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Pountney hinterlässt Bregenz ein Plus dank «Zauberflöte»

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Bregenz - Kunst ist wichtig, aber die Kasse muss auch stimmen: Der Intendant David Pountney hat das bei den Bregenzer Festspielen erfahren - und beherzigt. Der Brite hinterlässt seiner Nachfolgerin Elisabeth Sobotka ein ganz pragmatisches Geschenk.

 
 
«Kommen sie in Ihren Jeans, tragen Sie Ihre Pelze, Levi's oder Lagerfeld», hatte der Intendant der Bregenzer Festspiele, David Pountney, 2004 bei seiner ersten Eröffnungsrede gesagt. «Aber vor allen Dingen bringen Sie einen offenen Geist mit und die Bereitschaft, zu lachen und zu weinen.» Zehn Jahre später steht der Brite vor seiner letzten Saison am Bodensee. Hat sich sein Wunsch über die Jahre erfüllt? «Ja», sagt Pountney. Das Publikum habe gar keine andere Wahl gehabt: «Wir haben ein sehr, sehr gewagtes Programm präsentiert, sie mussten offen sein.»
 
Seine letzte Spielzeit beendet Pountney allerdings mit einem Publikumsmagneten: «Die Zauberflöte» von Wolfgang Amadeus Mozart ist bereits zum zweiten Mal in Bregenz zu sehen - die Festspiele wechseln das Werk auf der Seebühne immer im Zweijahresrhythmus. Im Festspielhaus wird in diesem Jahr die Auftragsoper «Geschichten aus dem Wiener Wald» des österreichischen Komponisten Heinz Karl Gruber gezeigt. Ursprünglich war die Oper für die Saison 2012 geplant - Gruber brauchte für das Auftragswerk aber mehr Zeit als angenommen.
 
Aus dem Opernklassiker «Zauberflöte» machten Intendant Pountney und Bühnenbildner Johan Engels im vergangenen Jahr eine farbintensive und überdimensionale Märchenwelt, die schon zum Kassenerfolg geworden ist. Rund 200 000 Besucher sahen die Oper im vergangenen Jahr, 2014 verlängerten die Festspiele wegen der starken Nachfrage sogar die Spielzeit um einen Tag. «Das ist eine kleine Perversität, dass der Titel ausreicht, ein riesiges Publikum zu locken», sagt Pountney.
 
Zum Vergleich: Umberto Giordanos Oper «André Chénier» lockte in beiden Spieljahren 2011/2012 nur 210 000 Besucher nach Bregenz. «Das sind zwar auch viele Leute, aber einfach nicht genug», sagt der Intendant. «Wir finanzieren den Rest der Festspiele mit den Einnahmen der Seebühne.» Auch künstlerisch sei das frustrierend: «André Chénier» ist Pountney zufolge mit seinem epischen Stoff, den großen Charakteren und mitreißenden Arien eine perfekte Seebühnen-Oper.
 
«All die künstlerischen und marketingtechnischen Anstrengungen konnten die fehlende Popularität des Werktitels nicht vollständig kompensieren», schreibt der Kaufmännische Direktor der Festspiele, Michael Diem, im neu erschienenen Buch «Der fliegende Engländer», das den britischen Intendanten würdigt. Er habe daher zu Pountney gesagt: «Noch so ein künstlerischer Erfolg und wir sind tot.»
 
Dass Pountney seine Intendanz 2014 mit der Zauberflöte beenden würde, war eigentlich nicht geplant: Die Suche nach einem neuen Intendanten hatte sich über zwei Jahre hingezogen. 2011 war ein Nachfolger präsentiert, die Zusammenarbeit aber wieder aufgekündigt worden. 2012 stellte die Festspielleitung schließlich die Grazer Opernintendantin Elisabeth Sobotka als erste Frau auf dem Posten vor. Sie übernimmt ab 2015 mit Giacomo Puccinis Oper «Turandot».
 
Durch den Spielplan der Festspiele sollen sich nach ihren Aussagen künftig verschiedene Fäden ziehen, die einzelne Formate und Werke miteinander verbänden. Beim Spiel auf der Seebühne will aber auch die neue Intendantin auf bekannte Namen setzen: Populäre Werke der Opernliteratur sollen dort für ein breites Publikum präsentiert werden, sagte sie bei der Präsentation des Programmes von 2015.
 
Und was hinterlässt David Pountney seiner Nachfolgerin? Ein Festspiel mit einem lebendigen Ruf und vielen Freiheiten, sagt Pountney. «Und ein dezentes Plus in der Kasse.» Er selbst gehe ohne Melancholie. Zwar sei Bregenz ein wunderschöner Ort, um zu arbeiten. Nach all den Jahren könne er aber sagen: «Job well done.»
 
Kathrin Streckenbach
 
 

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