungen im digitalen Musikmarkt.