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Kolumne

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PISA und Musik?
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Als Präsident des DTKV habe ich auch die Ehre, im Deutschen Musikrat und im Deutschen Kulturrat präsent sein zu dürfen. In beiden Gremien obliegt mir die Beschäftigung mit dem Thema „Immaterielles Kulturerbe“. Dazu gehören natürlich – neben besonderen handwerklichen und intellektuellen Fähigkeiten bestimmter Berufsgruppen – Sprache und Musik.

Ich erwähnte schon, dass das Singen von traditionellen Weihnachtsliedern in Kitas, Kindergärten und Schulen bedroht ist. Dieses Thema ist nun auch im Blick des Deutschen Kulturrats. Interessant ist es, dass dieses kulturelle Erbe in einer UNESCO-Konvention aus dem Jahr 2003 verankert ist (§1, Art.2). Unter anderem ist dort zu lesen, dass „mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, einschließlich der Sprache als Träger des immateriellen Kulturerbes“ definiert werden, sowie „gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Feste“ und deren „Förderung, Aufwertung und Weitergabe, insbesondere durch schulische und außerschulische Bildung“ unter dem Schutz der UNESCO stehen.

Zur Sprache gehören auch das Schreiben und besonders die handschriftlichen Kompetenzen. Auch diese Fähigkeiten unserer Kinder und Jugendlichen stehen auf wackeligem Boden, wie gerade (April 2015) von 2000 Lehrern des Deutschen Lehrerverbandes zu erfahren ist. Und dann muss ich auch noch lesen, dass die Finnen, die tollen PISA-Weltmeister, spekulieren, die Entwicklung einer persönlichen Handschrift aus den Lehrplänen nehmen zu wollen. PISA?

Bei den internationalen „Schulleistungsuntersuchungen“ (PISA) geht es um die Kompetenzen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Ausgeklammert sind künstlerische und handwerkliche Fähigkeiten, Kreativität, Kommunikationskompetenzen, Empathiefähigkeit, psychische Gesundheit und Stabilität und vieles mehr. Ignoriert wird, dass besonders musikalisches Können und die Beschäftigung mit Musik Kriterien sind, die sehr hilfreich und nützlich sind, junge Menschen auf dem Weg in die Zukunft zu stabilisieren. Dieses haben renommierte Hirnforscher und Pädagogen längst dokumentiert. Und wir Musiker und Musikpädagogen wissen das auch schon lange. Darum kämpfen wir darum, dass wir für ebenso wichtig und unersetzlich betrachtet werden wie zum Beispiel Lehrer, Ärzte oder Politiker. Und dass wir ebenso angemessen entlohnt werden.

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