Bund und Land finanzieren Sanierung +++ Roth: Kulturpolitik entscheidet nicht Repertoire in Bayreuth +++ 2025 neue «Meistersinger» und Thielemann-Comeback +++ Festspiele erinnern an Stephen Gould
Festspielhaus Bayreuth: Bund und Land finanzieren Sanierung
Bayreuth - Bund und Land stellen für die Generalsanierung des Bayreuther Festspielhauses jeweils knapp 85 Millionen Euro bereit. «Der Grüne Hügel mit dem Festspielhaus ist genauso einzigartig wie die Wagner-Festspiele selbst: Mit vereinten Kräften ertüchtigen wir das Festspielhaus - unser ikonisches Monument des Wagner-Mythos», teilte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) mit. Am Eröffnungstag des Festivals sollte kurz vor Beginn der Premiere eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet werden.
Der Festspielbetrieb wird den Plänen zufolge während der Arbeiten weitergehen. «Es soll keine gigantische Gesamtmaßnahme geben, sondern einzelne Teilmaßnahmen», erläuterte Blume. Das Bayreuther Festspielhaus sei ein architektonisches Meisterwerk und in jeglicher Hinsicht einzigartig. «Es ist unsere Pflicht diese historische Bausubstanz und die ursprüngliche Akustik zu bewahren.»
Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sieht die notwendige Sanierung nun gesichert. Zu dem Gesamterlebnis der Bayreuther Festspiele gehöre das historisch und architektonisch einzigartige Gebäude. «Der Bund wird dafür Mittel in der Höhe von bis zu 84,7 Millionen Euro bereitstellen, die andere Hälfte wird durch das Land Bayern geleistet.»
Das Festspielhaus wurde nach Plänen und Ideen Richard Wagners (1813-1883) erbaut. Vor knapp 150 Jahren - im Jahr 1876 - veranstaltete er hier die ersten Festspiele. Für Vorstellungen ist das Haus lediglich im Sommer zur Festspielzeit geöffnet. Berühmt ist es für seine einzigartige Akustik - und für seine vergleichsweise enge und wenig bequeme Bestuhlung.
Mit dem Geld aus Berlin und München beginnt ein zweiter Sanierungsabschnitt. Bei einem ersten Abschnitt vor einigen Jahren wurde unter anderem die berühmte Fassade saniert.
Roth: Kulturpolitik entscheidet nicht Repertoire in Bayreuth
Berlin/Bayreuth - Zum Auftakt der Festspiele in Bayreuth hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth ihren Wunsch nach Neuerungen auf dem Grünen Hügel bekräftigt - auch ohne andere Opern. «Natürlich steht Bayreuth für Wagner und Wagner für Bayreuth», sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «In Bayreuth Wagner zur Aufführung zu bringen, ist natürlich der grundlegende Markenkern dieses einzigartigen Festivals, und daran will ich selbstverständlich nichts ändern.»
Die Festspiele sind seit 1876 den zehn letzten Opern Richard Wagners (1813-1883) vorbehalten. Mit einem Vorstoß zur Erweiterung des Repertoires mit Opern auch anderer Komponisten hatte Roth jüngst Kritik und Kopfschütteln nicht nur in der Wagner-Welt verursacht.
Nun sagt die Politikerin: «Die künstlerische Leitung für Bayreuth liegt bei Katharina Wagner, auch für die nächsten Jahre. Über das künstlerische Repertoire auf dem Hügel entscheidet sie - und ganz bestimmt nicht die Kulturpolitik.» Sie treibe allerdings die Frage um, wie in Bayreuth und bei vielen anderen Kulturinstitutionen das Publikum von morgen gewonnen werden könne. «Und das Publikum von morgen wird in unserem Land, das nach Europa und in die Welt ausgerichtet ist, noch vielfältiger sein, als es heute schon ist. Darum sollten wir uns alle im Kulturbereich stärker kümmern.»
Katharina Wagner habe mit Kinderopern bereits neue Wege beschritten. Das zeige in die richtige Richtung. «All jene im Kulturbereich, die Neues wagen und anpacken wollen, um ein breiteres, vielfältigeres und jüngeres Publikum zu gewinnen und sich damit auch gut für die Zukunft aufzustellen, werden mich da an ihrer Seite haben.»
Roth sieht die Festspiele gerüstet. «Mit den nun von allen Beteiligten beschlossenen Strukturreformen können die Bayreuther Festspiele auch für die Zukunft sehr gut aufgestellt werden.» Mit der neuen Position eines General Managers könnten Marketing, Einwerbung von Drittmitteln und organisatorische Weiterentwicklung gezielter angepackt werden.
Zu dem Gesamterlebnis der Bayreuther Festspiele gehöre das historisch und architektonisch einzigartige Festspielgebäude, dessen notwendige Sanierung die Kulturstaatsministerin gesichert sieht. Dafür werde gemeinsam mit Bayern, den Festspielen, der Richard-Wagner-Stiftung und der Stadt eine Verwaltungsvereinbarung unterzeichnet. «Der Bund wird dafür Mittel in der Höhe von bis zu 84,7 Millionen Euro bereitstellen, die andere Hälfte wird durch das Land Bayern geleistet.» Während der Sanierung solle der Festspielbetrieb weiter möglich sein.
Ein «wichtiges Zeichen» sieht Roth darin, dass bei dieser Ausgabe der Festspiele erstmals mehr Frauen als Männer am Pult stehen. Mag Roth eine Wagner-Oper besonders? «Ich bin sehr gespannt auf «Tristan und Isolde» heute. Wie Wagner hier Liebe, Leidenschaft, Verlangen und den Schmerz von Liebenden, die letztlich nicht zusammenkommen können, musikalisch zur Sprache bringt, hat mich immer tief berührt und begeistert.»
Bayreuth: 2025 neue «Meistersinger» und Thielemann-Comeback
Bayreuth - Die Bayreuther Festspiele holen für die kommende Saison einen Musical-Experten auf den Grünen Hügel: Der Regisseur Matthias Davids, künstlerischer Leiter der Sparte Musical am Landestheater Linz, soll 2025 eine Neuproduktion der «Meistersinger von Nürnberg» bei den Richard-Wagner-Festspielen inszenieren. «Meine Güte, was ist denn jetzt los?», habe er gedacht, als Festspielleiterin Katharina Wagner ihn angerufen habe. Er suche sich aber gerne Herausforderungen. «Das ist so ein Projekt, wovor ich sicher Angst haben kann.»
Wie bereits angekündigt, kommt auch der frühere Musikdirektor Christian Thielemann nach einigen Jahren Hügel-Abstinenz zu den Festspielen zurück. Er wird 2025 den «Lohengrin» mit dem Bühnenbild von Kunst-Star Neo Rauch dirigieren, der nach einer Pause erneut aufgeführt werden soll. Für das große Jubiläumsjahr 2026, wenn 150 Jahre Festspielgeschichte gefeiert werden, plant Katharina Wagner eine kleine Abweichung vom strengen Kanon: Wagners Werk «Rienzi» soll im Festspielhaus aufgeführt werden.
Darüber hinaus aber sei eine Erweiterung des Repertoires, wie sie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) kürzlich ins Spiel gebracht habe, im Grunde undenkbar. «Das ist so nicht möglich, weil es ja vorgegeben ist, der Werkekanon», sagte Festspielsprecher Hubertus Herrmann. «Das ist das Alleinstellungsmerkmal, das Bayreuth auszeichnet.»
Roth hatte die Überlegungen über eine Repertoire-Erweiterung auch darum ins Spiel gebracht, weil selbst in Bayreuth sich die Karten nicht mehr von selbst verkauften. In diesem Jahr zeigten die Festspiele sich aber durchaus zufrieden, sprachen von einem quasi ausverkauften Haus. Nur für eine «Parsifal»-Aufführung im August gebe es noch Karten.
«2024 läuft im Kartenverkauf sehr gut», sagte Geschäftsführer Ulrich Jagels. Die Festspiele stünden derzeit - auch wegen einer umstrittenen Preiserhöhung bei den Tickets - finanziell gut da, betonte er. In den kommenden Jahren müsse man aber auf Rücklagen zurückgreifen, weil die Gesellschafter angekündigt hätten, ihre Zuwendungen nicht zu erhöhen.
55 Prozent des Haushalts, der laut Jagels zuletzt bei 28 Millionen Euro lag, erwirtschaften die Festspiele seinen Angaben zufolge selbst, 10 Prozent kommen vom Förderverein der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, 35 Prozent aus öffentlichen Geldern - vom Bund, dem Freistaat Bayern und der Stadt Bayreuth.
In diesem Jahr starten die Festspiele mit einer Neuinszenierung der Oper «Tristan und Isolde» des isländischen Regisseurs Thorleifur Örn Arnarsson, der eine düstere Interpretation der Liebesoper ankündigte: «Auf dem Scherbenhaufen der Hoffnungen liegt dann Tristan im Sterben», sagte er. Die musikalische Leitung hat Dirigent Semyon Bychkov. Die Titelrollen werden gesungen von Andreas Schager und Camilla Nylund.
Bayreuther Festspiele erinnern an Stephen Gould
Bayreuth - Die Bayreuther Festspiele haben mit einer berührenden Geste an den verstorbenen Wagner-Tenor Stephen Gould erinnert. Beim Open-Air-Konzert am Vorabend der Festspiel-Eröffnung spielte das Orchester unter der Leitung von Dirigentin Nathalie Stutzmann nicht nur Werke von Richard Wagner, George Bizet und Giuseppe Verdi, sondern zu Ehren Goulds auch «The Music of the Night» aus Andrew Lloyd Webbers Musical «Das Phantom der Oper».
Gould habe immer gesagt, er sei ein so erfolgreicher Wagner-Interpret geworden, weil er zuerst als Musical-Darsteller im «Phantom der Oper» gelernt habe, sein Publikum zu unterhalten, sagte Moderator Axel Brüggemann. Gould war im vergangenen Jahr nach kurzer, schwerer Krebserkrankung in Alter von 61 Jahren gestorben. Jahrelang hatte der US-Amerikaner auf dem Grünen Hügel die großen Partien gesungen.
Er debütierte hier vor 20 Jahren als «Tannhäuser». Bis 2022 sang er fast 100 Vorstellungen auf dem Grünen Hügel und avancierte schnell zum Publikumsliebling. Auch 2023 war er für drei große Rollen eingeplant gewesen. Die musste er aus gesundheitlichen Gründen absagen. Ende August des vergangenen Jahres gab er sein Karriereende bekannt, kurz darauf teilte er die Information über seine schwere Krankheit - und am 19. September starb er. Open-Air-Moderator Brüggemann würdigte Gould als «Iron Man der Bayreuther Festspiele»: «Er war «Tristan», er war «Siegfried», er war das Herz der Bayreuther Festspiele.»
Vor zwei Jahren noch war Gould selbst bei dem Open-Air-Konzert im Festspielpark aufgetreten und vom Publikum gefeiert worden. Das Freiluft-Event hat sich inzwischen als Einstimmung auf die offizielle Festspiel-Eröffnung am Tag danach etabliert. Die Bayreuther Festspiele starten in diesem Jahr mit einer Neuinszenierung von Richard Wagners Liebesoper «Tristan und Isolde».