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Goethe/Schiller-Denkmal in Weimar. Foto: Hufner
Deutsches Nationaltheater - «Offene Herzen» und viel Planungsarbeit in Weimar. Foto: Hufner
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Deutsches Nationaltheater - «Offene Herzen» und viel Planungsarbeit in Weimar

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Weimar - Mehr Vertrauen, mehr Empathie füreinander schaffen: Das steckt hinter dem Motto «Offene Herzen», mit dem das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) in die nächste Spielzeit aufbrechen möchte, wie Chefdramaturgin Beate Seidel erklärte. «Die Worte sollen ein Signal in die Gegenwart senden», so Seidel am Dienstag in Weimar. Denn aktuell sehe es nicht danach aus, als könnte man offenen Herzens aufeinander zugehen.

Neu auf dem Spielplan stehen im Schauspiel unter anderem «Die Ehe der Maria Braun» und «Die Legende von Paul und Paula». Gemeinsam mit dem Musiktheater steht das Musical «Cabaret» unter Regie von Nurkan Erpulat auf dem Programm. Das Stück spielt in einer Zeit «an der Schwelle zum Faschismus», wie Operndirektor Hans-Georg Wegner sagte.

Mit «Letzte Gäste» steht eine Uraufführung als Koproduktion mit dem Staatstheater Mainz auf dem Programm. DNT-Hausregisseur Jan Neumann wird den Text gemeinsam mit den Schauspielern entwickeln, hieß es.

Den angekündigten Umzug zwecks Sanierungsarbeiten in den kleineren Spielort Redoute wird es in der Spielzeit 2020/21 derweil doch nicht geben. Hintergrund sind Fördergelder, die der Haushaltsausschuss des Bundestags im November vergangenen Jahres angekündigt hat. Die in Aussicht gestellten 83,5 Millionen Euro ermöglichen nun eine Generalsanierung statt nur einer zuvor geplanten Teilsanierung.

Dafür sei allerdings noch viel Planung zu leisten. Zudem sei noch nicht genau klar, wie die gesamte Gegenfinanzierung von Land und Stadt zustande komme, wie die kaufmännische Geschäftsführerin Sabine Rühl erklärte. Stillstand gebe es aber nicht. «Im Moment machen wir alle Vorarbeiten, die wir machen können.»

Wegner hofft, dass bis Ende der kommenden Spielzeit, ein neuer Generalmusikdirektor gefunden ist. Kirill Karabits hat das DNT inzwischen verlassen, eine Vertragsverlängerung nach der Spielzeit 2018/19 war nicht zustande gekommen. Für die Staatskapelle stehen aber dennoch unter anderem zehn Sinfoniekonzerte und auch Gastkonzerte auf dem Plan.

Insgesamt kamen in der Spielzeit 2018/19 rund 207 200 Besucher zu DNT-Veranstaltungen, wobei für diese Zahl auch Gastspiele außerhalb Weimars gezählt wurden. In Weimar allein waren es rund 193 780 Gäste - inklusive der Besucher des Kunstfests. Dieses findet auch in diesem Jahr wieder unter dem Dach des Theaters statt.

 

Ergänzung (Quelle: Deutsches Nationaltheater, Presse):

Musiktheaterproduktionen und das Programm der Staatskapelle Weimar 2020/21

Die erste Musiktheater-Premiere der Saison findet im Rahmen des Kunstfest Weimar statt, mit dem das DNT Weimar in Koproduktion die Oper »Electric Saint« (Premiere: 6.9.2020) zur Uraufführung bringt. Das Werk von Stewart Copeland (Komponist) und Jonathan Moore (Libretto und Regie) stellt den genialen Erfinder Nikola Tesla und den Konflikt mit seinem Rivalen Thomas Edison ins Zentrum. Als Weimarer Erstaufführung folgt Igor Strawinskys einzige abendfüllende Oper »The Rake's Progress« in der Regie von Verena Stoiber (Premiere: 21.11.2020). Motive aus Goethes Faust adaptierend erzählt der russische Komponist die rasante Reise des Tom Rakewell, der gemeinsam mit dem mephistophelischen Nick Shadow das hemmungslose Leben der Großstadt London auskostet. Die musikalische Leitung liegt in den Händen des 1. koordinierten Kapellmeisters Dominik Beykirch, der auch Giacomo Puccinis Opernzyklus »Il Trittico« dirigieren wird (Premiere: 6.3.2021). Nina Gühlstorff inszeniert die drei packenden Einakter »Il Tabarro«, »Suor Angelica« und »Gianni Schicchi«, die tragisch, lyrisch und komisch den Umgang mit Verlust thematisieren. Den Premierenreigen im Großen Haus beschließt Georges Bizets »Carmen« (Premiere: 14.5.2021), mit der Hausregisseur Jan Neumann sein Debüt im Musiktheater gibt und die er als zeitlose Geschichte vom Prinzip der Liebe, vom Sehnen, von der Vergänglichkeit und der Enttäuschung liest. Im e-werk wird Clara Kalus zudem die Familienoper »Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch« von Elisabeth Naske nach dem Buch von Michael Ende inszenieren (Premiere: 24.10.2020).

In einer spartenübergreifenden Inszenierung von Musiktheater, Staatskapelle und Schauspiel erarbeitet Nurkan Erpulat das Musical »Cabaret« von John Kander (Premiere: 25.9.2020), das im Berlin der frühen 30er Jahre eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des aufziehenden Nationalsozialismus erzählt.

Die Staatskapelle Weimar begrüßt in der Sinfoniekonzert-Reihe 2020/2021 den Dirigenten Constantin Trinks am Dirigentenpult, dem im Laufe der Saison u.a. Michael Boder, Giedre Slekyte, Kahchun Wong, und Eugene Tzigane folgen. Marc Albrecht kehrt zudem mit einem reizvollen Mahler-Strauss-Programm nach Weimar zurück. Peter Gülke, gebürtiger Weimarer und von 1981 bis 1983 Generalmusikdirektor der Staatskapelle, dirigiert neben Schuberts »Großer C-Dur-Sinfonie« die reizvolle Nietzsche-Vertonung »Im großen Schweigen« des Niederländers Alphons Diepenbrock mit dem Weltklasse-Bariton Christian Gerhaher als Solisten. Das 10. Sinfoniekonzert liegt schließlich in den Händen des 1. Kapellmeisters Dominik Beykirch; die norwegische Geigerin Ragnhild Hemsing wird hier gleich doppelt als Solistin an der »klassischen« Violine und an der Hardangerfiedel zu erleben sein.

Weitere prominente Solisten sind u.a. die Pianisten Fabio Martino (Tschaikowsky), Michael Roll (Beethoven III.) und Stephen Hough (Brahms II.), der Geiger Valeriy Sokolov (Sibelius) und die Sopranistin Aga Mikolaj (Strauss »Vier letzte Lieder«). Neben Programmhighlights wie Tschaikowskys Sinfonie Nr. 6 »Pathétique«, Bruckners 5. Sinfonie und Mendelssohns „Italienischer“ verspricht die Konzertsaison auch so manche musikalische Entdeckung, etwa das Konzert für Saxophonquartett und Orchester des Amerikaners Philipp Glass (interpretiert vom Sonic.Art Saxophonquartett) oder das Klavierkonzert fis-Moll des Liszt-Schülers und späteren Weimarer Theater-Intendanten Hans von Bronsart (im Rahmen der Liszt-Biennale Thüringen gespielt von Anika Vavic).

Zum Jahreswechsel ist der Pianist, Entertainer und Musikkomödiant Felix Reuter gemeinsam mit der Staatskapelle Weimar und Dominik Beykirch mit einem humorvollen Abend unter dem Motto »Die verflixte Klassik« zu erleben. Im April wird im Rahmen eines »Klimakonzerts« im Großen Haus des DNT das Spannungsverhältnis zwischen Natur und Mensch auch klanglich zum Thema gemacht. Die Reihe der Stummfilme mit Live-Musik unter Leitung des versierten Filmkenners Frank Strobel setzt im März 2021 »Blancanieves« aus dem Jahr 2012 fort, der das Schneewittchen-Märchen in die Welt von Flamenco und Stierkampf überträgt.

Zwei hochkarätige Reisen bereichern schließlich – neben weiteren Gastspielen – den Konzertplan der Saison: Im November 2020 ist die Staatskapelle unter der Leitung von Antonio Mendez mit vier Konzerten in Spanien zu Gast. Im Januar/Februar 2021 steht Richard Wagner / Loriot: »Der Ring an 1 Abend« unter der Leitung von Heiko Matthias Förster auf dem Programm einer Tournee mit insgesamt neun Konzerten u.a. in Stuttgart, Baden-Baden, Luzern, Hamburg und in der Berliner Philharmonie. Es singt ein hochkarätiges Solistenensemble, und der Schauspieler Jan Josef Liefers führt in der Rolle des Erzählers durch den Abend. Das erste Konzert der Serie findet am 21. Februar in der Weimarhalle statt.

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