In Musikschulen geht es um mehr als um das Erlernen eines Instrumentes. Auch andere Tugenden werden Mädchen und Jungen beigebracht. Dafür werden Fachkräfte gebraucht.
Der Verband deutscher Musikschulen beklagt einen Mangel an Fachkräften für die Ausbildung des Nachwuchses. Musik sei Bildungsauftrag, Persönlichkeitsbildung und ein Standortfaktor, in nicht wenigen Regionen das kulturelle Rückgrat der Gesellschaft, erklärte Friedrich-Koh Dolge nach Abschluss des Musikschulkongresses in Dresden.
Mangel an Fachkräften ist real
«Doch unsere Musikschulen geraten zunehmend unter Druck. Der Fachkräftemangel ist real. Er lähmt nicht nur die Weiterentwicklung, sondern gefährdet langsam auch bestehende Strukturen - vor allem in der elementaren Musikpädagogik», so Dolge. Nötig seien etwa eine neue tarifliche Eingruppierung und bessere Aufstiegschancen für die Arbeit an Musikschulen.
Mehr als 1.700 Teilnehmer beim Musikschulkongress
Zum Musikschulkongress waren nach Verbandsangaben mehr als 1.700 Teilnehmer nach Dresden gekommen. Drei Tage ging es im Congress Centrum der sächsischen Landeshauptstadt in Plenen, Foren und Arbeitsgruppen um Themen wie den Einsatz Künstlicher Intelligenz im Unterricht, Musikpädagogik, Inklusion und Strategien zur Gewinnung von Fachkräften.
Zum Auftakt gab die Deutsche Streicherphilharmonie - das Vorzeigeensemble in Trägerschaft des Verbandes deutscher Musikschulen - im Dresdner Kulturpalast ein Konzert. Bei einem Stück hatte sich das Ensemble mit 40 Mädchen und Jungen sächsischer Musikschulen verstärkt.
Pressemeldung des VdM:
Lehrkräftemangel an Musikschulen gefährdet musikalische Bildung – Tarifreform überfällig
1.700 Teilnehmende beim 27. Musikschulkongress des Verbandes deutscher Musikschulen in Dresden
Dresden, 11. Mai 2025. „Wir leben Musikschule“ war das Motto des 27. Musikschulkongresses des Verbandes deutscher Musikschulen (VdM), der vom 9. bis 11. Mai 2025 in Dresden stattfand. Im Internationalen Congress Centrum Dresden nutzen über 1.700 Teilnehmende drei Tage lang das vielfältige Kongressprogramm mit über 80 Plenen, Arbeitsgruppen, Themenforen, Managementangeboten, Projekt- und Ausstellerpräsentationen – von Künstlicher Intelligenz bis Elementare Musikpädagogik, von Jazzimprovisation bis musikalische Inklusion, von Elternarbeit bis Fachkräftestrategien.
Zum dringenden Bedarf neuer Fachkräfte für Musikschulen, sagte Friedrich-Koh Dolge, Bundesvorsitzender des VdM: „Musik ist Bildungsauftrag, ist Persönlichkeitsbildung, ist Standortfaktor – und in nicht wenigen Regionen: das kulturelle Rückgrat unserer Gesellschaft. Doch unsere Musikschulen geraten zunehmend unter Druck. Der Fachkräftemangel ist real. Er lähmt nicht nur die Weiterentwicklung, sondern gefährdet langsam auch bestehende Strukturen – vor allem in der Elementaren Musikpädagogik. Wir brauchen eine neue tarifliche Eingruppierung und bessere Aufstiegsmöglichkeiten in der Musikschularbeit: eine gezielte Förderung insbesondere auch im Bereich der Elementaren Musikpädagogik, in den aufsuchenden Angeboten, aber auch insgesamt eine Weiterentwicklung der Ausbildung an den Musikhochschulen, die den künftigen Anforderungen gerecht wird. Ich hoffe sehr, dass nach dem offiziellen Tarifabschluss 2025 dieses wichtige Thema in den anstehenden Tarifpflegegesprächen nicht aus dem Blick gerät.“
Barbara Klepsch, Staatsministerin für Kultur und Tourismus des Freistaates Sachsen, betonte in ihrem Grußwort zur Eröffnung des Musikschulkongresses: „Ohne die herausragende Arbeit von Musikschulen wäre das Bewusstsein für musikalische Traditionen nicht in diesem Maße vorhanden. Die Begeisterung bleibt meist ein Leben lang erhalten. Das Konzept des Freistaates Sachsen, eine Musikalisierung in der Breite und gleichzeitig auch besonders begabte Schülerinnen und Schüler zu fördern, ist der Kern unseres Konzeptes. Unser gemeinsames Ziel ist es, an einer flächendeckenden Landesförderung der Musikschulen festzuhalten. Eine Priorität ist, dass an der Musikschulförderung gegenüber dem Haushalt 2024 nicht gekürzt wird und diese als mindestes Maß beibehalten werden muss.“ Dabei richtete sie einen großen Dank an alle Musikschullehrkräfte, „die die Musikschulen mit Leben erfüllen und dieses unglaubliche Engagement vor Ort an den Tag legen.“
In ihrem Eröffnungsvortrag zu den Fragen „Wie können wir Arbeit besser gestalten, wie für den Menschen darin besser Sorge tragen und wie können wir gut durch diesen Wandel kommen?“, sagte Barbara Josef, Expertin für Transformation und neue Arbeitsmodelle: „Wir sind aktuell im Zeitalter der Eigenverantwortung, verbunden mit der großen Chance der Mitgestaltung, was jedoch mehr Selbstführung bedeutet. Der Sinn des Lebens ist das Leben selber und ich glaube, genau dafür kann die Musikschule die Räume schaffen.“ Zum individuellen und gemeinschaftlichen Musikschulunterricht, im Orchester und im Instrumental- oder Vokalunterricht, bei dem Schülerinnen und Schüler Selbstwirksamkeit erfahren können, Freude haben und ihre Fähigkeiten zeigen können, sagte sie: „In diesem Gefühl der Zuversicht ‚ich kann alles schaffen‘, mit diesem Selbstvertrauen, mit diesem optimistischen Gefühl: Wenn das in der Musik geht, geht es überall in der Welt. Mit diesem zuversichtlichen Gefühl können wir unsere Gesellschaft verändern. Musik kann Türen öffnen, Perspektiven schaffen und die Gesellschaft besser machen.“
Um aktuelle und zukünftige Möglichkeiten des Arbeitens an Musikschulen in Unterricht und Verwaltung ging es in den Kongressangeboten zur Künstlichen Intelligenz. Vorgestellt wurden KI-Angebote für den Unterricht mit der Anregung, diese auszuprobieren, davon als Werkzeug für die Arbeit zu profitieren, jedoch auch kritisch damit insbesondere im Bildungsbereich mit Kindern und Jugendlichen umzugehen. Auch im Hinblick auf den Datenschutz wurde darauf hingewiesen, dass sich der Blick auf neue europäische KI-Angebote lohnen könne.
Während des Kongresses begeisterten Ensembles des Heinrich-Schütz-Konservatoriums Dresden (HSKD) und weiterer sächsischer Musikschulen bei der fulminanten musikalischen Kongresseröffnung ebenso wie die Deutsche Streicherphilharmonie, das junge Spitzenensemble der Musikschulen, mit einem beeindruckenden Konzert zu „80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs und 75 Jahre Geburtsstunde Europas“ im Kulturpalast Dresden sowie Ensembles des HSKD beim Familienabschlusskonzert in der Staatsoperette Dresden. Die umfangreiche kongressbegleitende Instrumenten-, Verwaltungssoftware- und Notenausstellung zog ebenfalls viele Kongressbesucher an.
Der Musikschulkongress in Dresden wurde veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden und dem Landesverband der Musikschulen Sachsen, unterstützt von der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und der Landeshauptstadt Dresden. Gefördert wurde der Kongress vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus und der Landeshauptstadt Dresden.
Weitere Informationen zum Musikschulkongress unter www.musikschulkongress.de.