Manche sogenannten Innovationen schleichen sich leise wie auf Katzenpfoten in unser gesellschaftliches Gefüge. Beispielsweise die Verknappung, Verballhornung, Destruktion unserer Sprache. Andere trampeln mit mächtigem Marschtritt im Stil der Echternacher Prozession samt Doppelwumms und Zeitenwende auf die dürrenden Gräslein der Zivilgesellschaft. Doppelt natürlich. Weitere tauchen dank Marketing-Getöse, Industrie, Wirtschafts- und Politik-Sehnsüchten plötzlich auf, obwohl sie schon längst vorhanden waren. Künstliche Intelligenz.
Positiv?
Angeblich unverzichtbare Prothesen für unsere ins Chaos stolpernde Menschheit. Ein dicker süßer Brei aus dem angeblichen Schlaraffenland sättigt uns, lässt unsere Sinne verfetten: Wer in seinem E-Auto demnächst ein Navi samt Selbststeuer-Anlage hat, kann auf seinem Trip die zunehmend hässliche Welt vergessen, ein Fläschchen Schampus trinken. Scheibenverdunklung im Vorstadt-Elend. Im Seniorenheim diskutiert der blauäugig-polyäthylenblonde Robby „Jobs“ Miniquant mit wacker bleibenden Älteren über Helene Schneider. Auf dem Schlachtfeld zwischen weaker Demokratie und effektiver Tyrannei entfachen kluge Drohnen ein munteres Feuerwerk. Und wolfsähnliche Streitkräfte aus Silizium, titangeschützt, knallen sich radargestützt gegenseitig ab. Zur Freude der Hersteller. Igitt. Miesepetrige Dystopie?
Zwar werden die Segnungen der sich überraschend flott und zunehmend selbstperfektionierenden „neuen“ Intelligenzbestien gerade auch im pädagogischen, im philosophischen, im medizinischen oder gelegentlich auch im künstlerischen Lebensbereich nicht unkritisch gesehen. Schließlich haben sich da die Softwareschmieden beim Training der digitalen Alles-Darsteller beim Räubern im Weltwissen ohne Anteile für die Urheber schon kräftig bereichert. Abwägende Kommentare und Infos hierzu auf den Seiten 15 bis 17. Spannende Beispiele für den aktuell innovativen Einsatz von KI im stets vorbildhaften Arbeitsfeld der neuen Musik finden sich reichlich im „Bad-Blog“ der Internet-nmz. Inklusive billiger Quellen der neuesten Programme. Arno Lücker hat die komplette „Winterreise“ endlich neu und rockig bis sensibel vertont. Alexander Strauch entschlüsselt die Potenzen von Chat-GPT weit überlegenen Programmen für Tonsetzer*innen. Übertrumpft vom alleraktuellsten Sound-und-Voice-Konstruktionstool in der gestrengen Ohrschneckenprüfung von Moritz Eggert. Think positive! Positiv? War das nicht kürzlich noch eine ganz üble Diagnose?
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