München - Das große Jubiläum zum 200. Geburtstag des Komponisten Richard Wagner im Jahr 2013 wirft seine Schatten voraus. Die Bayerische Staatsoper bringt nächstes Jahr mit dem "Ring des Nibelungen" Wagners monumentalste Komposition auf die Bühne des Münchner Nationaltheaters. Der Kraftakt endet mit der "Götterdämmerung", dem letzten Teil der Operntrilogie, der zu den Münchener Opernfestspielen (29. Juni bis 31. Juli) herauskommt.
Die Bayreuther Festspiele lassen es vor ihrem Jubiläums-"Ring" noch einmal ruhiger angehen. 2012 steht auf dem Grünen Hügel mit dem "Fliegenden Holländer" als Neuinszenierung ein frühes und weniger aufwendig zu realisierendes Werk Wagners auf dem Spielplan (25. Juli bis 28. August).
Jubiläen und runde Geburts- oder Sterbetage sind für Kulturinstitutionen gerne gesehene Anlässe für herausragende Kulturevents. Die Pinakothek der Moderne in München feiert nächstes Jahr ihr zehnjähriges Bestehen mit einer spektakulären Ausstellung. Fast 100 Frauen-Darstellungen der Malergenies Max Beckmann, Pablo Picasso und Willem de Kooning haben die Kuratoren aus aller Welt zusammengetragen (13. März bis 15. Juli). Es ist die größte und teuerste Schau, die die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen bislang veranstaltet haben.
Auf 75 Jahre kann das Münchner Haus der Kunst zurückblicken. Dessen neuer Direktor Okwui Enwezor will aus diesem Anlass mit einer Ausstellung auf die konfliktreiche Geschichte des Hauses als einstiger Kunsttempel der Nazis zurückblicken.
Auch das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg bereitet sich auf eine außergewöhnliche Schau vor, diesmal allerdings ohne Bezug zu einem "runden" Datum. Am 23. Mai öffnet die Sonderausstellung "Der frühe Dürer" ihre Pforten (bis 2. September). Sie ist Ergebnis eines Forschungsprojektes, das unter anderem danach fragte, wie der Sohn eines Nürnberger Goldschmiedes zu einem der bedeutendsten Maler aller Zeiten werden konnte.
Zahlreiche Festivals
Das Haus der Bayerischen Geschichte widmet sich nach dem überragenden Erfolg der Landesausstellung über Märchenkönig Ludwig II. 2012 einem etwas weniger populären Thema. Unter dem Titel "Verbündet - Verfeindet - Verschwägert. Bayern und Österreich" soll die wechselvolle gemeinsame Geschichte der beiden Nachbarländer in einer grenzübergreifenden Ausstellung (27. April bis 4. November) in all ihren Facetten gezeigt werden. In Burghausen wird die deutsch-österreichische Historie im Mittelalter gezeigt. Die österreichischen Orte Braunau und Mattighofen führen die Geschichte fort in die Zeit um 1800.
Mit den Münchner Kammerspielen und dem Bayerischen Staatsschauspiel (Residenztheater) befinden sich zwei der wichtigsten deutschen Sprechbühnen in der Landeshauptstadt. Der frisch gekürte Intendant des Residenztheaters, Martin Kusej, lässt 2012 den katalanischen Regisseur Calixto Bieito auf Anton Tschechows Tragikomödie "Der Kirschgarten" los. Kusejs Kollege an den städtischen Kammerspielen, Johan Simons, reaktiviert unter anderem die Well-Brüder. Nach dem Aus für die Biermösl Blosn wird eine bislang nicht bekannte Auswahl der musikalisch und kabarettistisch begabten Familie einen Abend mit dem Titel "Fein sein, beinander bleiben" gestalten, bei der auch Komiker Gerhard Polt vorbeischauen soll.
Die bayerische Festivallandschaft ist mittlerweile fast unüberschaubar. Mit den Audi-Sommerkonzerten in Ingolstadt, der Internationalen Orgelwoche Nürnberg (29. Juni bis 8. Juli), der Internationalen Jazzwoche Burghausen (13. bis 18. März), den Andechser Carl Orff-Festspielen (31. Mai bis 29. Juli), dem Garmisch-Partenkirchener Richard-Strauss-Festival (16. bis 22. Juni), den Europäischen Wochen Passau (29. Juni bis 29. Juli) und dem Kissinger Sommer (21. Juni bis 22. Juli) ist für jeden Geschmack etwas dabei. Fans des zeitgenössischen Musiktheaters kommen bei der Münchner Biennale (3. bis 19. Mai) auf ihre Kosten.
"Zauberflöte" auf Barockinstrumenten
Der Reigen der musikalisch-theatralischen Festivitäten in Salzburg beginnt mit der Mozartwoche (22. Januar bis 5. Februar), setzt sich mit den Pfingstfestspielen (25. bis 28. Mai) und Osterfestspielen (31. März bis 9. April) fort und kulminiert in den berühmten Salzburger Festspielen (20. Juli bis 2. September). Die versprechen 2012 unter der neuen Leitung von Alexander Pereira so vielfältig, glamourös (und teuer) zu werden wie noch nie. Pereira hat alles versammelt, was Rang und Namen hat. Ein Höhepunkt verspricht die neue "Zauberflöte" zu werden, die der Concentus Musicus Wien unter Leitung von Originalklang-Legende Nikolaus Harnoncourt erstmals auf Barockinstrumenten interpretieren wird.
Die Bregenzer Festspiele (18. Juli bis 18. August) gehen 2012 mit der Revolutionsoper "André Chenier" von Umberto Giordano ins zweite Jahr. Die im Sommer 2011 herausgekommene, effektvolle Inszenierung auf der weltgrößten Seebühne im Bodensee fand bei Publikum und Kritik große Zustimmung.