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Neuer Hochschulrat an der Hochschule für Musik Nürnberg. Foto: Hufner
Ministerin Prien will Musikunterricht in Schleswig-Hoöstein stärken. Foto: Hufner
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Mehr als drei Millionen organisierte Musiker in Deutschland

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Wiesbaden - Mehr als drei Millionen Menschen musizieren in Deutschland in einem Chor, einer Instrumentalgruppe oder einem Orchester. Umgerechnet sind das 38 von 1000 Einwohnern in Deutschland, die entweder professionell als Berufsmusiker oder als Laien organisiert Musik machen. Das hat das Statistische Bundesamt nun erstmals ausgerechnet.

Profis sind die wenigsten: Knapp 70 000 Menschen verdienen ihr Geld als Sänger oder Musiker, Dirigent oder Komponist. Wenig, verglichen mit den mehr als zwei Millionen Laien in Chören oder Musikensembles und der knappen Million an Musikern und Sängern in der Kirchenmusik.

Wer morgen Musik machen will, muss heute ein Instrument lernen. Fast eineinhalb Millionen Menschen besuchen dafür eine Musikschule. «Das beliebteste Instrument ist das Klavier», sagt Claudia Wanner vom Verband deutscher Musikschulen (VdM). Danach folgen Gitarre und Geige. Darüber, dass die Schüler ausbleiben, können die Anbieter nicht klagen. Vor zehn Jahren hatten die im VdM organisierten Schulen 1,08 Millionen Schüler, heute sind es etwa 1,4 Millionen.

Um die steigende Nachfrage zu bedienen, eröffnen immer mehr private Musikschulen. Neben 930 öffentlichen gibt es rund 340 private Musikschulen. Das Parallelsystem trägt teils absurde Züge, wie Beispiele im ganzen Land zeigen.

Da gibt es zum einen die öffentliche Musikschule, wo der Unterricht in der Regel günstiger ist, weil die Kommune kräftig was dazu zahlt. Und da gibt es die private Musikschule, die keinen Cent aus Steuergeldern bekommt und daher von Schülern höhere Preise verlangen muss und den Lehrern weniger zahlen kann. «Dumpingpreispolitik» nennt das Mario Müller vom Bundesverband der Freien Musikschulen.

Das Budget, das aus dem Stadtsäckel in die Förderung der Musikschulen fließt, ist begrenzt - und daher auch die Zahl der Plätze. In Großstädten gibt es oft lange Wartelisten. In Frankfurt am Main wurde kürzlich einem Klavierlehrer gekündigt, weil das Kontingent der Schule ausgeschöpft war - und seinen Schülern gleich mit.

«Jeder, der zu uns kommt, bringt Geld», sagt Mario Müller, der in Bonn eine freie Musikschule betreibt, «jeder, der zu einer städtischen Musikschule geht, kostet Geld.» Sein Verband fordert: «Fördert die Kinder und nicht die Institution.» Dann könnte man das öffentliche Geld nämlich auch so verteilen, dass es zuerst jenen Schülern zugute kommt, deren Eltern sich Musikunterricht nicht leisten können.

Ein Problem, das private und öffentliche Musikschulen eint, ist die Suche nach qualifizierten Lehrern. 52 000 Personen arbeiten der Statistik zufolge als Musikpädagogen. Sie für die Breitenausbildung zu gewinnen, sei schwierig. «Die meisten wollen auf die Bühne», sagt Müller. «Lehrer an Musikschulen verdienen zu wenig», findet Wanner.

Wie viel Geld Land, Stadt oder Kreis in Musikschulen investieren, ist unterschiedlich. Der Verband deutscher Musikschulen kämpft darum, dass das Volumen nicht schrumpft. Denn die Nachfrage ist da: von der musikalischen Früherziehung im Kleinkindalter bis zur Vorbereitung auf das Konservatorium.

Das Klischee gibt es natürlich auch: Jugendliche, die ihren Eltern zuliebe widerwillig ein Instrument lernen. Aber die neue Boom-Gruppe unter den Musikschülern ist eine andere, wie Claudia Wanner berichtet: Senioren, die ihr früher einmal gelerntes Instrument auffrischen und dann viel Spaß in «Silberlocken-Orchestern» haben.

 

Wer macht wo Musik?

70 000 Profis und drei Millionen Laien - so in etwa sieht die Musiklandschaft in Deutschland aus. Das geht aus dem «Spartenbericht Musik» hervor, den das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag zum ersten Mal veröffentlicht hat.

Basis sind die Angaben von verschiedenen Verbänden und Institutionen, ergänzt durch amtliche Statistiken. Die Zahlen beziehen sich auf unterschiedliche Kalenderjahre. Die wichtigsten Daten im Überblick:

2 000 0000 Laien machen organisiert Musik

69 000 Menschen sind von Beruf Musiker, Sänger, Dirigent oder Komponist

52 000 Musikpädagogen kümmern sich um den Nachwuchs

130 öffentliche Orchester gibt es in Deutschland

21 000 Veranstaltungen geben sie vor Publikum

23 905 «verbandlich organisierte» Chöre und Ensembles wurden gezählt

19 830 Instrumentalgruppen sind in Deutschland gemeldet

500 000 Mitglieder haben die evangelischen Chöre und Gruppen

400 000 Musiker und Sänger zählen ihre katholischen Pendants

27 100 Menschen studieren Musik oder - Musikwissenschaft

1,4 Millionen Menschen besuchen eine Musikschule

 

Pressemeldung des Statistischen Bundesamtes:

Deutschland musiziert – über drei Millionen aktive Laien

WIESBADEN – In Deutschland musizieren rund 3,1 Millionen Personen in einem verbandlich organisierten Laienchor oder einer Laieninstrumentalgruppe beziehungsweise deren konfessionellen Pendants. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, entspricht das 38 Personen je 1 000 Einwohner in Deutschland.

Im Unterschied zu professionellen Musikerinnen und Musikern wird in Laienchören und -instrumentalgruppen ohne erwerbswirtschaftliche Absichten miteinander musiziert.
Die Zahl der Berufsmusikerinnen und -musiker sowie -sängerinnen und -sänger lag in Deutschland laut Mikrozensus 2015 bei rund 64 000 Personen, wobei die Musikerinnen und Musiker einen Anteil von 82 % ausmachten.

Die Betätigungsfelder professioneller Musikerinnen und Musiker sind unter anderem die öffentlich geförderten Orchester in Deutschland. Allein der Deutsche Bühnenverein e. V. zählte in der Spielzeit 2013/2014 insgesamt 130 öffentlich geförderte Orchester. Darunter gab es die meisten in Nordrhein-Westfalen (22). Insgesamt waren deutschlandweit in diesen Orchestern rund 9 900 aktive Musikerinnen und Musiker beschäftigt.

Diese und weitere Kennzahlen wurden im Rahmen des Projektes „Aufbau einer bundeseinheitlichen Kulturstatistik“ im Auftrag der Kultusministerkonferenz sowie der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien veröffentlicht. Ermöglicht wurde diese umfassende Datenrecherche und -aufbereitung durch die Zusammenarbeit des Statistischen Bundesamtes mit den bedeutendsten Musikverbänden in Deutschland. Das Ergebnis ist ein umfassender Bericht zur Kultursparte Musik.

Für die Anzahl der musizierenden Laien in Deutschland wurden Daten verschiedener Verbände aus den Jahren 2013, 2015 sowie der Spielzeit 2015/2016 zusammengefasst.

Die Publikation „Spartenbericht Musik“ steht im Bereich Publikationen zur Verfügung.

 

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