Bremen (ddp-nrd). Mit großer Spannung wird die Inszenierung der selten gespielten Wagner-Oper «Rienzi, der letzte der Tribunen» am Bremer Theater erwartet. Das vierstündige Stück im Stil der Grand Opéra feiert am Samstag (11. Oktober) seine Premiere unter der Regie von Wagner-Urenkelin Katharina Wagner.
«Das große Jugendwerk Richard Wagners bei uns aufzuführen, hat für unser Haus eine ernorme Bedeutung», sagt Hans-Joachim Frey, Generalintendant des Bremer Theaters und bekennender Opernfan. Katharina Wagner für eine Arbeit in Bremen gewonnen zu haben, stelle für sein Haus einen Glücksgriff dar. Die Regiearbeit der Wagner-Urenkelin verspreche frischen Wind, Jugend und Aufbruch. «Katharina ist mit 30 Jahren nur ein Jahr älter als Richard Wagner es bei der Uraufführung von 'Rienzi' war», sagt Frey.
Mit der Oper stellt sich Katharina erstmals dem Bremer Publikum vor. Die Premiere ist ausverkauft, doch für die große Galavorstellung der tragischen Oper am kommenden Montag im Beisein der Regisseurin gibt es noch Karten. Ein Umstand, der den Vorsitzenden des Bremer Theaterfreunde e.V., Focke Wortmann, verwundert. Oftmals werde in Bremen moniert, man spiele zu wenig Wagner. «Jetzt bringt Bremen Wagner, und keiner kommt», bemängelt Wortmann das scheinbar zurückhaltende Interesse des Publikums.
An der Musik Richard Wagners (1813-1883) könne dies nicht liegen, ist Wortmann überzeugt. «Es ist nicht ohne Reiz, 'Rienzi' zu hören. Das Publikum erlebt dort einen vollkommen anderen Wagner, als man ihn dann mit seiner nächsten Oper, dem 'Fliegenden Holländer', hört», erläutert Opernkenner Wortmann.
Die Erwartungen an die Wagner-Urenkelin sind hoch. Für Frey sind sie bereits aufgegangen, bevor sich der Premierenvorhang gehoben hat. «Katharina hat eine spannende, emotionale Regiearbeit entwickelt und erzählt das Stück hochinteressant mit unglaublichen Bildern», sagt Frey. Auch Wortmann erwartet alles andere als eine Revolution auf der Bühne. Es werde sicherlich einen modernen Ansatz geben. «Aber keinesfalls hat Katharina Wagner die Oper in absolutes Regietheater gepresst», glaubt Wortmann.
Die Regisseurin selbst hat im Vorfeld der Premiere wenig über die Inszenierung verlauten lassen. Ihr gehe es im Wesentlichen darum, typische Charakterzüge von Politikern aufzuzeigen, hieß es aus dem Theater. Ein enttäuschtes Volk oder leere Versprechen seien auch gut 170 Jahre nach Entstehen der Oper aktuell. In «Rienzi» hat Richard Wagner 1842 das Schicksal des spätmittelalterlichen, römischen Staatsmannes und Volkstribunen Cola di Rienzo (1313-1354) thematisiert. Die Oper machte Wagner seinerzeit über Nacht berühmt.
Die frischgekürte Leiterin des Bayreuther Festspiele präsentiert den Operngängern mit «Rienzi» in diesem Jahr ihre einzige Inszenierung. Zuletzt hatte die 30-Jährige im vergangenen Jahr mit einer vieldiskutierten Version der «Meistersinger» am Bayreuther Festspielhaus für Aufsehen gesorgt. Bremens Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD) ist gespannt auf die Arbeit der jungen Regisseurin. Man solle allerdings nicht vergessen, dass der Name Wagner Auszeichnung und Bürde zugleich sei. «Ich wünsche mir, dass das Publikum Katharina Wagner eine faire Chance gibt», so Emigholz.
Mit «Rienzi» wird erstmals nach Bayreuther Vorbild in Bremen eine Oper live auf den Platz vor dem Goethetheater übertragen. «Dies Konzept passt zum gesamten Neuaufbruch am Bremer Theater. Mit der Übertragung machen wir vielen Menschen die Theaterarbeit zugänglich», sagt die Kulturstaatsrätin.
Weitere Vorstellungen:
11. | 13. | 18. | 23. | 30. Oktober 2008
02. | 14. | 21. | 26. November 2008
04. | 07. | 18. April 2009
02. Mai 2009