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Zwei Komponisten-Jubiläen

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Konzert zum 60. Geburtstag von Walter Thomas Heyn und Helmut Friedrich Fenzl
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Walter Thomas Heyn und Helmut Friedrich Fenzl: Ihr Kompositionsstil und ihr Tätigkeitsfeld könnte nicht unterschiedlicher sein; und dennoch haben sie nach der Wende zusammengefunden.

Walter Thomas Heyn und Helmut Friedrich Fenzl: Ihr Kompositionsstil und ihr Tätigkeitsfeld könnte nicht unterschiedlicher sein; und dennoch haben sie nach der Wende zusammengefunden.

Walter Thomas Heyn

Walter Thomas Heyn wurde 1953 in Görlitz geboren. In seiner Jugendzeit brachte er sich zunächst autodidaktisch das Gitarrenspiel bei, wirkte in Musikklubs und Tanzkapellen, bevor er von 1974 bis 1980 an der Hochschule „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig Gitarre (Thomas Buhé, Roland Zimmer), Arrangement (Gerd Schlotter) und Komposition (Carlernst Ortwein, Siegfried Thiele) studierte. 1981 begann er ein Meisterstudium in der Opernklasse von Siegfried Matthus an der Akademie der Künste der DDR. Zudem hatte er an der Leipziger Musikhochschule eine Oberassistentenstelle im Fach Tonsatz inne. Seit 1988 arbeitete er freischaffend. Er publizierte das Handbuch „Gitarren-Harmonik“, wirkte als Konzertgitarrist, Arrangeur, Liedbegleiter und Kammermusiker und trat sowohl im Leipziger Gewandhaus als auch auf Kleinkunstbühnen auf.


Nach der Wiedervereinigung übernahm er den „Verlag Neue Musik Berlin“ und arbeitete bis 1999 als Cheflektor im eigenen Verlag. Zudem gründete er ein eigenes Klassik-Label („Kreuzberg Records“) und verschiedene Ensembles (z.B. Theatergruppe „Offenbach“, „Opus Kammerorchester Berlin“, „Quintetto con brio“) und gab Konzerte im In- und Ausland. Er veröffentlichte CDs, komponierte Auftragswerke u.a. für das Rachmaninow-Quartett und die Schostakowitsch-Gesellschaft und arbeitete an Rundfunkproduktionen z.B. für den DLF, MDR und SFB mit. Außerdem gibt er Seminare und Workshops zum Thema „Abenteuer Komposition“. Heyns Werkregis-ter umfasst ca. 100 Werke – darunter Bühnenwerke, zahlreiche Lieder und Kammermusik (besonders für Bläser, Gitarre, Harfe, Orgel), Werke für Jugendorchester, Musik für Kinder und eine Vielzahl von Arrangements (Bach, Mussorgski, Monteverdi, Schostakowitsch).

Helmut Friedrich Fenzl

Helmut Friedrich Fenzl wurde 1953 in Weiden (Oberpfalz) geboren.

Er absolvierte sein Studium am Richard-Strauss-Konservatorium München in den Fächern Posaune, Klavier und Schlagzeug. Es folgten: Posaunenstudium bei Prof. Johann Doms und Wolfgang Hagen, sowie Kompositionsstudium bei Prof. Frank Michael Beyer an der Hochschule der Künste, Berlin. Seit 1982 arbeitet Fenzl als freier Komponist und Notensetzer in Berlin. Seine Kompositionen erlangten zahlreiche Aufführungen, u.a. in Berlin, Meißen, Stuttgart, Hof, Weiden, Regensburg, Würzburg, Legnice und Warschau, sowie Kammermusikaufnahmen im Sender Freies Berlin (SFB). Sein umfangreiches Oeuvre enthält Kompositionen vorwiegend für größere Besetzungen, die Mehrzahl der Werke sind Auftragskompositionen renommierter Häuser oder Ensembles. Helmut Fenzl schrieb Kompositionen für Orchester, Streichquartette, Bläserensembles, Schlagzeug-Ensembles sowie etliche Posaunenkonzerte und Orgelwerke. Daneben Musik für Kurzfilme ( „Der Reisende“, „Sonata erotica“ ). 1992 erhielt er den begehrten Publikumspreis des Deutschen Komponistenverbandes. Im März 2000 konnte die Uraufführung des „Capriccio in E“ für Posaune und Orchester in der Berliner Philharmonie erfolgreich stattfinden. 2003 folgte die Gründung der „Frohnauer Kammerkonzerte“ (Nord-Berliner Komponistenforum) durch den Komponisten. Seit vielen Jahren gehört Fenzl zu den gefragtesten Notensetzern in Berlin – u.a. gestaltet er den Notensatz für den „Verlag Neue Musik“.

Der erste Teil des Abends war ausschließlich den beiden Jubilaren gewidmet, allerdings nur in kleinbesetzten Kammermusikwerken.

Von Helmut Fenzl erklang das Oboensolo „Arabeske I“ interpretiert von Peter Michel (Oboe), „Skalion des Seikilos“ mit Jörg-Peter Malke (Sprecher) und Mari Kimura (Klavier) sowie das Trio „Medivial“ für drei Gitarren mit den Musikern Thomas Heyn, Volker Schnier und Knut Trautvetter. Alle drei Werke konnten den innovativen und geistvollen Stil des Komponisten auch in kleinster Besetzung überzeugend darstellen.

Thomas Heyn hatte neben den Werken „Trois Impromptus op. 5“, in denen er sich mit der Violoncellistin Regine Daniels-Stoll als Gitarrist präsentierte, sowie dem Gesangszyklus „Lebensgruß“ nach Texten von Heinrich Heine auch eine neue Komposition mitgebracht, die in diesem Konzert zur Uraufführung kam: die „Fontane-Lieder“ für Sopran und Gitarre. Gemeinsam mit der Sopranistin Anne Pehrs, die ebenfalls die Heine-Lieder interpretierte, stellte Thomas Heyn als Gitarrenbegleiter sein Werk vor; Anna Pehrs konnte sich als versierte, stimmgewandte und durchaus auch dramaturgisch geschulte Sängerin einbringen, die die Stücke von Thomas Heyn, denen es selten an Witz und Esprit fehlt, darzubringen. Im vollbesetzten Salon der Schwartzschen Villa wurden die beiden Komponisten für ihre Lebensleistung angemessen gefeiert.

Der zweite Teil des Abends verlief im sonst üblichen Programmkonzept der Tonkünstlerkonzerte des DTKV Berlin, wo sich konzertierende Mitglieder vorstellen. Hier kamen z.T. außergewöhnliche Werke zu Gehör wie die „Trois Pieces“ von Charles Koechlin – gespielt von Thea Nielsen, Flöte, Jochen Schneider, Fagott, und Markus Wenz, Klavier –, „Habaniera“ und „Bourree fantasque“ – mit Manfred Reuthe, Klavier – sowie drei Solostücke für Blockflöte, „Nachtigall“ von Jacob van Eyck, „Junicanari“ von Markus Zahnhausen und Debussys „Syrinx“, mit denen sich der junge Blockflötist Simon Borutzki als hervorragender Solist darstellen konnte. Zum Abschluss erklang Ernest Chaussons „Poeme op. 25“ für Violine und Klavier, mit dem sich Leonore Haupt und ihr Begleiter Kensei Yamaguchi abermals als höchstprofessionelle Musiker behaupten konnten.
Ein mehr als abendfüllendes, interessantes und spannendes Programm in der Schwartzschen Villa in Berlin-Steglitz.

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