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Staatsoper zieht um: Schillertheater wird Opernhaus

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Berlin - Vom Interieur des alten Schillertheaters am Ernst-Reuter-Platz in Berlin-Charlottenburg ist auf den ersten Blick kaum etwas übrig geblieben. Der Bühnen- und Zuschauerbereich sind vollkommen entkernt, vor der ersten Reihe geht der Blick hinab in ein riesiges Loch - den künftigen Orchestergraben. «Seit Beginn der Sanierung im Januar dieses Jahres geht die Arbeit hier schnell und effizient voran», sagt Ronald H. Adler, der kommissarische Intendant der Staatsoper, bei einer Baustellenbesichtigung. Bis Oktober 2010 soll das Theater renoviert sein und der Staatsoper dann für drei Jahre als Ersatzspielstätte dienen.

Bevor Berlins ältestes Opernhaus Unter den Linden ab kommendem Jahr für 239 Millionen Euro grundsaniert wird, muss die Ersatzspielstätte im Schillertheater noch vielen Veränderungen unterzogen werden, um den Anforderungen eines Opernhauses gerecht zu werden. «Wir müssen Platz schaffen für die 120 Musiker der Staatsoper», sagt Architekt Andreas Zerr. «Diese Zahl stellt das Theater vor ganz neue Herausforderungen.» So müsse beispielsweise die Bühne in einem Opernbetrieb ganz andere Lasten aushalten können als in einem Theaterbetrieb, wo normalerweise wesentlich weniger Schauspieler gleichzeitig auf der Bühne stehen.

Der Orchestergraben wird derzeit in Richtung Saal vergrößert, damit später nicht nur die Musiker, sondern auch die Instrumente dort Platz finden. «Um Flügel und andere Instrumente in den Orchestergraben bringen zu können, schaffen wir zudem einen Durchgang zur Montagehalle», erläutert Zerr. Bei der Montagehalle handelt es sich um einen 20 mal 20 Meter großen und zehn Meter hohen Neubau, der an die Bühne angrenzt. Dort sollen der Orchesterbereich mit Garderobe, die Technikzentrale, eine Maler- und Tischlerwerkstatt für die Bühnendekorationen sowie ein Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter untergebracht werden.

Wichtigen Veränderungen muss zudem die Akustik unterzogen werden. »Aus einem Sprechtheater wollen wir ein Musiktheater machen«, sagt Zerr. »Das erfordert Baumaßnahmen für eine deutlich längere Nachhallzeit.« Nicht nur mit dem größeren Orchestergraben soll dies bewerkstelliget werden. Vorgesehen ist auch ein Schallsegel unter der Decke, um einen besseren und länger anhaltenden Klang zu erreichen.

Der derzeit entkernte Zuschauerraum wird den Plänen zufolge letztlich aber nicht viel anders als vorher aussehen. So werden beispielsweise die alten Stühle wiederverwendet und lediglich aufgepolstert. Allerdings gebe es wegen des größeren Orchestergrabens nach der Sanierung zwei Zuschauerreihen weniger, sagt der Architekt.

Zudem soll die schwarze Farbe aus den 1980er Jahren an den Wänden entfernt und die darunterliegende Ahornverkleidung wieder zum Vorschein gebracht werden. »Bei der Renovierung wollen wir uns im Wesentlichen an die Pläne des letzten großen Umbaus aus den 1950er Jahren halten«, unterstreicht Zerr.

Die Kosten für den Umbau vom Theater zur Oper waren ursprünglich auf 20 Millionen Euro angelegt, im Mai jedoch auf 23,1 Millionen Euro gestiegen. Die Beseitigung von Schadstoffen und höhere Aufwendungen beim Brand- und Lärmschutz hatten die zusätzlichen Mittel notwendig gemacht. »Wir sind jetzt glücklich, mit den Baumaßnahmen im Zeit- und Kostenrahmen zu liegen, sodass wir das Theater im nächsten Jahr an die Staatsoper übergeben können», sagt Hermann-Josef Pohlmann, Leiter des Projektmanagements-Referats der Stadtentwicklungsverwaltung.

Ab August 2010 sollen die ersten Proben der Staatsoper im Schillertheater stattfinden. Für den 3. Oktober ist die Premiere geplant. Was 2013 aus dem Schillertheater werden soll, wenn die Staatsoper zurück in ihre umgebaute Heimspielstätte zieht, ist derzeit noch unklar. Pohlmann zufolge würde sich das Theater jedoch weiterhin für Zwischennutzungen anderer Häuser anbieten.

 

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