Am 27. November 2010 wird das in Berlin einmalige "Splitter Orchester", bestehend aus 24 MusikerInnen der so genannten Echtzeitmusikszene, sein erstes großes Berliner Konzert spielen. Im Radialsystem V werden die Einflüsse aus den Bereichen Neue Musik, Elektronik, Experimentalmusik, Noise und Jazz zu einem einzigen Organismus verschmelzen.
„Improvisation besitzt die seltsame Eigenschaft, als die verbreitetste Form musikalischer Betätigung zugleich die am wenigsten anerkannte und verstandene zu sein. [...] Improvisation ist ständig im Fluß, niemals stabil und festgeschrieben; sie entzieht sich exakter Beschreibung und Analyse, sie ist von Hause aus unakademisch.“ (Derek Bailey, "Improvisation. Kunst ohne Werk", Hofheim, 1987)
1966 gab Joachim Ernst Berendt dem damals 28-jährigen Alexander von Schlippenbach die Möglichkeit, zum ersten Mal ein großes Free-Jazz-Ensemble auf dem Jazzfest Berlin vorzustellen. Die Reaktionen auf diese damals noch ungehörte Musik waren radikal und so unterschiedlich wie die musikalischen Wege, die die einzelnen Musiker später einschlagen würden. Fast 45 Jahre nach der Premiere des "Globe Unity Orchestra" in der Berliner Philharmonie ist die Zeit reif für die Gründung eines neuen Berliner Orchesters, das die Kreativität und Diversität der hiesigen Echtzeitmusik-Szene musikalisch abbildet.
Im April 2010 gründeten Gregor Hotz, Clayton Thomas und Clare Cooper das "Splitter Orchester", bestehend aus 24 MusikerInnen der so genannten Echtzeitmusikszene. Am 27. November 2010 wird das Orchester im Radialsystem V sein erstes großes Berliner Konzert spielen. Im Rahmen des Festivals „Ankunft: Neue Musik“ am 26. August 2010 hat es bereits die akustischen Eigenschaften des Berliner Hauptbahnhofs ausgelotet. Ob es dem Splitter Orchester gelingen wird, das Publikum so zu verstören, wie das dem "Globe Unity Orchestra" 1966 mühelos gelang, sei dahingestellt. Aber eins ist gewiss: Dieser Klangapparat ist in Berlin einmalig. Ein feinfühliger Gigant, der neue Maßstäbe der Gruppenimprovisation setzen wird. In diesem Klangkörper wird nicht nur die Kleinteiligkeit und stilistische Vielfalt einer jungen Musikszene gebündelt. Es verschmelzen im Splitter Orchester darüber hinaus Einflüsse aus den Bereichen Neue Musik, Elektronik, Experimentalmusik, Noise und Jazz zu einem einzigen Organismus. Ein musikalischer Apparat, der die Konfrontation verschiedenster Spielhaltungen sucht und zu etwas gänzlich Neuem formt. Das Splitter Orchester wird die Berliner Orchesterlandschaft aufmischen mit einer Musik, die bis dato zur Marginalität verurteilt war.
Das Splitter Orchester fühlt sich der Geburtszeit des Austauschs zwischen Free Jazz, Instant Composing und Neuer Musik verbunden und ist von Formationen wie dem "Globe Unity Orchestra", dem "Scratch Orchestra", dem „Sun Ra Arkestra“ oder dem "London Improvisers Orchestra" inspiriert. Das Splitter Orchester sucht nach Weiterentwicklungen eines schon sehr weit gefassten Musikbegriffes. Im Zentrum stehen die freie Improvisation und die pure Kraft des Klangs.
Finanziert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds. Mit freundlicher Unterstützung durch die WABE Berlin und die Initiative Neue Musik Berlin e.V.
Konzert am 27. November im Radialsystem