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Deutsche Theaterpreise für Neuenfels, Selge und Castorf
Staatskapelle Weimar will nahezu vergessene Liszt-Oper uraufführen. Foto: Hufner
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26. Juni 2021: Veranstaltungen aktuell +++ Veranstaltungen

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Start des Rheingau Musik Festivals - Steinmeier ermuntert Nachwuchs +++ Choriner Musiksommer +++ Junge Oper in Stuttgart würdigt den «Nesenbach» mit Chorstück +++ Pilot-Projekt: Berliner Philharmoniker spielen vor 6000 Menschen +++ Ramelow begrüßt Orgelsommer als Schritt in die Normalität +++ Theater Chemnitz baut auf durchgängigen Spielbetrieb in neuer Saison +++ Prag ehrt Komponisten Zemlinsky mit Konzertreigen +++ Bachbiennale in Corona-Jahr «für Weimar» +++

Start des Rheingau Musik Festivals - Steinmeier ermuntert Nachwuchs

Eltville - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in Corona-Zeiten verzweifelte Musikstudenten zum Durchhalten ermuntert. Die Pandemie habe ihnen vielfach Proben, vor allem aber Konzerte unmöglich gemacht, sagte das Staatsoberhaupt laut Mitteilung anlässlich der Eröffnung des Rheingau Musik Festivals (RMF) am Samstagabend in Eltville. «Aus Gesprächen weiß ich, dass nicht wenige von ihnen mit dem Gedanken gespielt haben, aufzugeben, weil sie um ihre Existenz fürchteten, weil sie keine Zukunft mehr sahen für sich und ihren Beruf», ergänzte Steinmeier. «Ich würde gern jede und jeden einzelnen von ihnen dazu überreden, durchzuhalten, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und ihrer Berufung zu folgen.»

Der feierliche Auftakt des RMF war zugleich als ein Benefizkonzert des Bundespräsidenten geplant. Er freue sich, dass diese Tradition nach mehr als zwei Jahren Pause wieder aufgenommen werden könne, sagte Steinmeier laut Mitteilung. Deutschland brauche einen «Neustart Kultur». Für das ausverkaufte Abendkonzert mit rund 650 Zuhörern in der großen Basilika des Klosters Eberbach hatte sich auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) angesagt. Auf dem Programm des hr-Sinfonieorchesters standen Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Jean Sibelius. Das einstige Kloster der Zisterzienser ist als Drehort des Filmes «Der Name der Rose» weithin bekannt.

Im vergangenen Jahr war das RMF als eines der größten vornehmlich privat finanzierten Festivals Europas der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. In diesem Sommer ist eine Rekordzahl von Konzerten mit klassischer Musik als Schwerpunkt geplant: Mit den Wiederholungen von Veranstaltungen bei verringerter Zuhörerzahl am selben Tag sollen es 209 Darbietungen sein. Auch Jazz und Popmusik sollen erklingen.

Die meisten Konzerte gehen in Hessen über die Bühne, aber auch im rheinland-pfälzischen Ingelheim sind einige geplant. Insgesamt erwartet das 1987 gegründete RMF rund 3000 Musiker aus dem In- und Ausland bei zahlreichen Spielstätten wie Kirchen und Weingütern, aber auch im Kurhaus und in der Brita-Arena in Wiesbaden. Die 34. Saison des Konzertreigens soll bis zum 5. September über die Bühne gehen.

 

«Wie gut sich das anfühlt!» - Choriner Musiksommer eröffnet

Chorin- Mit Beethovens Dritter Symphonie - auch als «Eroica» bekannt - hat der 58. Choriner Musiksommer in Brandenburg begonnen. Kulturministerin Manja Schüle eröffnete gemeinsam mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Wolfgang Thierse und weiteren Akteuren das musikalische Event im Kloster Chorin nordöstlich von Berlin. «Kultur live und direkt erleben - wie gut sich das anfühlt», sagte Schüle zur Eröffnung. Das Fest steht unter dem Motto «Europa».

«Musik vereint Menschen», betonte die SPD-Politikerin. Sie hoffe, dass Musikerinnen, Musiker und Musikfans «Voltaires Idee von Europa als 'großer geistiger Gemeinschaft' weitertragen». Das Festival bereichere das kulturelle Leben Brandenburgs und fördere den Kulturtourismus. Das Ministerium unterstütze den Musiksommer in diesem Jahr mit 36 000 Euro aus Lottomitteln.

Mehrere Festivalbetreiber hatten Mitte März in einem offenen Brief auf die existenzbedrohende Lage durch die Corona-Pandemie und den Spielausfall hingewiesen und Ministerien und Kommunalverwaltungen um Unterstützung gebeten. Insgesamt stellte das Ministerium ein Hilfsprogramm zum Ausgleich von Einnahmeausfällen in Höhe von mehreren Millionen Euro bereit.

Der Choriner Musiksommer wurde am 23. Mai 1964 gegründet. Das erste Konzert wurde nach Ministeriumsangaben für die Mitarbeitenden des Instituts für Forstwissenschaften in Eberswalde gespielt, die die Klosterruine damals verwalten. Zu dem Event in den mehr als 700 Jahre alten Mauern kommen jährlich Tausende Besucher.

 

Junge Oper in Stuttgart würdigt den «Nesenbach» mit Chorstück

Stuttgart - Die Junge Oper in Stuttgart würdigt den kanalisierten und versteckt fließenden Stuttgarter Nesenbach mit einem kurzen eigenen Chorstück. Das halbstündige «Straßenoratorium» der Komponistin Susanne Hinkelbein wird an acht Abenden und vom 3. Juli an «open air» aufgeführt. Die Inszenierung folge dem Lauf des Nesenbachs und setze ihm ein Denkmal, kündigte die Junge Oper vorab an.

Gespielt und erzählt werde von Tragödien, Kloaken und Frischwasser, von der Natur, von Betondeckeln und Wasserspeichern. Gesungen wird das Werk jeweils an Orten, die am Bachlauf liegen. Geplant seien die Abende als eine Art Flashmob. Die Orte der kostenlosen Vorstellungen sollen kurzfristig über Instagram bekanntgegeben werden, sagte die Leiterin der Jungen Oper, Elena Tzavara.

Der rund 13 Kilometer lange Nesenbach entspringt im Stadtbezirk Vaihingen und floß früher durch Stuttgart. Einst eine wichtige Trinkwasserquelle, wurde er auch wegen des Gestanks und Schmutzes zunehmend überwölbt. Mittlerweile ist der Nesenbach ins Stuttgarter Kanalnetz integriert und mündet nicht mehr im Neckar, sondern in einer Kläranlage. Schon vor Jahrzehnten sollen Planer in der Stuttgarter Stadtverwaltung ein Konzept für den Bach erarbeitet haben, dessen Lauf einst den markanten Talkessel geformt hat.

Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) spielt erneut mit diesem Gedanken. «Die Stadt soll blauer werden und mehr Wasseranteile erhalten», verspricht er. Deswegen prüfe die Verwaltung, wo und wie der Nesenbach sichtbar fließen könne.

 

Pilot-Projekt: Berliner Philharmoniker spielen vor 6000 Menschen

Berlin - Die Berliner Philharmoniker geben am Samstag (20.15 Uhr) ihr traditionelles Konzert in der Waldbühne. Diesmal spielen sie vor rund 6000 Zuschauerinnen und Zuschauern als Pilot-Projekt unter Corona-Auflagen. Es ist nach Angaben der Veranstalter die erste kulturelle Berliner Großveranstaltung, die nach der Zwangspause unter Pandemiebedingungen realisiert wird.

Unter der Orchester-Leitung von Wayne Marshall und mit dem Schlagzeuger Martin Grubinger stehen Werke von George Gershwin, Leonard Bernstein und John Williams auf dem Programm. Das Konzert wird live im RBB-Fernsehen und im Radiosender RBB Kultur sowie in der Digital Concert Hall der Philharmoniker übertragen.

Das Waldbühnen-Konzert vor normalerweise etwa 20 000 Gästen ist traditionell für das Orchester der Ausklang der Saison. Die Berliner Philharmoniker mussten wie andere Orchester lange auf Auftritte vor großem Publikum verzichten. Im März gab es ein erstes Testkonzert vor rund 1000 Menschen. Mittlerweile spielen die Philharmoniker wieder vor Publikum.

Gäste brauchen in der Waldbühne einen negativen Coronatest oder einen Nachweis, dass sie geimpft oder genesen sind. Für das Konzert wird der sogenannte BärCode benötigt, der bei der Einlasskontrolle gescannt wird.

 

Ramelow begrüßt Orgelsommer als Schritt in die Normalität

Erfurt - Vor dem Start des 30. Thüringer Orgelsommers hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) auf die Bedeutung der Konzertreihe für die Kultur in Zeiten der Pandemie aufmerksam gemacht. «Für mich ist dies alles ein ganz großes Ausrufezeichen für unsere Kultur in schwierigen Zeiten, die unsere Gesellschaft immer noch in besonderem Maße fordern», erklärte Ramelow im Vorfeld des Orgelsommers, der am Samstag startet. Die Möglichkeit des Live-Erlebnisses sei ein wichtiger Schritt bei der Rückkehr in den Normalbetrieb.

Bis zum 25. Juli sollen rund 40 Orgelkonzerte vor allem in den Kirchen des Freistaates stattfinden. Für Sonntag ist ein Sonderkonzert mit dem Titel «Die Orgel als Instrument des Jahres 2021» mit dem US-Organisten Cameron Carpenter in der Johann-Sebastian-Bach-Kirche in Arnstadt geplant.

Ramelow ist Schirmherr des diesjährigen Thüringer Orgelsommers.

 

Theater Chemnitz baut auf durchgängigen Spielbetrieb in neuer Saison

Chemnitz - Nach der Erfahrung monatelanger Corona-Abstinenz bereitet das Theater Chemnitz mit «trotzigem Optimismus» die neue Spielzeit vor. «Wir wollen die gesamte Saison für unser Publikum da sein», betonte Generalintendant Christoph Dittrich am Freitag zur Vorstellung des Spielplans 2021/22. Es werde im Herbst und Winter pandemiebedingt wohl eine Herausforderung sein, das richtige Maß zwischen Spielfreude und notwendiger Vorsicht zu finden. Ziel sei aber, Einschränkungen gering zu halten und erneute Schließungen der Häuser zu vermeiden.

Eröffnet werden soll die neue Spielzeit im Opernhaus mit der Premiere des Rock'n'Roll-Musicals «Footloose» von Tom Snow und Dean Pitchford. Auch Wagner-Fans sollen auf ihre Kosten kommen mit «Tristan und Isolde» in einer Inszenierung von Elisabeth Stöppler. Zudem holen die Theaterleute den Ost-Fernsehklassiker «Spuk unterm Riesenrad» als Musiktheaterstück auf die Bühne. Das Ballett begibt sich derweil auf die Spuren des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff mit einem Abend unter dem Titel «Wieso ist die Nase blau?».

Für Schauspiel und Puppentheater steht in der kommenden Spielzeit ein Umzug an. Grund ist die Sanierung des Schauspielhauses. Im ehemaligen Spinnereimaschinenbau als Interim soll es ab Oktober erste Vorstellungen geben. Auf dem Programm beider Sparten stehen auch zwei Inszenierungen zum bundesweiten Projekt «Kein Schlussstrich!» anlässlich des Auffliegens der NSU-Terrorzelle vor zehn Jahren.

In einem Stück dazu begeben sich Künstler der freien Szene zusammen mit Jugendlichen der Stadt auf Spuren der Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger, die 1941 in einem deutschen Arbeitslager starb. Den Erfahrungen von Vietnamesen in Deutschland widmet sich das Figurentheater. Unter dem Titel «So glücklich, dass du Angst bekommst» sollen Geschichten von Chemnitzer Frauen aus Vietnam im Spannungsfeld von Migration, Integration und Arbeit erzählt werden.

 

Prag ehrt Komponisten Zemlinsky mit Konzertreigen

Prag - Zum 150. Geburtstag des österreichischen Komponisten und Dirigenten Alexander Zemlinsky richtet Prag im Oktober ein Festival aus. Zemlinsky (1871-1942) wirkte lange in der heutigen tschechischen Hauptstadt. An der Staatsoper werden am 10. Oktober in einer Weltpremiere Fragmente einer nie fertiggestellten Oper aufgeführt, wie die Veranstalter am Donnerstag mitteilten. Sie beruhen auf der gleichnamigen Erzählung «Malwa» des russischen Schriftstellers Maxim Gorki. Auf dem Programm stehen zudem vier weitere Konzerte mit Werken Zemlinskys und seiner Zeitgenossen.

Das Festival findet im Rahmen des deutsch-tschechischen Kulturprojekts «Musica non grata» statt, das von der Bundesregierung gefördert wird. Es soll an die reiche Prager Musiktradition vor dem Zweiten Weltkrieg anknüpfen und von den Nationalsozialisten verfolgte Künstler wiederentdecken.

Zemlinsky war von 1911 bis 1927 Musikdirektor am Neuen Deutschen Theater in Prag, in dessen Gebäude sich heute die Staatsoper befindet. Nach Stationen in Berlin und Wien flüchtete der Künstler jüdischer Herkunft 1938 mit seiner Frau ins Exil in die USA, wo er 1942 starb. Zu seinen bekanntesten Werken zählt seine «Lyrische Symphonie» nach Gedichten des indischen Literaturnobelpreisträgers Rabindranath Tagore.

 

Bachbiennale in Corona-Jahr «für Weimar»

Weimar - Die 8. Bachbiennale in Weimar wird in diesem Jahr einmalig umbenannt in Bachbiennale «für Weimar». Das «für Weimar» sei im doppelten Wortsinn zu verstehen, sagten die Organisatoren am Donnerstag bei der Vorstellung des Programms. Nach langer Stille gebe es vom 2. bis zum 11. Juli endlich wieder Musik für die Menschen in Weimar und Gäste der Stadt. Auch werde in diesem Jahr verstärkt mit regionalen Künstlern und Künstlerinnen gearbeitet, die von der Corona-Pandemie und den Maßnahmen zu Eindämmung des Virus schwer getroffen worden seien. 50 Veranstaltungen unter dem Motto «Bach natürlich» sollen das Publikum an den Barockmusiker erinnern.

Das Konzert «Natürliche Perlen» soll am 2. Juli das Festival eröffnen. Programmhighlights sind aus Sicht der Veranstalter auch das Konzert «Bach privat» am 9. Juli mit Cembalist Andreas Staier & Ensemble sowie das Barockfest am 10. Juli im Schießhaus Weimar.

Unter dem Titel «Bach mal spontan» erwarten das Publikum zudem bei freiem Eintritt Brunnen- und Marktkonzerte unter freiem Himmel. Neben Konzerten an Bach-Orten, Stadtführungen mit Musik und dem Barockfest sollen auch kleine Konzerte die Musik Bachs in Weimarer Kindergärten und Seniorenzentren transportieren.

Weimar war für den in Eisenach geborenen Johann Sebastian Bach (1685-1750) zweimal für längere Zeit wichtige Lebensstation: 1703 sowie von 1708 bis 1717. Als Hoforganist schrieb er dort wichtige Werke, seine ersten sechs Kinder wurden hier geboren.

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