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nmz 2025/05 – Seite 40

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Welt in Musik und umgekehrt

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Uraufführungen 2025/05
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Musik wird immer häufiger als defizitär wahrgenommen, wenn sie ohne Worte, Szene, Bilder, Handlung, Botschaft auskommt. Denn Veranstalter, Auftraggeber, Förderer und Publikum möchten lieber genau wissen, um was es geht. Es mangelt an Bereitschaft, sich „nur“ hörend auf tönende Gebilde einzulassen, um in Zwiesprache mit den Klängen, Strukturen, Formen und anderen ästhetischen Kategorien selbst zu erleben, was Sache ist. Statt von vieldeutigen oder nichtssagenden Kompositionen womöglich frustriert zu werden, verlangt man eindeutige Inhalte, Themen, Aussagen. Vielleicht werden deswegen gegenwärtig so viele Opern, Oratorien und Lieder geschrieben? Verhandelt wird darin das pralle Leben: Fußball, TikTok, Comics, Heilige, Märchen, Wirtschaft, Politik, Natur, Lebensläufe, Menschheitsgeschichte…

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Die diesjährigen Schwetzinger Festspiele eröffnen am 2. Mai im Barocktheater mit der Uraufführung von Mike Svobodas „Adam und Eva“ nach Peter Hacks’ gleichnamiger Komödie. Am 8. Mai präsentiert das Theater Ulm die posthume Uraufführung der Oper „Le petit pauvre d´Assise“, die Charles Tournemire 1939 kurz vor seinem Tod vollendete. Am 10. Mai zeigen Simon Mack und Andreas Hillger erstmalig „Exportschlager. Ein deutsches Singspiel“ auf der Brechtbühne im Gaswerk Augsburg. Am 17. Mai treibt Anno Schreier „Die blaue Sau, Eine Superheldenoper für Kinder und Familien von 8 bis 92 Jahren“ durch das Opernhaus Bonn. Am 18. Mai erkundet Unsuk Chin an der Staatsoper Hamburg in zwei Akten und zehn Bildern „Die dunkle Seite des Mondes“.

Im Vorfeld der Frauen-Fußball-Europameisterschaft 2025, die in Basel startet und endet, präsentiert das Stadtcasino Basel am 22. Mai „Der 7. Himmel – Ein Fussballoratorium für Basel“ von Moritz Eggert auf Texte von Wolfgang Bortlik. Die zwei Halbzeiten von insgesamt neunzig Minuten plus Vorbericht und Nachspielzeit ermöglicht eine Kooperation mit dem FC Basel 1893 und freundliche Unterstützung der Host City UEFA Women’s Euro 2025 „Basel. Aus Leidenschaft am Ball“. Vierhundert Rheinkilometer abwärts bringen am selben Tag Valerij Lisac und Lara Pietjou in der Alten Feuerwache Köln mit „AMUSING OURSELVES TO DEATH“ eine „Polit-Oper“ zum Absturz, die das „Politainment“ in Talkshows und Sozialen Medien performativ zu demontieren verspricht.

Weiter geht der Premieren-Reigen mit gleich drei Uraufführungen am 24. Mai: im Curio-Haus Hamburg gibt es Rodolphe Bruneau-Boulmiers „Die Illusionen des William Mallory, Aufstieg und Fall eines Underdogs in Anlehnung an eine wahre Begebenheit“; das Theater Bremen bringt Elmar Lampsons „Wellen“ erstmalig auf die Bühne; und das Theater Hagen präsentiert mit „Peter Pan“ eine „Oper von Kindern für Kinder“ der Klassen 1 bis 4 von Camille van Lunen auf ein Libretto von Anja Schöne nach dem Roman von J. M. Barrie. Ebenfalls am Theater Hagen folgt am 31. Mai Charlotte Brays Oper „American Mother“. Mehr Welt geht nicht in Musik! Doch ob und wieviel Musik in dieser Überfülle an Themen und Erzählungen steckt, bleibt abzuhören.

Weitere Uraufführungen

  • 02.–04.05.: Wittener Tage für neue Kammermusik mit neuen Werken von Glojnarić, Tsao, Finnessy, Miller, Adámek, Bhatti, Samawatie, Kishino und anderen
  • 03.05.: Steffen Schleiermacher, Nebelwunde für Ensemble, Gewandhaus Leipzig
  • 06.05.: Manfred Trojahn, Trame lunari für Viola, Klavier und Kammerorchester, Elbphilharmonie Hamburg; Dobrinka Tabakova, Konzert für Akkordeon, Liederhalle Stuttgart
  • 09.05.: Günter Werno, Anima Two: Helliconia für Band und Orchester, Fruchthalle Kaiserslautern
  • 9.–18.05.: Festival ACHT BRÜCKEN Köln mit Ur- und Deutschen Erstaufführungen von Andre, Aperghis, Champeaux, Chin, Etxabe, Khorkova, Parra, Žuraj
  • 11.05.: Johannes S. Leung, Klaviertrio, kleine Laeiszhalle Hamburg; Lera Auerbach, Adam’s Lament, Die Glocke Bremen
  • 23.05.: Carlos Cárdenas, Evocaciones, SR Sendesaal Saarbrücken
  • 24.05.: Nikolaus Brass, on grief and sorrow, cold songs; Mark Andre, neues Werk, Universitätskirche St. Ludwig München
  • 31.05.: Mark Andre und Enno Poppe, „Hommage à Pierre Boulez“ bezogen auf dessen „Notation“ V bzw. VI, Festspielhaus Baden-Baden
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