Carl Orffs (1895-1982) erstes Bühnenwerk „Gisei – Das Opfer“, ein im Jahr 1913 entstandenes Musikdrama nach dem japanischen Trauerspiel Terakoy, wird am 30. Januar –97 Jahre nach seiner Entstehung– am Staatstheater Darmstadt in der Inszenierung von John Dew uraufgeführt.
Zu Lebzeiten hatte Orff die Aufführung untersagt, weil er - gefangen im ästhetischen Fortschrittsdenken des Expressionismus - fürchtete, Musik und Sujet seien zu schnell nicht mehr zeitgemäss. Wie auch andere seiner Zeitgenossen inspirierte der fremde Stoff den jungen Komponisten zu einer Musiksprache der Synthese zwischen musikalischem Exotismus und europäischer Musiktradition.
In einem Vorspiel beklagen zwei Gestalten, ein Mann und eine Frau, den Opfertod ihres Kindes. Die Geschichte der durch ein unabwendbares Schicksal herbeigeführten Tötung des Knaben Totaro wird in der anschließenden Haupthandlung wie in einer filmischen Rückblende dargestellt.
Diesem ersten Bühnenwerk Orffs wird am Uraufführungsabend das letzte Bühnenwerk Orffs, De temporum fine comoedia aus dem Jahr 1973, gegenübergestellt. Mit diesem philosophisch reichen Werk zog Orff zugleich den Schlussstrich unter sein vielgestaltiges musikdramatisches Schaffen, das ihn als einen der individuellsten Komponisten des 20. Jahrhunderts ausweist.
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