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Hören und Imitieren

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Jazzimprovisation im Querflötenunterricht: Ein Einführungsworkshop mit Michael Roß
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Die Themen Jazz und Improvisation im Unterricht sind für viele Instrumentallehrer/innen fremdes Terrain. Wie fange ich an? Wie baue ich es in den Unterricht ein? Welche Literatur ist vorhanden, welche für meine Schüler geeignet? Und – kann ich das überhaupt…?

Neun Teilnehmer/innen aus Niederbayern, München und der Region hatten sich am 26. November 2011 zur „Jazzimprovisation im Querflötenunterricht“ des Tonkünstlerverbandes Südostbayern eingefunden.
Die Frage, ob man das Improvisieren einfach so kann, fegte Michael Roß mit seinem Warm-up gleich vom Tisch. Nach der indischen Lehrmethode – vormachen, nicht sprechen – spielte er uns an und forderte uns auf, einfach nachzuspielen, bis sich ein Riff – quasi ein jazziges basso ostinato – um die Notenabfolge a-h-a-c-h herauskristallisierte. Ein paar Runden des wiederkehrenden Motivs, unisono von zehn Flöten gespielt, versetzte uns in eine Art Trance, die den nächsten Schritt ungemein erleichterte: Michael Roß begann, diese Töne zu umspielen, während wir uns sicher im vorgegebenen Riff fühlten. Als er sich zur Teilnehmerin linker Hand bewegte, war klar, was nun kommen würde – reihum sollte improvisiert werden. Per Blickkontakt wurde dann an den Nächsten weiter gegeben und sich wieder in das Unisono eingereiht. Die Überraschung: Improvisieren über ein modales Riff in a-moll klappte bei allen reibungslos. Michael Roß: Hören und Imitieren ist grundlegendes Lernprinzip im Jazz.
Erst dann kam die Vorstellungsrunde. Roß nahm sich dafür viel Zeit, und so konnte er die unterschiedlichen Vorstellungen, Erwartungen und Wissensstände berücksichtigen und für alle nutzbar integrieren. Ihm ist es ein Anliegen, das Wissen eines Jeden auch den Anderen verfügbar zu machen - ein Aspekt, den er oft auf Kursen vermisst: „Die Dozenten bedenken nicht, dass sie Fachleute vor sich haben, manchmal sogar regelrechte Spezialisten auf einem Gebiet. Dieses Wissen, das da zusammenkommt, sollte allen nützen – auch dem Dozenten“.
Obwohl der Kurs als Einführungsworkshop ausgeschrieben war, hatten manche schon mehrere Versuche hinter sich, sogar mit namhaften Jazzern oder recht ausführlich während des Studiums – fühlt man sich also doch immer wieder am Anfang, oder fehlt es an umsetzbarer Aufbereitung? Diese sehr praxisnahe Einführung in die Jazzimprovisation jedenfalls erfüllte das Ziel, eine Anleitung für erste Schritte im Unterricht mit den eigenen Schülern zu bekommen. Die von Roß vorbereiteten Materialien, ermöglichen für daheim eine Vertiefung und Aufbereitung des neu Erprobten. Der Notentisch zum Stöbern mit Literatur für Unterricht und Selbststudium, fand regen Anklang. Die abschließende Feedback-Runde zeigte, dass, neben der allgemeinen Zufriedenheit, eine solche Einführung sofort neue Fragen generiert – Gegenstand eines weiteren Kurses? Michael Roß, souverän und für alle Eventualitäten vorbereitet, zeigte sich dafür selbstverständlich aufgeschlossen.

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