Ich hab’ manchmal einfach keinen Bock mehr. Aber das gehört zur Jobbeschreibung. Ich bringe oft Anspruch und Werbung nicht mit dem „Produkt“ übereinander. Was als „provokant“ verkauft wird, erweist sich als a bissel bieder, was als „immersives Erlebnis“ (et cetera, ergänzen Sie frei Schnauze) gepriesen wird, ist halt langsam. Macht nix, kann auch schön sein.
Gordon Kampe.
Shopping
Wir sind nun einmal auch nur Produkte und müssen verkauft werden, da hilft auch kein kapitalismuskritisches „ich aber nicht!“ inklusive tiefsinnigem in-die-Ferne-schauen. (Ja, auch Du... auch Du willst verkaufen. Das ist okay, wenn die Seele nicht mit übern Ladentisch geht.) Da ich eher zu Reform als zur Revolution neige, bin halt nicht aggro genug, könnten wir doch paar Kleinigkeiten ändern. Zum Beispiel: die Käufer bestellen mal ne andere Marke und die Produkte ändern unbemerkt ihr Rezept. Wenn das mal alle machen würden, wird’s lustig und keiner verliert. Einer meiner Hausgötter etwa, Strawinsky, hatte nach dem Sacre keinen Bock mehr auf Sacre 2. Er hätte noch 100 Sacres schreiben können. Er blieb unberechenbar und dabei ein tiptop-Geschäftsmann. Okay, einige Kolleginnen und Kollegen schreiben freiwillig 40 Jahre das gleiche Stück. 78% der geneigten Nerdschaft weiß, wie Sciarrinos (ich liebe Sciarrino!) nächstes Stück klingt.
Wann ist es Personalstil, wann Recycling? – Aber, siehe oben: warum soll man gut gehende Produkte ändern? Was hätte ich aber Bock, von x mal eine Kinderoper zu sehen! Und von xy das traurige Orchesterstück mit Jesus! Leider pimpen wir – wir alle, ich auch! – unsere Verpackung. Naja. Ich gehe jetzt shoppen.
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