Bayreuth - Das eigentlich Neue bei den Bayreuther Festspielen war in diesem Jahr eine erstmals speziell für Kinder inszenierte Wagner-Oper. Die Wahl für das Debüt war auf den «Fliegenden Holländer» gefallen, den der künstlerische Leiter des Projekts, Alexander Busche, auf eine einstündige Fassung gebracht hat. In zehn Vorstellungen sahen jeweils rund 240 Kinder auf einer Probenbühne die Wagner-Oper. Über den Erfolg der am Sonntag (2. August) zum letzten Mal gespielten Produktion sprach ddp-Korrespondentin Angelika Rausch mit Busche in Bayreuth.
ddp: Herr Busche, hat die Kinderoper den erhofften frischen Wind nach Bayreuth gebracht?
Busche: Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir erreicht haben. Die Oper ist super geworden, die Kinder sind begeistert. Die neue Leitung der Bayreuther Festspiele ist fulminant in das Festival gestartet. Doch die Vorbereitung der Oper im Vorfeld in den Schulen mit Workshops und dem kreativen Arbeiten zum Beispiel an den Kostümen und Bühnenbildern war mindestens genauso wichtig wie die Oper selbst.
ddp: Es gab im Vorfeld Zweifler, die gefragt haben, ob eine Kinderoper überhaupt zu den «großen Festspielen» passt. Was sind Ihre Erfahrungen?
Busche: Wir machen ja auch in der Kinderoper nichts anderes als Wagner - allein schon deshalb passt es so gut zu uns. Wichtig war uns, bei Kindern ein positives Ereignis mit den Bayreuther Festspielen zu verbinden. Das ist unbezahlbar, weil sie sich später sicher daran erinnern werden und dann hoffentlich auch als Erwachsene wiederkommen.
ddp: Der «Holländer» war für Kinder von sechs bis zehn Jahren konzipiert. War diese Altersauswahl willkürlich?
Busche: Man musste das einfach mal entscheiden, wen man ansprechen will. Und für Kinder im Grundschulalter passt die «Holländer»-Thematik mit Piraten gut, ältere Kinder befassen sich sicher schon mit anderen Themen. Da darf es dann auch gerne mal um Liebe und Eifersucht gehen. Das müsste man aber dann ganz anders aufbereiten. Und das Wichtigste ist doch, dass die Kinder mit dieser Musik in Berührung kommen. Kinder merken sofort, ob etwas gut ist oder nicht. Sie haben ein Gespür für Qualität.
ddp: Ist aber nicht eine Stunde Aufführung zu lang für Kinder dieser Altersgruppe?
Busche: Nein, überhaupt nicht. Ich habe kein Kind erlebt, dem das zu lang war.
ddp: Haben Kinder in diesem Alter nicht Probleme mit der Lautstärke des Gesangs? Manchmal sah man, wie sich einzelne die Ohren zuhielten.
Busche: Natürlich ist das für die Kinder eine neue Erfahrung, den satten Sound einer Live-Aufführung zu hören. Es war für viele sicher ungewohnt, weshalb sie sich dann auch schon mal die Ohren zugehalten haben. Ein Zeichen von Überforderung der Kinder ist das sicher nicht. Das Schlimmste was passieren könnte, wäre, wenn sie einschlafen würden. Und das ist definitiv nicht passiert.
ddp: Gab es nach den Aufführungen die Möglichkeit, Fragen zu stellen?
Busche: Die Möglichkeit gab es. Die Kinder kamen aber häufig mit ihren Lehrern und waren gut vorbereitet oder sie diskutierten dann anschließend untereinander. Einige waren auch mit den Eltern da und reden dann mit ihnen darüber.
ddp: Wie haben denn die erwachsenen Zuschauer auf diesen «Holländer» reagiert?
Busche: Die rannten uns förmlich die Bude ein. Nach der Premiere hatte sich schnell herumgesprochen, was das für ein tolles Stück ist, und dann wollten das alle sehen. Aber wir sind da ganz rigoros: Erwachsene nur als Begleitpersonen von Kindern. Übrigens sind auch die Sänger des «Holländers», die teilweise auch auf der großen Bühne singen, sehr angetan von dem Projekt und dem dazugehörigen Erfolg.
ddp: Wie geht es nun weiter mit der Kinderoper in Bayreuth?
Busche: Es gibt Überlegungen, ob wir diese Produktion auch mal an anderer Stelle zeigen, zum Beispiel an anderen Theatern. Und dann beginnen die Planungen fürs nächste Jahr: Wir denken über «Tannhäuser» nach.