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Für das Jahr 2022 sind viele hochkarätige Kulturereignisse angekündigt. Foto: Hufner
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Veranstaltungsbranche erholt sich und verlangt bundesweit klare Normen

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Party mit 2G: Konzertveranstalter pochen auf Planungssicherheit +++ Tickethändler CTS Eventim erholt sich - aber Corona-Unsicherheit +++ Veranstaltungsbranche für Weiterführung von Corona-Wirtschaftshilfen

Party mit 2G: Konzertveranstalter pochen auf Planungssicherheit

Carola Große-Wilde, dpa

Hamburg/Frankfurt - Die Fans von Rocker Udo Lindenberg können es anscheinend gar nicht abwarten, den 75-Jährigen wieder live zu sehen: Wegen der großen Nachfrage für seine Tour im kommenden Frühjahr wurden bereits zahlreiche zusätzliche Konzerte angeboten. Lindenberg freut sich: «Endlich. Denn die verdammte Pandemie hat uns allen auch die geplanten fetten Panik-Partys geklaut.» Auch viele andere Musiker haben zuletzt wieder Auftritte für das kommende Jahr angekündigt. Die Branche hofft nun, dass Konzerte trotz der sich wieder verschärfenden Corona-Lage unter 2G-Bedingungen wie geplant stattfinden können.

«Mehr als die 2G-Beschränkung ist doch derzeit gar nicht möglich», sagte Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), der Deutschen Presse-Agentur. Da es eine 100-prozentige «Durchimpfung» wohl nie geben wird, werde immer in allen öffentlichen Räumen ein Restrisiko bleiben. «Daher werden wir auch immer mit dem Restrisiko leben müssen, dass auch Geimpfte noch infektiös sein können.» Notfalls könne die Branche auch mit 2G plus leben, das heißt, die Geimpften und Genesenen müssten zusätzlich ein negatives Schnelltestergebnis vorlegen. Auch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) setzt auf 2G: Damit seien Kulturveranstaltungen «derzeit angemessen sicher durchführbar».

Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte Udo Lindenberg nach dem Verbot von Großveranstaltungen eine geplante Tour komplett abgesagt. So wie ihm ist es vielen Musikerinnen und Musikern ergangen. Und mit ihnen der gesamten Konzertbranche: Statt im Herbst wieder durchzustarten, mussten erneut zahlreiche Tourneen abgesagt werden - und Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Wegen der steigenden Corona-Zahlen und verschärften Maßnahmen fürchten viele, dass erneut Großveranstaltungen abgesagt werden - der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, hatte jüngst vor solchen gewarnt.

«Wir Veranstalter halten uns an alle Regeln und Auflagen», sagte Peter Schwenkow, Geschäftsführer der Deutschen Entertainment AG (DEAG). So soll es zum Beispiel in den nächsten Wochen die «Christmas Live»-Tournee mit dem Trompeter Till Brönner geben - mit halber Kapazität und - je nach Bundesland, Stadt und Kreis - mit 3G, 2G, 3G plus oder 2G plus. Die «Christmas Garden»-Events in zehn deutschen Standorten finden dagegen unter freiem Himmel statt. «Insofern gehen wir nicht von Absagen aus, halten aber die permanenten «Empfehlungen» von Herrn Wieler (RKI) zur Meidung von Veranstaltungen für geschäftsschädigend. Genehmigt ist genehmigt!», sagte Schwenkow.

Marek Lieberberg, Geschäftsführer von Live Nation, hält die Warnung vor größeren Veranstaltungen für «eine erneute Diskriminierung, die weder zielführend noch zu rechtfertigen ist». Besser wäre es, die Einhaltung der 2G-Regel oder 2G plus als Maxime für das öffentliche Leben festzulegen, egal ob im Nahverkehr, bei Flug- und Bahnreisen, Theater und Kino, Gastronomie und Hotels oder Sport- und Kulturveranstaltungen. «Die Branche braucht jetzt endlich bundesweit klare Normen für den Neustart und nicht ein ewiges Hin und Her von widersprüchlichen Maßnahmen», sagte Lieberberg. Er gehe davon aus, dass die bisherigen Einschränkungen bis spätestens Frühjahr 2022 einheitlich fallen.

 

Tickethändler CTS Eventim erholt sich - aber Corona-Unsicherheit

München (dpa) - Der Veranstalter und Tickethändler CTS Eventim erholt sich weiter langsam von der Corona-Krise. Im dritten Quartal zogen die Umsätze an, teilte der MDax-Konzern am Donnerstag in München mit. Von Juli bis September erlöste CTS 114,7 Millionen Euro und damit fast vier Mal so viel wie ein Jahr zuvor. Und sowohl operativ als auch unterm Strich kam das Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen. Eine Prognose gibt es aber weiter aufgrund der unsicheren Pandemie-Lage nicht. So schießen die Infektionszahlen in Deutschland aktuell nach oben.

Sowohl beim Ticketverkauf als auch im Segment Live Entertainment konnte CTS steigende Erlöse verzeichnen. Allerdings liege die Zahl der Veranstaltungen als Folge der Corona-Krise weiter deutlich unter dem Vorkrisenniveau, hieß es in der Mitteilung.

Deshalb versucht CTS auch zu expandieren: Ende September ist das Unternehmen in den nordamerikanischen Markt eingestiegen. Ziel sei es, eine Alternative zu den derzeit dominierenden Anbietern in den USA und Kanada zu etablieren. Zudem wurde im laufenden vierten Quartal die Mehrheit an dem Soft- und Hardware-Hersteller Simply-X übernommen, um unter anderem Einlasskontrollen weiter zu optimieren.

Aber auch operativ kann sich CTS etwas berappeln. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (normalisiertes Ebitda) lag bei 26 Millionen Euro nach einem Verlust von 15 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Das Vor-Krisen-Niveau bleibt aber noch ein Stück entfernt. Unter dem Strich stand mit 4,5 Millionen Euro ein kleiner Gewinn - wie schon im Vorquartal.

Auf Neun-Monats-Sicht verschlechterte sich das operative Ergebnis trotz Kosteneinsparungen jedoch. Denn das erste Quartal im vergangenen Jahr war noch kaum von der Pandemie beeinflusst. Dabei profitierte CTS vor allem von staatlicher Unterstützung: Von den 105,4 Millionen Euro operativem Ergebnis nach neun Monaten entfallen rund 100 Millionen Euro auf Corona-Hilfen der deutschen Bundesregierung. Diese dürften laut Einschätzung von Experten auch dafür sorgen, dass dieses Jahr besser laufen werde als letztes Jahr.

 

Veranstaltungsbranche für Weiterführung von Corona-Wirtschaftshilfen

Erfurt (dpa/th) - Angesichts der in Thüringen geltenden 2G-Regelungen für weite Teile des öffentlichen Lebens fordert die Veranstaltungsbranche eine Weiterführung der Corona-Wirtschaftshilfen für die Unternehmen. Die neuen und strengeren Auflagen für die Branche bedeuteten de facto einen neuen Lockdown, erklärte die Allianz der Veranstaltungswirtschaft Thüringen am Donnerstag.

Sie äußerte zugleich ein «hohes Verständnis» dafür, dass Maßnahmen zur Eindämmung des rasanten Anstiegs der Corona-Neuinfektionen getroffen werden müssten. Vorgaben wie 2G, Kapazitätsbegrenzungen und Maskenpflicht seien für die Veranstalter aber mit höheren Kosten bei sinkenden Einnahmen verbunden.

Der Verband, der unter anderem Veranstaltungszentren und städtische Kultur- und Tourismusbetriebe vertritt, erwartet auch Umsetzungsprobleme bei der Freitestung für ungeimpftes Personal mit PCR-Tests wegen zunehmender Kapazitätsgrenzen bei den Testlaboren. Maßnahmen dürften nicht nur politisch opportun, sondern auch politisch umsetzbar sein. Nach der in Thüringen geltenden Regelungen können Beschäftigte in Gastronomie oder von Veranstaltungsbetrieben, als Alternative zur Impfung einen negativen PCR-Test nachweisen.

Die Allianz appellierte eindringlich an Mitarbeiter der Veranstaltungsunternehmen und deren Kunden, sich impfen zu lassen. «Die derzeitige Situation resultiert vor allem aus der ungenügenden Impfbereitschaft in noch immer zu großen Teilen der Thüringer Bevölkerung.»

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