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Smarte Lernsettings für die Musikschulen

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Die Musikschul-Cloud ermöglicht sinnvolle digitale Lösungen
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Als die Musikschulen durch die Einschränkungen der Pandemie zu völlig neuen Strategien gezwungen wurden, gab es bereits seit etwa einem Jahr eine Arbeitsgruppe, die sich auf Bundesebene ganz grundsätzlich mit den Chancen und Herausforderungen der Digitalität im Unterricht befasste. Die Themen der Arbeitsgruppe waren vielfältig und umfassend, erhielten aber aus der Not heraus, die Schülerinnen und Schüler auch auf Distanz möglichst sinnvoll zu betreuen, eine Fokussierung auf genau dieses Thema.

In dieser Arbeitsgruppe ist, angestoßen und entwickelt durch Manfred Grunenberg und Bernhard Sperrfechter, die Idee der „SmartMusikschule“ entstanden, die dann von den RuhrMusikschulen mit Fördermitteln erprobt wurde.

Es handelt sich hierbei nicht um den Versuch, eine allumfassende Lösung für alle digitalen Problemlagen der Musikschule zu schaffen, sondern speziell um die pädagogische Dimension des Unterrichts. Die administrative Seite, also die Verwaltung von Stundenplänen, Schülerdaten, Zahlungsverkehr, quasi das Sekretariat der Musikschule, wird hier nicht abgebildet. Es geht vielmehr, um im Bild zu bleiben, um den Unterrichtsraum mit dem Schrank, den die Lehrkraft dort nutzt, um Unterrichtsmaterial vorzuhalten. Die Grund-idee lautet: „Von Musikschulen für Musikschulen“, also eine enge Orientierung an den Bedürfnissen und Erfahrungen der Lehrkräfte. Dabei spielt nicht nur die Funktionalität, sondern besonders auch der Aspekt der Datensicherheit eine große Rolle.

Aus der Not der Pandemie heraus und der Notwendigkeit, von einem zum anderen Tag digitale Tools zu haben, die unter anderem Kommunikation, Austausch von Dateien und Distanzunterricht ermöglichen, ist mancherorts ein Wildwuchs entstanden, der auf Dauer unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes mehr als bedenklich ist. Hier bietet SmartMusikschule Lösungen, weil keine Daten von Schülerinnen und Schülern gespeichert werden, und weil das gesamte Geschehen auf Servern in Deutschland, die höchsten Sicherheitsstandards genügen und sich unter direkter Kontrolle der Musikschulen befinden, abgewickelt wird, also ohne Datenkraken im Hintergrund, ohne exotische Serverstandorte, aber mit transparenter open-source-Software. Und mit einem durchdachten System an Unterstützung und Fortbildung.

Da SmartMusikschule keine Gewinne erzielen soll, kann die Nutzung mit umfangreichem Speicherraum für die Lehrkräfte sehr kostengünstig angeboten werden. Bei aller Freude, endlich unsere Schülerinnen und Schüler wieder im Präsenzunterricht zu sehen: Viele Lehrkräfte haben die Erfahrung gemacht, dass der Unterricht durch digitale Medien auch auf Dauer bereichert werden kann. Insbesondere, wenn die allgemeinbildenden Schulen künftig smarte Lernsettings prägen werden, wäre es fatal, wenn die öffentlichen Musikschulen sich selbst digital abhängen würden, anstatt auf der Grundlage der Energie aus dem Umgang mit der Pandemie sinnvolle Elemente für die Zukunft zu erschließen.

Die Musikschul-Cloud

„Die direkte Begegnung von Mensch zu Mensch, von Schüler/-innen zu Lehrkräften und die Bedeutung des Hörens und der inneren musikalischen Vorstellung werden natürlich auch in der zukünftigen Musikschularbeit stets im Zentrum des pädagogischen Kontextes bleiben. Die Wege, Mittel und Methoden dieser Begegnungsformen werden sich aber durch die digitalen Möglichkeiten verändern und erweitern.“ So steht es im Hamburger Memorandum, das im Mai 2018 von der Bundesversammlung des Verbands deutscher Musikschulen verabschiedet wurde. Nicht nur als Reaktion auf den Digitalisierungsschub durch die Pandemie wurde nun die Musikschul-Cloud „SmartMusikschule“ entwickelt, die alle Musikschulen des VdM nutzen können.

Die Cloud stellt den Musikschulen eine digitale Infrastruktur bereit, damit sie den aktuellen und zukünftigen Anforderungen einer Musikschule mit digitaler Unterstützung gewachsen sind. Sie ist quasi der digitale Ort der Musikschule und unterstützt Lehrende und Lernende mit Modulen, die sich an den Bedürfnisse der Musikschulen orientieren:

  • Austausch von Dokumenten, Videos, Sounds, (lizenzfreien!) Noten
  • Organisation und Zusammenarbeit der Leitung und der Lehrenden
  • Kontaktpflege im Kollegium und mit Lernenden
  • Distanzunterricht mit Video-Chats und Austausch von Videoclips

Damit wird die Cloud zum digitalen Lehrerzimmer ebenso wie zum digitalen Klassenzimmer. Mit Nextcloud steht eine gut entwickelte und gepflegte Software für den kollegialen musikschulweiten Austausch zur Verfügung. Ähnlich der DropBox können Dateien jeder Art abgelegt werden und von allen Angemeldeten gesehen werden. Alle Kolleginnen und Kollegen einer Musikschule, die ein Zugangskonto besitzen, können vom gemeinsamen Pool an Dateien, Wissen und Können profitieren. Wenn viele ihre Schätze an Wissen und Materialien einbringen, kann der Austausch optimal funktionieren. Neben einem Gemeinschaftsordner mit beliebig vielen Unterordnern und Raum für die unterschiedlichsten Themen sowie Dateiformate gibt es auch die Möglichkeit, persönliche Ordner einzurichten, die individuell gefüllt und gegebenenfalls für andere freigegeben werden. Auch Videochats und sichere Kontaktaufnahme per Text-Messenger sind möglich. SmartMusikschule funktioniert auf allen mobilen Endgeräten. Bei der Entwicklung der Plattform wurde Wert darauf gelegt, eine Open-Source-Software zu verwenden, die leis-tungsfähig und zukunftsfest ist. Die Administration kann durch die Musikschule oder eine kommunale Stelle erfolgen, lokal oder überregional.

Distanz-Unterricht

In Zeiten des verordneten physischen Abstands hilft der Unterricht auf Dis-tanz die Lage zu bewältigen. Was als Hilfe in der Not ergriffen wird, kann nach der Krise als eine digitale Variante pädagogischer Vielfalt erhalten bleiben. Ein kleines Tonbeispiel, ein kleiner Videoclip kann helfen, Kontakt zum Schüler und zur Schülerhin zu halten. „Echtes“ Unterrichten im Videochat hat seine Grenzen, funktioniert aber bis zu diesen Grenzen überraschend gut. Inzwischen hat ein Großteil der Lehrenden und Lernenden viele positive Erfahrungen mit dem Online-Unterricht als Ergänzung zum „Face to Face“-Unterricht gemacht.

SmartMusikschule bietet den Musikschulen gleich drei unterschiedliche Plattformen für videounterstützten Unterricht an. Sie sind alle innerhalb von Nextcloud erreichbar: Jitsi, Big Blue Button und NextcloudTalk.

Schulungen

Seit Beginn des Jahres 2021 wird SmartMusikschule bundesweit allen Mitgliedsschulen des VdM angeboten. Der VdM veranstaltet auch Schulungen zur Einführung in SmartMusikschule, um unter anderem folgende Fragen zu beantworten: Wie bekomme ich Zugang, wie beginne ich, wie teile ich Dateien, wie kann ich mit Kolleg/-innen und meinen Lernenden kommunizieren? Termine für Schulungen sowie weitere Informationen zum Thema SmartMusikschule finden sich auf der Webseite www.smartmusikschule.de.

Was kostet SmartMusikschule?

Das geplante Finanzierungsmodell für Hardware, Software und Schulung sieht einen einmaligen Startbetrag von 300 Euro sowie einen jährlichen Beitrag in Höhe von 65 Prozent des VdM-Beitrags pro Musikschule vor.

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