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Erfurt will bei Theaterförderung nachverhandeln. Foto: Hufner
Weimarer holt Kompositionspreis der Thüringer Landesmusikakademie. Foto: Hufner
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Monatelange Schließung - Fazit der thüringer Musikschulen fällt gemischt aus

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Altenburg/Erfurt/Sonneberg/Weimar - Die Zwangspause durch den Corona-Lockdown hat die privaten Musikschulen in Thüringen hart getroffen. «Aus wirtschaftlicher Sicht war die bis zu zehn Monate dauernde Schließung für alle dramatisch», sagte der Thüringer Landesvertreter im Bundesverband freier Musikschulen (BDFM), Stefan Räsch. «Mit einer flächendeckenden Pleitewelle rechnen wir trotz allem nicht.»

In den vergangenen Monaten hätten die Einrichtungen einen stetigen Umsatzrückgang durch Abmeldungen und zögerliche Neuanmeldungen verzeichnet. Gleichzeitig seien teils immense Investitionen nötig gewesen - etwa in digitale Technik oder Hygienemaßnahmen. Zudem seien die Hürden für die Bewilligung von Überbrückungshilfen zu hoch. Dennoch hätten es die meisten Schulen aus eigener Kraft geschafft, den Lockdown zu überstehen, vor allem aufgrund digitaler Kursangebote.

Auch die öffentlichen Musikschulen kämpfen laut der Geschäftsführerin des Landesverband Thüringen im Verband deutscher Musikschulen (VDM), Romy Kopmann, mit Einnahmeausfällen durch teils verstärkte Abmeldungen und weniger Anmeldungen, Unterrichtsausfälle oder Gebührenrückerstattungen. Ein Großteil der Ausfälle habe aber auch hier durch digitale Angebote aufgefangen werden können.

Private und öffentliche Musikschulen hoffen nun auf eine zügige Umsetzung des geplanten Musik- und Jugendkunstschulgesetzes, das neben einer direkten finanziellen Förderung auch eine staatliche Anerkennung vorsieht. Der Entwurf wurde Ende Juni 2021 in den Landtag eingebracht und schlägt neben den Mechanismen zur staatlichen Anerkennung unter anderem eine Förderung in Höhe von sechs Millionen Euro jährlich vor. Kommunale wie private Schulen hoffen, dadurch unter anderem mehr Lehrer in Festanstellung bringen zu können.

Trotz aller Widrigkeiten betonen die Schulen die positiven Effekte der Krisenerfahrung: Durch die rasche Umsetzung digitaler Kurse konnte etwa das Einkommen der Lehrkräfte, insbesondere der auf Honorarbasis arbeitenden, gesichert werden, sagte Räsch. «Die Digitalisierung wurde deutlich vorangebracht. Wir werden diese Möglichkeiten für neue Angebote und Formate auch nach der Krise nutzen.» Private Musikschulen hätten zudem nun auch die Möglichkeit, sich überregional aufzustellen.

In der Kreismusikschule Altenburg habe die Umstellung unter anderem für den schnelleren Ausbau des WLAN-Netzes in der Einrichtung gesorgt, sagte Leiterin Gabriele Herrmann. Vor allem für Schülerinnen und Schüler in ländlichen Regionen sei eine Weiterführung des Onlineangebots in Fächern wie Notenlehre oder Musikgeschichte denkbar. In kommunalen Einrichtungen wie der Musikschule Sonneberg wurden die hauptamtlichen Lehrkräfte einem Sprecher des Landratsamtes zufolge im Gesundheitsamt zur Kontaktnachverfolgung eingesetzt, um zumindest für diese Gruppe Gehaltseinbußen zu verhindern.

Kritik übten die Verbände vor allem an der rigiden Schließung der Musikschulen im Lockdown. «Eine nachvollziehbare Öffnung - ähnlich wie bei Fahrschulen oder Flugschulen - wäre wünschenswert gewesen», sagt Kopmann. Die Einrichtungen hätten schon zu Beginn des zweiten Lockdowns umfangreiche Hygienemaßnahmen wie Schutzwände oder gar Luftfilter umgesetzt und seien trotzdem extrem lange von Schließungen betroffen gewesen.

Bis die Schülerzahlen wieder den Stand der Vorjahre erreichten, werde mindestens ein Jahr vergehen, schätzen die Experten. Aktuell steige die Nachfrage. Allerdings stünden nun die Sommerferien an. Mit einer deutlichen Nachfragesteigerung sei somit erst im September zu rechnen. «Wir hoffen daher, dass bis dahin wieder alles normal ist und nicht noch ein Lockdown kommt», sagt Herrmann.

In Thüringen gibt es dem VDM zufolge aktuell 25 kommunale Musikschulen mit rund 600 Honorarkräften und etwa 300 Festangestellten. Laut Schätzungen des BDFM liegt die Zahl der privaten Schulen bei etwa 30 Einrichtungen, in der Regel Honorarkräfte. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl eigenständiger Musiklehrerinnen und -lehrer.

 

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