Münchner Neuinszenierung: «Aida» und der Schrecken des Krieges +++ Lausitzfestival mit Musik, Theater, Lesung an ungewöhnlichen Orten +++ Bad Hersfelder Festspiele: Probenauftakt für «König Lear» +++ Konzertreihe in Dorfkirchen im Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda
Münchner Neuinszenierung: «Aida» und der Schrecken des Krieges
München (dpa/lby) - Kein glänzendes Gold, kein Ägypten-Kitsch, dafür grauer Schrecken und eine Liebe aus der Asche des Krieges: An der Bayerischen Staatsoper hat am Montagabend eine sehr berührende Interpretation von Giuseppe Verdis «Aida» Premiere gefeiert. Regisseur Damiano Michieletto stellt mit seiner Inszenierung die Frage, wie der Krieg auf die Menschen und ihre Suche nach Glück wirkt. Die deutliche Antwort: desaströs.
Der ikonische Triumphmarsch wird in der düsteren Neuproduktion zu einer Perversion desselben. Denn nach der gewonnenen Schlacht gegen die Äthiopier kehren keine Helden heim nach Ägypten, sondern verkrüppelte, traumatisierte, gebrochene Krieger, die nur noch ein Schatten der Männer sind, die sie einst gewesen sein müssen. Die ganz klare, pazifistische Botschaft des Regisseurs: Krieg kennt keine Sieger.
Nicht allen im oft als klassisch-konservativ wahrgenommenen Münchner Publikum gefällt diese überaus zeitgemäße, teils zu Tränen rührende Umdeutung der Verdi-Oper. Als der Vorhang fällt, gibt es deutliche Buh-Rufe, die in erster Linie dem Regie-Team gelten. Aber auch Mezzosopranistin Anita Rachvelishvili als Aidas streckenweise heisere Rivalin im Kampf um die Liebe, Amneris, bekommt einige ab. Dem Bayerischen Rundfunk (BR) sagte sie, sie habe nach der Geburt ihres Kindes vor einem Jahr zunächst nicht mehr singen können und sei sehr froh, dass es jetzt wieder gehe.
Dirigent Daniele Rustioni wird dagegen weitgehend einhellig gefeiert - ebenso wie Elena Stikhina als Aida und ein hervorragender Brian Jagde als Radamès, die sowohl stimmlich als auch auf der Bühne als tragisches Liebespaar außergewöhnlich gut harmonieren.
Lausitzfestival mit Musik, Theater, Lesung an ungewöhnlichen Orten
Cottbus (dpa) - Uraufführungen, Premieren und Kunstschaffende von Weltformat - das Lausitz Festival lädt in diesem Jahr wieder zu viel Kultur an ungewöhnlichen Orten ein. Von Klassik über Jazz bis hin zu Tanz, Theater und literarischen Matineen finden Veranstaltungen in der Zeit vom 25. August bis 10. September in Brandenburg, Sachsen und im polnischen Grenzland statt. Die Spielstätten spiegelten dabei die wechselvolle Geschichte der Lausitz wider, teilten die Veranstalter am Montag mit.
Neben architektonisch beeindruckenden Theaterhäusern werden Schloss- und Parkanlagen, Filmtheater, Industriedenkmäler und Kirchen bespielt. Das Mehrsparten-Festival findet bereits zum vierten Mal statt. Schirmherren sind die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Sachsen, Dietmar Woidke (SPD) und Michael Kretschmer (CDU).
Eröffnet wird das Festival am 25. August in einer ehemaligen Flugzeughalle in Cottbus mit einer Weltpremiere. Giuseppe Verdis «Quattro pezzi sacri» wird mit der «Ekklesiastischen Aktion» von Bernd Alois Zimmermann in der Regie von Luk Perceval verknüpft.
Auf dem Gelände der ehemaligen Telux-Fabrik in Weißwasser geht es in einer Kammerfassung von William Shakespeares «Der Kaufmann von Venedig» in der Regie von Stefan Pucher um Fragen nach Preis und Maß.
Schumanns romantische Dichterliebe würdigen die weltberühmte Pianistin Martha Argerich und der Bariton Stéphane Degout in der Kirche in Herrnhut. Mit dem mehrfachen Grammy-Preisträger Michel Camilo gastiert ein karibischer Meister des Latin Jazz in der Lausitz und bespielt die ehemalige Brikettfabrik Domsdorf.
Zahlreiche Lesungen und Ausstellungen handeln von den Themen Freiheit und Form in der Lausitz. So liest unter anderem die Schauspielerin Claudia Michelsen drei Erzählungen der polnischen Literaturpreisträgerin Olga Tokarczuk. Zum Abschluss des Vielspartenfestivals tritt Geigenvirtuos Maxim Vengerov mit seiner Klavierpartnerin Polina Osetinskaya in der Dorfkirche Cunewalde auf.
Bad Hersfelder Festspiele: Probenauftakt für «König Lear»
Bad Hersfeld (dpa) - Die Vorbereitungen für die diesjährigen Bad Hersfelder Festspiele laufen auf Hochtouren. Zum Auftakt der Proben für das Shakespeare-Drama «König Lear» will Intendant Joern Hinkel an diesem Dienstag (10.30 Uhr) das Ensemble für das Stück vorstellen, mit dem die 72. Bad Hersfelder Festspiele am 30. Juni eröffnet werden.
Bereits bekannt ist, dass die Hauptrollen mit der Fernseh- und Theater-Schauspielerin Charlotte Schwab sowie dem Schauspieler und Kabarettisten Max Herbrechter besetzt sind. Schwab wird in die Männerrolle des König Lear schlüpfen. Mit ihr verkörpert in der Stiftsruine zum ersten Mal eine Frau den Patriarchen in dem Shakespeare-Klassiker. Herbrechter wird in der Inszenierung der Regisseurin Tina Lanik als Gloucester zu sehen sein.
Neben «König Lear» stehen bei den Festspielen in diesem Sommer (bis 27. August) unter anderem «Der Club der toten Dichter», «Die Rache der Fledermaus», «Das kleine Gespenst» sowie das Musical «Jesus Christ Superstar» auf dem Programm.
Konzertreihe in Dorfkirchen im Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda
Eisleben/Sömmerda (dpa) - Die Veranstaltungsreihe «Kultursommer in Dorfkirchen» bringt ab dem 20. Mai Musik in kleine Gotteshäuser im Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda. Den Auftakt bildet ein Konzert mit dem Titel «Sound the Trumpet» in der Kirche St. Nikolaus Bräunrode, wie die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland am Montag mitteilte. Dabei sollen Werke von Henry Purcell, Heinrich Schütz und Georg Friedrich Händel erklingen.
Insgesamt sind bis zum 24. September in 18 Kirchen Konzerte geplant. Die Bandbreite reicht von Musik für Orgel und Trompete, Cello und Akkordeon oder Gitarre über Operettenlieder und Walzer, jüdische Musik und geistliche Chormusik verschiedener Epochen bis zu einem Kindermitmachkonzert. Es ist die dritte Auflage der Veranstaltungsreihe.