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nmz 4/2024. Titelseite.

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Mehr April wagen!

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Editorial von Rainer Nonnenmann
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Gegen Sparmaßnahmen und Schließungen im Kulturbereich werden täglich Protestnoten verschickt. Aber in all diesen Noten steckt keine Musik. Das Stakkato der Appelle hat weder Melodie noch Klang. Ebenso wenig bilden die vielen Einzelstimmen einen schreienden Tuttiakkord, der die Verantwortlichen zur Umkehr brächte. Mit mantraartiger Routine beharren Kultur- und Musikverbände auf der Wichtigkeit von Kunst, Kultur, Musik. Doch alles Versendete versandet im World Wide Web.

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Die Bühnengewerkschaften GDBA und BFFS riefen die nach „Normalvertrag Bühne“ an Stadt-, Landes- und Staatstheatern Beschäftigten zur Arbeitsniederlegung auf. Mit Solidaritätsstreiks beteiligten sich auch VdO und unisono. Erstmalig streikten alle vier Gewerkschaften gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen. Allerdings ließ man die Arbeit zu einem Zeitpunkt ruhen, da ohnehin nicht gearbeitet wird, nämlich während der halbstündigen Probenpause. Statt in der Kantine Kaffee zu trinken, trug man Spruchbänder vor die Theater. Die Demonstration sollte offenbar möglichst störungsfrei ablaufen. Warum so reibungslos, zahm, verwaltet? Die Akademie der Künste Berlin hatte im Dezember immerhin zu „Minutenstreiks“ aufgerufen, um Aufführungen abrupt zu unterbrechen und Zeichen gegen Kulturkürzungen zu setzen.

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nmz 4/2024. Titelseite.

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Was ist los mit den Kreativen? Wo bleiben einfallsreiche Formen von Protest und Konfrontation, um Kulturabwickler zur Rede zu stellen? Was ist mit irritierenden Interventionen vor Senatsversammlungen, Kulturämtern oder in Bahnhöfen, Shoppingmalls und überall da, wo man viel Öffentlichkeit und Publikum erreicht? Adressat ist schließlich nicht bloß die Politik, sondern der Souverän, der diese gewählt hat. Es ist Zeit für neue Wege des zivilen Ungehorsams. Statt passiv-friedlicher Sit-Ins braucht es singende Stand-Ups und grelle Fluxus-Aktionen sirrender Streicher gegen Streichkonzerte. Oder Flash Mobs mit von allen Taranteln gestochenen Veitstänzen, markerschütternde Trommelwirbel und jerichomäßige Blechbläserattacken, Demos mit Spottliedern, Happenings mit herzzerreißenden Lamenti und dämonischen Wut-Arien. Schock- und Winterstarre waren gestern: Auf geht’s, im April macht die Musik, was sie will!

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