Stuttgart - Auf einer Bühne voller Käfige hat die Staatsoper Stuttgart die zeitgenössischen Stücke «Der Gefangene» und «Das Gehege» im Doppelpack aufgeführt. Regisseurin Andrea Breth fügte die beiden in politisch bewegten Zeiten entstandenen Einakter zu einem zweistündigen Abend unter musikalischer Leitung von Franck Ollu zusammen.
Die vom Publikum mit heller Freude aufgenommene Premiere am Donnerstagabend war eine Koproduktion mit dem Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel. Dort waren die erstmals so verknüpften Opern bereits im Januar zu sehen.
In Luigi Dallapiccolas in Zwölftontechnik komponiertem Werk, zu Zeiten des Kalten Krieges im Westen die laut Staatstheater am meisten gespielte moderne Oper, geht es um einen Gefangenen, der seine Freiheit schon in greifbarer Nähe glaubt, dann aber doch seiner Hinrichtung naht. Das Publikum feierte den österreichischen Bariton Georg Nigl in der Titelpartie mit tosendem Applaus - wie auch die Protagonistin Angeles Blancas Gulin in Wolfgang Rihms «Das Gehege» (Uraufführung 2005).
Die spanische Sopranistin spielt in dem mit effektvollem Lichtgeflacker gestalteten Einakter eine Frau, die nach dem Fall der Berliner Mauer in einen Zoo einbricht, einen Steinadler befreien will, dann aber den Greifvogel wegen seiner Altersschwäche massakriert. Das sprachgewaltige Stück auf Grundlage von Botho Strauß' «Schlusschor» (1991) widmet sich wie «Der Gefangene» (Uraufführung 1949) einer tödlichen Wärter-Häftling-Beziehung.
Letzte Premiere dieser Spielzeit ist am 1. Juli die Oper «Erdbeben.Träume.» des japanischen Komponisten Toshio Hosokawa. Die Uraufführung nach Heinrich von Kleists Novelle «Das Erdbeben in Chili aus dem Jahr 1807» inszenieren der scheidende Intendant Jossi Wieler und sein Dramaturg Sergio Morabito.