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Alle Artikel kategorisiert unter »Deutsches Nationaltheater Weimar«
Kunstfest Weimar: Straßenopern im 15-Minuten-Takt
04.09.20 (Roland H. Dippel) -
Anämische Stille kann man der Klassikerstadt Weimar nicht vorwerfen. Manchmal ist hier die Hochkultur so laut wie das traditionelle Zwiebelfest oder die Partys im Kasseturm. Etwa wenn beim Kunstfest Weimar (bis 13. September) die Beschallung der „One Minute Show“ aller Sparten am vergangenen Montagabend locker vom Balkon des Deutschen Nationaltheaters bis zum einen Kilometer entfernten Neuen Museum hörbar war. Oder wenn Benny Claessens‘ Songs in der Uraufführung von Sibylle Bergs „Paul oder Im Frühling ging die Erde unter“ die Anwohner um die temporäre Spiel-Location Alte Feuerwache aus der coronalen Lethargie reißen. Beim Parcours der sieben „Wegwerfopern“ durch die Altstadt gab es vitale Musik zu Miseren jeder Art: Outdoor-Operas mit echtem Hund und falschem Alkohol – sozusagen mit feuchter Schnauze und glänzenden Augen.
Der Drache ist tot, es lebe der Drache – „Lanzelot“ von Paul Dessau und Heiner Müller in Weimar überwältigt
24.11.19 (Joachim Lange) -
Es hat Vorteile, dass man die Bühnenmaße der neue Oper Erfurt so gewählt hat, dass sie mit denen des Deutschen Nationaltheaters in Weimar kompatibel sind. Gegen die Allergie der Bürgerschaften, was diverse Fusionsabsichten betrifft, hat das zwar nichts genützt. Aber sinnvoll und technisch problemlos bei Großprojekten kooperieren kann man dadurch allemal. Das war bei den „Meistersingern“, vor drei Jahren so. Und es ist so bei der jüngsten Neuproduktion von Paul Dessaus Oper „Lanzelot“ nach einem Libretto von Heiner Müller, die jetzt in Weimar Premiere hatte. (In Erfurt dann ab 16. Mai 2020).
Weißer Regen, schwarzes Gold: Uraufführung von Jörn Arneckes Kinderoper „Der Eisblumenwald“ in Weimar
13.06.19 (Roland H. Dippel) -
„Ein Plädoyer für Poesie ohne plärrige Parolen“, so empfand unser Kritiker Roland H. Dippel Jörn Arneckes neue (Kinder-)Oper, die am Deutschen Nationaltheater zur Uraufführung kam. „Unspektakulär, unaufgeregt und fern von jeder Verniedlichung“ hat dieses Stück die Kraft, seine Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bann zu ziehen. „Alles funktioniert, bleibt in Spannung. Kein einziger Zuschauer langweilt sich in dieser Stunde, weil das Ensemble engagiert agiert.“ Gelungen!
Der Triumph des Möglichen – Uraufführung von Ludger Vollmers Oper „The Circle“ am Deutschen Nationaltheater Weimar trifft mit ihrem Thema ins Schwarze
05.05.19 (Joachim Lange) -
Dave Eggers Roman „The Circle“ ist nicht unbedingt der literarischen Weisheit letzter Schluss. Aber der 2013 erschienene Bestseller ist so nah am Puls der Zeit, dass es fast schon beängstigend ist. Immerhin sind die 560 Seiten flott zu lesen. Und das, was die Autorin Tiina Hartmann gemeinsam mit dem Komponisten Ludger Vollmer (in Weimar seit seinem „Lola rennt“-Erfolg bestens eingeführt!) zum Libretto destilliert und was Uraufführungsregisseurin Andrea Moses und der Weimarer Operndirektor Hans-Georg Wegner als Dramaturg für die Bühne eingerichtet haben, bleibt immer in Sichtweite zum Roman. Dieser Kreis schließt sich. In der Story selbst ist das Schließen des Kreises, diese „Vollendung“ des Circle, eine Metapher für den Triumph des Möglichen, für die totale digitale Transparenz, für die (Selbst-)Aufgabe des Individuums. Joachim Lange findet es überaus gelungen.
