Vor den strengen Ohren der taiwanischen Dirigentin Lin Liao, der amerikanischen Hornistin Christine Chapman, des französischen Schlagzeugers Le Quan Ninh, des deutschen Komponisten Christoph Ogiermann und der deutschen Sopranistin Sarah Maria Sun ist der 11. John Cage Award in Halberstadt zu Ende gegangen.

Die Preisträger:innen des 11. John-Cage-Awards. Foto: Veranstalter
Virtuosität in allen Klangfarben
Dort ist der mit 10.000 Euro dotierte Preis als eine der Aktivitäten in Folge der weltberühmten Aufführung von ORGAN²/ASLSP entstanden. Das Orgelstück mit der Interpretationsanweisung „As slow as possible“ läuft in der verlassenen romanischen Burchardi-Kirche seit 25 Jahren und will eine Spieldauer von 649 Jahren erreichen: ein Projekt, das über 10.000 Besucher:innen mit seiner geheimnisvollen Atmosphäre anzieht.
Aus 24 hochqualifizierten Bewerbungen gingen vier Preisträger:innen hervor, wobei zwei Preise kammermusikalische Besetzungen waren. Einen ersten Preis erhielt das Akkordeon-Duo con:trust mit Daniel Roth und Marius Staible. Sie spielten das 1996 geschriebene „Aion“ des finnischen Komponisten Jukka Tiensuu unglaublich filigran und figurenreich und das für sie geschriebene „Metaxis“ von José Eduardo Muñoz (2023) mit seinen heftigen Clusterausbrüchen.
Es gab zwei erste Preise: einen weiteren ersang sich die britische Sopranistin, Komponistin und Performerin Loré Lixenberg, die mit einem recht vertrackten Arrangement für Stimme und Lautsprecher einiger Kanons von Conlon Nancarrow überzeugte. Dann schnappte sie sich als bunt verkleideter Paradiesvogel einen Zuhörer und verhörte ihn: Ihr Stück hieß „The Singterviews“ aus „Panic Room“ für Stimme und Elektronik. Der Jubel über die entstandene Komik war groß. Der zweite Preis ging an den sizilianischen Kontrabassisten Pietro Elia Barcellona, der mit „Sequenza XIV b“ von Luciano Berio eine Fülle von oszillierenden Klangfarben präsentierte und mit „Fury“ von Rebecca Saunders besonders die Tiefen auslotete.
Die in Österreich lebende Russin Anna Leyerer donnerte regelrecht die hochvirtuose 1. Klaviersonate (1990) des australischen Komponisten Carl Vine und bewies dann mit „Agnes Gonxha Bojaxhiu (Mother Teresa)“ aus „Voices and Piano“ von Peter Ablinger, wie wundersam sie auch leiseste Klänge beherrscht. Dann war noch Platz für einen Sonderpreis, den die vier Schlagzeug-Klangzauberer „Terembura“ erhielten, die aber in diesem Konzert nicht mehr auftraten, weil sie das Finale nicht erreicht hatten.
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