Bayreuth - Auch 2021 wird ein hartes Jahr für die Kultur. Das zeichnet sich spätestens nach der Absage der Leipziger Buchmesse ab. Ein kulturelles Weltereignis auf einem gewissen Grünen Hügel aber soll dieses Jahr unbedingt stattfinden - koste es, was es wolle.
Auf dem Grünen Hügel rechnet man weiter fest damit, dass die Bayreuther Festspiele in diesem Jahr stattfinden können. Am Freitag wurde der Spielplan veröffentlicht. Neben der Neuproduktion «Der fliegende Holländer» soll es Wiederaufnahmen der Produktionen «Die Meistersinger von Nürnberg» und «Tannhäuser» geben - und ein umfangreiches Rahmenprogramm.
Einer der Höhepunkte: Der lettische Star-Dirigent Andris Nelsons (42) kehrt auf den Grünen Hügel zurück. Er soll in diesem Jahr zwei Konzerte im Bayreuther Festspielhaus dirigieren. «Ich freue mich wirklich wahnsinnig, dass er zurückkommt», sagte Intendantin Katharina Wagner der Deutschen Presse-Agentur. Er liebe Wagners Werk und arbeite hochkonzentriert. «Er ist ein Ausnahmekünstler.» Zuvor hatte die «Passauer Neue Presse» (PNP/Freitagsausgabe) darüber berichtet.
Nelsons, seit 2018 Gewandhauskapellmeister in Leipzig, hatte für einen der fast schon traditionellen Bayreuther Eklats gesorgt, als er 2016 - wenige Wochen vor der Premiere - als Dirigent des «Parsifal» überraschend das Handtuch warf und um Auflösung seines Vertrages bat. Hartmut Haenchen übernahm den Job.
Gemunkelt wurde damals, dass der damalige Musikdirektor Christian Thielemann sich zu sehr in Nelsons Arbeit eingemischt habe. Offiziell bestätigt hat das niemand. Thielemann selbst betonte kurz nach dem Vorfall der «Süddeutschen Zeitung», er habe ein «sehr gutes» Verhältnis zu Nelsons: «Ich bin mit ihm fast befreundet.» Auch mit Thielemann, dessen Vertrag als Musikdirektor zum Jahresende ausgelaufen ist, soll es in diesem Jahr während der Festspiele ein Konzert geben. Nelsons will aber danach mit dem Bayreuther Orchester und den Solisten auf eine kleine Tournee gehen. Wohin, wurde noch nicht verraten.
Für dieses Jahr konnte Festspiel-Chefin Wagner außerdem den gefeierten Wagner-Tenor Stephen Gould, der von 2015 bis 2019 den «Tristan» bei den Festspielen sang, für ihr Herzensprojekt, die Kinderoper, gewinnen.
Vieles soll in diesem Jahr draußen stattfinden, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Nach den positiven Erfahrungen mit dem Outdoor-Intermezzo am Festspielteich in Tobias Kratzers «Tannhäuser» 2019 wird der Tümpel am Fuße des Grünen Hügels auch 2021 wieder zum Schauplatz. Der österreichische Regisseur Nikolaus Habjan bringt dort «Noch immer Loge» auf die Bühne unter freiem Himmel - ein Puppentheater, in dem die Rheintöchter und Erda über Loge zu Gericht sitzen, wie Habjan der Deutschen Presse-Agentur sagte.
«Nach der Götterdämmerung, nach dem Weltenbrand, wollten wir schauen: Wer bleibt übrig», sagte er. «Wir haben es ja mit einem «Ring» zu tun. Anfang und Ende gehen ineinander über. Wenn der Weltenbrand gelöscht ist, fließt der Rhein wieder.» Eigentlich sollte schon im vergangenen Jahr eine Neuinszenierung von Richard Wagners vierteiligem «Ring des Nibelungen» in Bayreuth auf die Bühne kommen. Das Projekt wurde wegen Corona aber auf 2022 vertagt.
Als eine Art Ersatz dafür soll es zu jeder der vier «Ring»-Opern ein Projekt geben. Habjan hat das «Rheingold» übernommen, «Blutkünstler» Hermann Nitsch wird die «Walküre» inszenieren. Entsprechende Gerüchte wurden von den Festspielen mit Bekanntgabe des Spielplans bestätigt. Der US-amerikanische Regisseur Jay Scheib präsentiert ein Multimedia-Projekt zum «Siegfried» und die japanische Künstlerin Chiharu Shiota ein Kunstwerk zur «Götterdämmerung».
Nach der Absage 2020 sollen die Festspiele in diesem Jahr unbedingt stattfinden. Allerdings wird es wohl deutlich weniger Zuschauer geben und ein strenges Hygienekonzept. «Wir gehen nach wie vor davon aus, dass Festspiele in diesem Sommer stattfinden können», betonte Wagner. «Wir gehen davon aus und hoffen, dass das Pandemiegeschehen es im Sommer zulässt.»
Das Grundkonzept für coronakonforme Festspiele steht ihren Angaben zufolge - mit Szenarien zwischen 200 und 1000 Besuchern. Im besten Fall wäre dann nur jeder zweite Platz im Festspielhaus besetzt.
Normalerweise bestreiten die Festspiele nach Angaben von Noch-Geschäftsführer Holger von Berg, der seinen Posten im April für den neu ernannten Ulrich Jagels räumt, den laufenden Betrieb zu 65 Prozent aus Einnahmen.
Rund 15 Millionen Euro fehlten 2020, weil die Richard-Wagner-Festspiele wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnten. Auch in diesem Jahr werden voraussichtlich viele Einnahmen fehlen. Das werden die Gesellschafter - die Bundesrepublik, der Freistaat Bayern, die Stadt Bayreuth und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth - ausgleichen müssen.